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der Ehrfurcht gebietende Blick, das Zutrauen einflößende Auge, bezeugten ftine Würde. Freundlich redete er unfern Hanns an: „Willkommen, zu künftiger Herr Gevatter! wirst hungrig seyn und durstig, komm, iß und trink!" Unwillkührlich folgte Hanns in eine warme Grotte, wo schön weißes Brod ihn erquickte, und in eine Steinmuld« ein Wasser perlte, das erquickender war, als der Saft der Rebe. Hanns kannte diesen Trank noch nicht, doch der Durst gebot zu trin ken, und er trank ein neueres Leben, und ein ihm unbekanntes Hochgefühl durchglühte ihn. O! genösse doch mein Weib von dieser Labung! sprach er und blickte nach der Gegend hin, wo ste weilte, und stehe, der Sturm schwieg, die Schrecken der Nacht waren vorü ber, und die Sternlein allein leuchte ten so hell und rein am hohen Him melszelte. Da -faßte er sich ein Herz, sprach laut und froh die Worte: „Alle guten Geister loben Gott den Herrn!" und als er sah, daß der Berggeist da bei nicht erbebte, sondern sein Gesicht nur verklärter, freundlicher leuchtete, machte erdes Kreuzes Zeichen, vordem die guten Geister alle in Entzückungen des Himmels betend niederfallen, die Gefallenen erbeben und zurück sich stür zen in das Reich ihrer Finsterniß, und bat den Berggeist, der jetzt niedersiel auf seine Knie, und sich erhob, bei dem Bade des Heils seines Kindes gegen wärtig zu seyn. „Ich werde kommen, erwiederte jener; ich ehre Dein Vertrauen, und werde als Dein Freund, als Zeuge des Heils bei Deinen Kindern erscheinen. Doch, die Mitternachtstunde naht, Du hast Dich verspätet, eile, Dein Weib hat geboren, dreifach gesegnet durch die Güte des Herrn — mich ruft meine Pflicht zu neuen Thaten. Nimm jetzt, ehrlicher Freund, meine Geschenke an/ und er überreichte ihm einen verschloß' nen Korb, „nimm diesen Labetrunk und den Imbiß; (und freundliche Kin« der entstiegen der Tiefe der Grotte und credenzken dem Hochverwunderten auf kristallenen Tellern die herrlichste Er« quickung) netze endlich, schloß der Berg« geist, Deinen kranken Fuß mit dem Quell des Felsens, und alle Schmerze» werden fliehen." — Hanns versuchte es jetzt, seinen Dank zu stammeln, doch ein Lichtglanz erhellte die Grotte, und in ihm und mit ihm verschwand der Berggeist. Nun netzte der Erstaunte seinen Fuß mit dem Quell, und alle Schmerzen flohen. Er verläßt die Grotte, die Geschenke mit sich tragend« Jetzt treibt ein unnennbares, freudiges Sehnen ihn vorwärts. Die Luft strömt« im erquickenden Lebcnshauch, wie schim- mernde Juwelen blitzte der geebnete Schnee, der Weg schien dem Freude vollen wie gebahnt, und ehe er's glaubte, sah er die ersten Häuser von Geyer und seinen Göpel wieder. Frohlockend, jauchzend stürzten khni seine Buben entgegen, und Hals und Knie umfassend, riefen sie ihm zu: „die Mutter lebt, auch wir hungern