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ergriff jedoch Schlägel und Eisen, um den reichen Erzgang anzugreifm. „Daniel! — rief d!e Stimme noch ein mal — -denk an dein krankes Wc b und deiner Kinder daheim. — Sie hungern! — Du kannst ihnen von deinem geringen Lohn kein Brod, keine Erquickung verschaffen. — Morgen vielleicht schon haben sie im Hun ger geendet." — Im Vertrauen aufGottes Hülfe antwor te« Daniel: — Gott wird sich über mich und die Meinigen erbarmen, er hat Mittel und Wege genug, es zu thun, ohne daß ich sichle. —Hebe dich weg von mir, Versucher. — Denn ich werde nicht durch eine solche schwere Sünde meinen Gott und seineHülfe von mir treiben. Darauf betete Dan'el das Vaterunser; dl« Stimme aber ward nicht mehr gehört; auch der reiche Crzgang war weg und vcr. schwunden, denn die G-steinwand stand j.tzt wieder da wie zuvor. In der Ruhestunde, weiche die Bergleute zwischen der ersten und zweiten Schicht machen, ging Daniel zum Steiger und erzählte ihm die Erscheinung. Der fromme Alte aber schüttelte den Kopf und lobte den Gevatter, daß er sich nicht von dem Brrggeiste habe verführen lassen. Ein gutes Gcw.ssen sey des Armen höchstes Tut, cs zu bewahren seine heiligste Pflicht; denn rS verleihe große Kraft in den Lagen der Trübsal. — Als nun Daniel nach der vollendeten Arbeit am Abend wieder ausgefahren und keimgekommen war, glaubte er ein Wunder werk zu sehen; denn seine 6 Kinder sprangen ihm munter entgegen und erzählten ihm mit Jubelgeschrei: daß sie Brod und Fleisch ge gessen und auch Wein getrunken hätten. — ES sey ein fremder Bergmann da gewesen, der habe es gebracht. Die Mutter aber habe aus einem Fläschchen getrunken, ' da von sey sie gesund worden und fühle keine Schmerzen mehr. Der Vater staunte über diese Nachricht; aber mehr noch darüber, daß sein krankver- laßoes Weib ihm unter der HauSthüre ent gegen trat, und ihn in ihre Arme schloß. „O mein Daniel —sprach sie tief gerührt — Gott hat uns heute viel Gutes zerhau. O höre von mir, was sich in unserer Hütte jugetragen. — Du konntest in der Grube die erste Schicht noch n'cht geendiget haben, als ein frommer Bergmann, von ernstem und gar wundersamen Ansehen, das Fensterlem ausschob und nach des Bergmanns Daniel kranken Weibe fragte. Mühsam erhob ich Mich von meinem Lager und ging nach dcm Fenster hin; die Kinder aber drängten sich hinter mich. Da reichte mir der Fremde et» kleines Fläschchen zum Fenster herein und ermahnte mich es auszutrinkcn, meine Krank- heil werde dadurch von mir weichen.— Ich weigerte mich dessn, er redete mir aber freundlich zu. Deshaibsprach ich zu ihm: — Soll ich trinken, so will ich es nur in Tsites Namen ..)un. Denn ich gedachte bei mir, ist es ein böser Geist» so wird er vor dirsem Namen weichen. — Aber er antwortete: — Thur es, denn Gott sendet es dir, und dein« Leiden werben bald ein Ende haben. Der Herr hat euch geprüft und dabei bewährter funden. — Darauf trank Ich daS Tränklein frisch in Gottes Namen aus, kaum Halle ich cs verschluckt, als ich fühlte, daß seine Kraft mir durch alle Adern ging und mich ganz neu belebte. Ich b«t den Fremden, herein zu kommen, er aber wollte nicht, sondern entfernte sich, Indem er noch sprach: — „Nimm das, was bei der HauSthüre liegt, es ist Euer wohleriangtes Etgenrhum. Sät- tiget und labet Euch damit, auch bekleidet Eure Kinder und verg-sset ferner Gottes und seiner Gebote nie. Glück auf! Dec Fürst der Berge läßt Euch grüßrn." — Ich ging jetzt nach der Thür, und sah mich nach dcm fremden Bergmann um ; abcr er war und blieb verschwunden. Auf den Rasen aber lagen 4 große Laibe Brod, eia Stück gebratnes Fleisch und 2 Flaschen tref- sichen Weins. — Auch ein Basten Leine wand lag darbei. — Mein erstes war, das GratiaS zu beten und den Kindern Speise und Trank zu reichen. O, wie sie sich lab ten! Wie jedes den Trunk Wein, dea ich ihm reichte, mit Entzücken hinein schlürfte.