Volltext Seite (XML)
( 0 zweimal im Arreste gesessen, und das eine Mal, wegen des Distancehaltenö, war ich obendrein außer Schuld, mein Vorder mann versah es. Aber, Sie müssen ja das wissen — wie wird es denn da oben seyn? — Eine Art von Militär muß es doch auch da geben." Der Feldprediger antwortete mit eini ger Verlegenheit: Herr Oberstwachtmei- ster! Etwas Bestimmtes hierüber zu sa, gen, ist kein Mensch im Stande; daß es jedoch im Himmel keine Soldaten geben wird, ist wohl nach Schlüssen der Ver- nunft ziemlich gewiß. „Keine Soldaten? rief der Major un- muthig: das wäre der Teufel! — Warum denn nicht? Sapperment!" Der Geistliche entgegnete: Weil die Bewegungsgründe, aus welchen man sich hier ans Erden zu bewaffnen pflegt, Zwist und Eroberungssucht, im Himmel Wegfäl len, wo nur Eintracht seyn soll: so ist auch kein Grund denkbar, daß man dort oben Militär nöthig hat. Der alte Stabsoffizier war keineswe- ges mit dieser Erklärung zufrieden. Aer. gerlich sagte er: „Wer nun aber nichts anders gelernt hat, als das Soldatenme tier; was soll denn der im Himmel an fangen?" Höchst verdrießlich stand er vom Tische auf und entfernte sich. Napoleon Der berühmteste Taschenspieler unserer Zeit, Olivier, der auch in Leipzig und Dresden die sprechendsten Beweise seiner großen Fertigkeit in dergleichen Taschen spielerkünsten gab, war in der früher» Zeit oft um Napoleon. Eines Tages mußte er vor diesem und seinem Hofe einige Stücke seiner Kunst zeigen. Unter andern warf er ein Stück Geld weg, das er vor« her gezeigt hatte. Napoleon fragte: Wo ist das Geld? — „In der Rocktasche des Marschall Brune."— Man fand das Geld wirklich dort, und Napoleon rief sogleich: ces ^Vlessleurs sont cl'accorck. (Er vermuthete dieß, weil Beide in Aegypten gewesen waren.) Der Marschall kam da durch in einige Verlegenheit, und um ihn dieser zu entreißen und den Kaiser zu über- und Olivier. zeugen, daß er nicht mit ihm einverstanden sey, äußerte Olivier den Wunsch, dasselbe Stück noch einmal machen zu dürfen, und bat zugleich im Voraus wegen der Kühn heit, die er sich erlauben würde, um Ver zeihung. Der'Kaiser gestattete es. Oli vier warf nun abermals ein Geldstück weg, und erwiederte auf des Kaisers Frage: wo es sey? „Unter Ew. Majestät linkem Epaulette." Napoleon fand das Geld an dem bezeichneten Orte, sah sich sogleich um, ob vielleicht Jemand hinter ihm stünde, und warf dann das Geld, scheinbar wü-, thend, auf die Erde, beruhigte aber den erschrockenen Olivier sogleich durch die Worte: Danken Sie Gott, daß Sie nicht vor hundert Jahren gelebt haben! Sie würden verbrannt worden seyn! —