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( 0 ) klgsten nicht leicht, fein« Frau zu erkennen, wenn sie jhne auch auf der Straße begegnet. Diese unaufhörliche Vermummung verstattet den türkischen Frauen, auch ihren Ergötzun gen nachzugehn. Die Bäder sind diejenigen Orte, wo die türkischen Schönen zusammen kommen. Sie befinden sich hier im natür lichen Zustande, ohne weder Schönheit noch Fehler zu verbergen. Hier werden alle Stadtneuigkeiten zusammen getragen, auch Kaffee und Sorbet getrunken, oder sonst die Zeit mit Unterhaltungen hingebrachk. Das mehrgeputzte niedliche Weibchen mit den rothen Aermeln ist eine Frau von der Insel Scio, welche die schönste unter den griechischen Inseln ist. Nebhügel, frucht bare Gärten und Thäler wechseln auf der selben mit hohen Gebirgen ab. ImInnern des Landes giebt es ganze Wälder von Po meranzen, Citronen und Granatbäumen. Ein fast immerwährender Frühling herrscht auf Scio und di» Sommerhitze wird durch kühlende Nächte gemindert. Daß die Frauen bei den gewöhnlichen Tagsgeschäften nicht die Kleidung anhaben, wie sie hier abgebil det ist, versieht sich von selbst. Die Insel Scio wurde im May 1822 der blutige Schauplatz gräulicher Ver heerung. Die griechischen Bewohner der selben, aufgereizt durch den allgemeinen Kampf der griechischen Nation mit ihren Zwingherr.en, wollten gleichfalls das türki sche Joch abschütteln, aber die Folgen wa- rey schrecklich. Eine türkische Flotte erschien und 25000 Türken fielen, gleich blutdürsti gen Tigern, über die Bewohner der Insel her. In wenig Tagen war Alles, ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht, ermor det und verwüstet. Vergebens kamen die tapfer« Ipfarrs- ten wenig» Tage nachher- um ihren Brü dern zu helfen; aber daS Morden und Um bringen war vollbracht. Ob nun schon durch griechische Brander die türkische Flotte in Brand gerieth und mehrere Schiffe in die Luft gesprengt wurden, so konnte doch die Niederlage des Kapudan-Pascha jenes gräß liche blnheil auf Scio nicht wieder gut ma chen.— Der Kampf für die griechische Frei heit dauerte mehrere Jahre mit fast überna türlicher Aufopferung dieses bedrängten Volkes, noch fort, wobei sich zugleich ein Krieg zwischen Rußland und der Pforte entspann, welcher jedoch im Jahre 182Ü sich endigte und zum Vortheil des russischen Reichs ausfiel. Griechenland wurde zwar bei dem Friedenschluffe als selbstständiges Reich anerkannt, indem ihm zugleich engere Grenzen gesetzt wurden; da aber alle Hülft- quellen in diesem Lande so sehr erschöpft waren und die innere Ruhe selbst noch nicht ganz hergestellt werden konnte, so blieb das Schicksal desselben- bis jetzt immer noch un entschieden. Die Krone Griechenland- wurde dem Prinzen Leopold von Sachsen-Coburg anzekragen, dieser aber hat derselben, aus gewissen Gründen, entsagt. Weniger Putz machen di« griechischen Frauen aufMorea, wie solches die andern drei Figuren aufder Abbildung darstelle. Ihr lan ges Oberk'.eid ist von lebhaftererFarbe, als bei den Türkinnen, gewöhnlich roth, purpurfar big, btau und gelb. Einen bunten Shawl biadewsit um den Kopf, ohne das Gesicht zu verhüllen nud die Enden hängen nach Laune herab. Unter den Oberkleiderir haben alle morgenländifcheFrauen noch sonderbare und meist reiche Kleidungen. Jtaliänische Hule und falsche Locken kommen aber durchaus gar nicht vor. Auf den andern Inseln des Archi pel» sindku sich viele schöne Figuren Mit beson- ders ausgezeichneter Tracht: