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— 0 — daß Sie sich entfernen; wo nicht, so will er seine Anstalten dazu machen! Sie sehen, liebster Freund, wie viel mir daran liegen muß, daß die Sache in der Stille abgemacht werde. Sie sind das Opfer meiner verderblichen Unvorsich tigkeit; zürnen Sie nicht, da Sie auch der Grund derselben sind! Retten Sie mich, ich beschwöre Sie! Vermeiden Sie eine Untersuchung, die mich in das schrecklichste Elend stürzen müßte! Ich habe Ihnen meinen Ruf, meine Ruhe, mein Leben anvertraut; Sie wären der unempfindlichste aller Männer; wenn Sie nicht aus Großmuth sich mit Be hutsamkeit in die Umstände fügen woll ten. — Mein Blut stürmte siedend durch die Adern, daß ich einem so elenden Men schen gehorchen sollte. Jndeß -- das Recht war auf seiner Seite. Sollte ich ihn fodern, und nachdem ich mich an seinem Bruder vergangen, mich auch an ihm vergehn? Nein! Du willst ihm das Feld räumen — ent schloß ich mich. Aber schweigen soll er über die ganze Sache: oder — O, da seyn Sie unbesorgt, fiel mir die Dame ein. Er selbst hat mich so angelegent lich um Nachsicht mit dem armen Kin de gebeten, und um Verzeihung ihrer Schwäche; und ich habe sie unter der Bedingung versprochen, daß kein Mensch ein Wort vom Vorgefallenen erfahre, was er mir denn hoch und theuer versprochen hat. Ich reiste also den Morgen darauf ab. Der junge Mensch war dadurch befriedigt und beeifcrte sich aus allen Kräften, Dorchen in den Augen ihrer Frau zu rechtfertigen. Mein Leben wollt' ich verwetten, sagte er, sie iß nicht mit ihm einverstanden gewesen, sondern der abscheuliche Mensch hat sie im Schlafe überfallen wollen! — Im Herzen war der Mensch aber von der Unschuld des Mädchens keineswegs so überzeugt, als er cs zu seyn vorgab. Er wollte Vorthcil von ihrem vermein ten Geheimniß ziehen, und Lohn haben für die treue Verwahrung desselben. Er machte nun weniger Umstände mit ihr, drängte sich ihr unartig auf, M tzelte über den Widerstand, den ek fand, schnickerte erst im Allgemeinen, dann beziehender, über die große Sitt samkeit und Delikatesse der hübschen Mädchen von gewissen Jahren; meinte, die Leute wären aber so garstig, zu be haupten, die hübschen Mädchen von gewissen Jahren blieben nicht immerso streng, wenigstens nicht gegen alle Män ner, und am allerwenigsten, so kur; vor Anbruch der lieben Morgenrötheu. Das Erröthen der Unschuldigen, ihre Verlegenheit über das Kränkende ihrer Lage, dergleichen Ungezogenhei ten hören zu müssen, mißdeutete der Elende. Er wurde bestimmter. DaS Kind brach endlich entrüstet in Thronen aus und wollte sich entfernen. Der Mensch mißdeutete daSnochmehr, und um sie ganz zu demüthigen und dann desto leichter zu überwältigen, nannte er meinen Namen, faßte sie fest und hielt sie mit Begierde; zischelte ihr mit Eifer zu, sie sollte das Zieren lassen, er selbst habe mich des Morgens von