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— 0 ihr schleichen sehen, und zum Geständ nis daß ich die Nacht über bei ihr ge wesen, gebracht: aber kein Mensch außer ihm wisse davon und solle etwas wissen, wenn — Gott ist Zeuge dieser Verleumdung und meiner Unschuld! rief sie fast ver zweifelnd , wollte sich mit Gewalt loS- niachen, und da seine Unverschämtheit aufs Höchste stieg und sie einer Hand mächtig werden konnte, gab sie ihm ein sehr verständliches Zeichen ihrer Ver achtung auf den Backen. Wüthend und außer sich, vergaß der Mensch, wie sehr er sie beleidigt hatte, und glaubte, diesen Schimpf zu rächen, dürfe er sich alles erlauben. Er sprach also im ganzen Hause von ihr als einem kleinen unverschämten Dinge.-- O, ich weiß, was ich rede, sagte er; ich habe Beweise! - Und nun erzählte er die Geschichte jenes Morgens jedem, der sic nur hören mochte. (Die Fortsetzung folgt.) Die S ch w e f e l h o l z ch e n. (Eine wahre Ein bekannter, nicht längst verstör- bener Gelehrter in Paris, lVlousieur äe la xjgce, speiste eines Tages, vor ""hrern Jahren bei einem der ersten Banquiers. "Beim Nachtisch brachte man dem Wirth ein Paquet Briefe. Er durchlief sie flüchtig; nur einer dar- unter fesselte seine Aufmerksamkeit und schien ihn so sehr in Verwunderung zu setzen, °daß die ganze Tischgesellschaft ihn neugierig betrachtete. „Urtheilen Sie selbst, sagteer, ob ich nicht erstau nen muß? ich erhalte hier einen Wech sel von 20,000 Livres, auf der Stelle zahlbar, von einem meiner Correspon- denken in Cadip, dessen Redlichkeit und Vorsicht mir gleich bekannt sind, und dieser Wechsel ist gezogen auf Herrn Mey, einen Holzkrämer in der Stra ße St. Apolline. Kennt Jemand un- ker Ihnen einen solchen Krämer?" Geschichte.) Keiner hatte den Herrn Mey jemals nennen hören. Der Banquier ließ sei nen Cassirer rufen, der eben so wenig davon wußte und meinte, da man eben die Fasinachtslustbarkeiten feiere, so habe man sich vielleicht einen platten Scherz erlauvt; das Kürzeste werde seyn, den Zettel zurück zu senden. Da erhub der bekannte Gras von Caylus, der gegenwärtig war, seine Stimme: „man solle doch versuchen, zu erfahren, ob in der Straße St. Apolline ein sol cher Mann wohne? Ich habe ohnehin nach Tische ein Geschäft in jener Ge gend, und bin erbötig, mit dem Cas sirer dahin zu fahren." Der Vorschlag wurde angenommen und auch äe la klace setzte sich mitin den Wagen. Sie fuhren geradesweges nach der bezeichneten Straße, fragten von Haus zu Haus, fanden nirgend, was sie such-