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— 0 — jetzt von seinen Unterthanen getrennt und fremder Hand sein Land preis gegeben, in dem mehr als 150 Stäbchen und Dörfer verbrannt, ausgeplündert; in welchem mehr als 30 bedeutende Brücken und über 2000 Elbkähne verbrannt waren» das Hundert tausende von Einquartirten nähren mußte, In welchem die Pest wülhete und ganze Häu ser würgte, das jetzt neue Contributionen erlegen und rin Heer von 20,000 Mann fiel- len mußte! Doch, so schrecklich alle diese Opfer waren, so wurden sie doch alle willig ertragen, weil die Hoffnung lächelte, bald den angebeteten König wieder zu sehen; und auf mancherlei Weise gaben alle Sachsen dem bald in Berlin, bald in Friedrichsfelde, einem nahe dabei gelegenen Schlosse, sich aufhaltenden Vater die rührendsten Beweise von der Liebe und Anhänglichkeit, welche in ber Brust aller feiner Kinder in eben dein Maße zunahm, als er von ihnen fern blieb. Die Offiziere des am Rhein stehenden Her- res baten ihren Chef, den General Thiele» wann, eine Schrift an die verbündeten Mo narchen gelangen zu lassen, worin sie ihre "eue und Ergebenheit für den König offen rrklärten. Dir Stände versammelten sich, eine Deputation nach Wien zu senden. Alle Stände, Hohe und Niedre, Bür» S» und Adel, waren in diesem Eifer, dieser Anhänglichkeit eins, denn „den Sachsen kehlte der Vater — und sie sahen >'ch als eine verwaiste Familie an." Wie zur Theilung Sachsens geschritten wurde, als Napoleon 1815 von Elba nach Lrankreich kam, wissen wir alle. Unser geliebter König kehrte zurück, er, uns allen ein ersehnter Schutzengel, uns, b>e wir um ihn versammelt bleiben durften k M»t welchem Jubel empfingen ihn die Be« wohner seines Landes. Die Städte schmück en sich zu Fecngärten, als das Fest feiner Hrimkehr gefeiert wurde, und die Dörfer wurden zu Lusthainen. Das Vertrauen «hrtr wieder, die Hoffnung erwachte; die Kraft ward gestählt und wieder zunehmen der Wohlstand und Zufriedenheit Warefi die Früchte davon, obschon mitten unter dem Jubel noch neue Lasten getragen werden mußten, dem Feinde den letzten Streich bei Waterloo zu versetzen. Es ist unglaublich, was ein kleines Volk vermag, wo guter Wille desselben, Weis heit des Fürsten, Sparsamkeit, Ordnung und Fleiß sich die Hand bieten. Als unser Fürst wieder in sein verödetes Land rinkrhrte, war in allen Kassen kein Geld; rin Anlehcn von 1,570,000 Thalern hatte aufgebracht werden müssen. Noch vor der Rückkehr hatte der König versprochen — 20,000 Mann gegen Napoleon mobil zu machen, die karg« Erndte von 1814 war durch die Durchmär sche verzehrt und die von 1815 auf den Fel dern durch Nasse verdorben. Ein großer Mäuscfraß kam im Herbste dazu und ein veränderlicher Winter brachte eine neue Miß- erndte im Sommer 1816. Große Theurung war die Folge davon. Sie nöthigte uns, viele tausend Thaler nach Rußland zu senden, Korn kaufen zu lassen.. Es war, als verei nigte sich alles, Sachsen, das kleine, zu ver nichten, und — mitten unter allen Leiden blühte es immer herrlicher und herrlicher auf. Die Sachsen bauten auf ihren König und Vater, und betrachteten sich alle als Brüder. Der Vater half seinen Kindern, und die Kinder standen einander bei, wie sie nur konnten. Das Erzgebirge und Voigt- land erhielt bei der ersten Vorstellung der Kreishauptleute vom väterlichen König 50 000 Thaler zu baarer Vertheilung, und 150,000 Thaler zum Ankauf von Lebensmit teln; und überall bildeten sich Hülfsvereine, die Noth der ärmern Brüder zu mildern. Straßen wurden angelegt, den Arbritlosen Erwerb zu schaffen. Kurz, in dem Augenblick, wo alles zu Grunde gegangen schien, blühte alles nun. wieder schöner auf. Der Staatskredlt hob sich von dem Tage an, wo der König wie- der den Haushalt des Landes ordnen konnte. Bis zum Jahre 1806 waren Sachsens Pa piere dir- gesuchtesten m ganz Deutschland