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lassen Das verdroß ihn. Nach geschehe ner Visitation ging er gleich wieder zum Thore hinaus. In einigen Minuten kehrte er zurück. Der Visitator ließ ihn ruhig gehen. Moritz aber kehrte sich um, und rief den Visitator: „He da, Freund! — „Was giebrs?" — „Visilir Ec mich!" — „Das ist nicht nöthig."— „Er muß Jeden visikiren, der ins Thor kommt. Mach er keine Umstände! Das ist seine Pflicht." — Moritz bestand auf einer nochmaligen Vi- sitatkon. Nachdem solche geschehen war, ging er wieder vorS Thor, und wiederholte die Scene von vorher, bis der Visitator ihm nochmals die Taschen untersucht hatte. Nun sagte er zu ihm: „Mein Freund, man muß einen Unterschied machen. Ich gehe zu meinem Vergnügen spazieren, nicht aber um heimlich Contrebande einzubringen. Ich bin der Professor Moritz; Er kann mich sicher passiren lassen." Nach der Zeit pas- sirte er das Thor unangefochten. Hmath eines Pfarrers mir, einer zweimal t>on ihren Verlobten verlaucncn Braut. In einem Dorfe in der Grafschaft Caer- mathen bewarb sich Vater und Sohn zu» gleich um die Hand eines jungen, hübschen Mädchens. Das Mädchen schwankte zwischen Vel den. Der Sohn gefiel ihr zwar mehr, aber der Vater war wohlhabender. Der Erstere stand von seinem Vorhaben ab, und es wurde der Tag zur Trauung mit dem Vater an gesetzt. Dieser hatte noch zwei erwachsene Töch ter; Beide und auch die Nachbarn stellten dem alten Manne so dringend vor, wie un. schicklich und mißlich eine Heirath zwischen ihm und einer so jungen Person sey, daß er seinen Vorsatz aufgab und andembesiimmtenTrau- ungStage nicht in der Kirche erschien. Die Braut mußte also unverrichteter Sache wieder in das älterliche Haus zurück kehren. — Sie war darüber sehr aufgebracht, und als bald darauf der Sohn seine früheren Bewerbungen wieder anknüpfce, fand sie kei nen Grund weiter, ihm ihr Jawort zu ver weigern. Der Trauungstag wurde anberaumt, und die Braut fand sich zur priesterlichen Ein segnung zum zweiten Male in der Kirche ein. Doch auch dießmal erschien der Bräu tigam nicht; seine Schwestern stellten ihm vor, wie er sich wenig Liebe von einer Gat tin versprechen könne, die aus Eigennutz seinem Vater früher den Vorzug vor ihm gegeben habe, und der Letztere drohte, aus einer Art von neidischer Eifersucht, seinen Sohn zu enterben, wenn er die Ehe schlösse. Der Geistliche, dem das Mädchen gefiel, sagte zu der Verlassenen: „Ich sehe wohl, daß Sie nie unter die Haube kommen werden, wenn es so fort geht. Um der Sache ein Ende zu machen, biete ich Ihnen meine Hand an." Die Dirne war es zufrieden, und nach Verlauf von vier Wochen wurde sie mit ihm ehelich verbunden.