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den vdr, die in ihrem Vetfaale — oder Synagoge — zusammen gekommen sind, um feierlichen Gottesdienst zu halten. Sie neunen diese Zusammenkünfte sowohl als auch den Ort, wo sie sich versammeln, gewöhn lich S ch u l e. Die Juden weichen schon im Aeußerlichen von der Art und Weise unserer gottcödiensilichen Versammlungen sehr ab. Gei uns erscheint Alles mit entblößtem .Haupte; anders ist cs bei Jenen. Die Juden meinen, Gott sey viel zu erhaben und groß, «lsdaß solch äußeres Kennzeichen von Vereh rung, — das man noch dazu auch den Men. schen zu erweisen pflege, — ihn wirklich ver herrliche und die reinen, dankbaren und erge benen Gesinnungen und Gefühle unsere Her- zens ausdcücken könne. Daher erscheinen sie bei ihren gottesdienstlichen Versammlungen nicht anders, als mit bedecktem Haupte. Zu Jesu Zeiten hatte jeder Jude daS Recht, in den Versammlungen Religion-, Vorträge zu halten, jetzt thun es gewöhnlich nurdie Rabbiner. In alten Zeiten lebten die Juden allein nach dem Gesetze Mofis. Spä ter, etwa 50V Jahre nach Chr. Geb - voll endete ein Heiliger, NameNS RabbiJuda, den Talmud, welches Gesetzbuch von den zerstreuten Juden als Glaubrnsregel ange, kommen wurde und auch bis jetzt noch gilt. In den religiösen Versammlungen der Jude» wird neben den Vorträgen und Adle, jungen von Psalmen durch die Rabbiner, viel gebetet. Das Beten geschieht laut; dök Vorderer fängt an, dann stimmen Alle z«. gleich mir ein — welches wegen der mancher, lei Stimmen viel Lärm verursacht; dabei stehet der Jude nicht stille, sondern neigt und geberdet sich zum disharmonischen Gemurmel iu allerlei Stellungen, was ein seltsames Schauspiel g-währt. Gewöhnlich richtet der betende Jude sein Angesicht «ach der Morges- gcgend, wo Jerusalem liegt. In den ältesten Zeilen war keine Stundendes Tages zum Ge bete besonders bestimmt; Daniel betete aber schon des Tages dreimal und nach der Apostel geschichte scheint Morgens, Mittags und Abends die gewöhnliche Betzeit gewesen zu ' scyn, welches denn auch zum christlichen Ge brauch geworden und in frommen Familien bis heute noch in Hebung steht. Bekanntlich sind die Juden in der ganzen Welt zerstreut und sie haben als Nation für sich selbst keine Heimakh oder Vaterland mehr. Die Anzahl der Juden in Europa ist wenigstens auf 2 Millionen Köpfe zu rechnen. JnPolenallein lebten vorderTheilung dieses Landes 422,000 und in Deutschland 300,000 Juden. .InRußland leben 400,800 und in Oestreich 415,000 Juden. In Ansehung des Charakters und der Gewerbe bleibt sich der Jude unter allen Him melsstrichen gleich. Ihre Beschränkung auf Geldwechsel und Handel hat ihrem Charakter die Züge eingeprägt, wodurch sie ein Gegen stand von geringer Achtung wurden. Ohne Ehre, Vaterland und Freiheit glaubt der ge meine Jude durch die Künste des Betrug- und der Lügen sich nicht tiefer herabzuwürdi gen, als er in den AugnI der mehrsten Men- schen schon steht. JuLen neuern Zeiten ist je doch viel zur Verbesstning des bürgerlichen und moralischen Zustandes der Juden ge schehen. Im Jahre 1806 belief Napoleon 100 der reichsten und angesehensten Juden nach Pari- zu einem Sanhedrin, um zu beralh. schlugen, wie die Judenschaft mit dem übri gen bürgerlichen Leben za vereinigen sey; hierüber ist aber kein anderer Erfolg bekanür geworden, als daß durch ein kaiserl Decret die Juden zurLonsrription gezogen wurden, übrigens aber nur dieMgen Juden für frarr-.