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der Stadt Annaberg ereignet ha ben soll: Seufzend ging der arme Bergmann Da rr i e I — (nach andern Daniel Knappe) — aus seiner Hütte, am Ufer des im Thale rauschenden Vachs, denn er sollte heute eine doppelte Schicht machen, und das Stück- lein Brod, welches er mit in die Grube nch. men konnte, war gar kleine; daheim aber schmachtete fein krankes Weib und sechs Kinder, denn das Vrod war sehr theuer, und Daniel arbeitete auf einer unergiebi gen Grube, am südlichen Abhange des Dielberges. So stieg er schweren Her- zens den Berg hinauf. Als ec nun die erste Höhe desselben zurückgelegt halte,, ruhete er, und blickte mit nassm Augen zum Himmel auf, als wollte er Gott simrn Kummer kla- gen. Dem Allgegenwärtigen aber war daS Schicksal des frommen Armen nicht verhör- gen, und seine Hülfe naher, als der Lei dende ahnen konnte. Jetzt setzte Daniel seinen Weg nach der Grube fort, und er hatte sie beinahe er reicht, als sein Gcvattcrsmann, der Steiger Wolfram, zu ihm kam und ihm freund lich begrüßte. — „Glückauf! Gevatter Da niel, scyd ihr denn immer so traurig? — Doch bei dem Hauskreuz, daß euch so hart darnieder drückt, darfs einem wohl nicht befremden.— Habt Geduld, Gevatter, Golt und die lieben Heilig--« werden Euch gewiß nickt verlass«, Ihr seyd ja ein frommer, wackerer Mann, d-r gerne betet und arbei tet, j.-d:s zu seiner Zeit. Euch wird auch Hülfe erscheinen, glaubt es mir. Doch seht, schon sind wir an der Zecke, so laßt uns denn in Gottes Namen einsabren, zuvor uns aber dem befehlen, der nur allein helfen und schützen kann/' Die beiden Männer knieeten jetzt nieder zum Gebete; und als sic es vollendet,hat ten, fahren sie in Goikes Namen ein, und zwar Daniel durch des G-bets Erhörungs- kraft gar wundersam gestärkt. Sechs Gründen darre bereits die Arbeit gewährt, und die Ecsteinwand, die dem Arbeiter vor den verschiedenen Orten entge- gen stund, war noch nicht gewältigek; daS Sprengen mit Pulver war damals noch unbekannt. Man begnügte sich blos, das Gestein durch Feaersrtzen mürber zu machen. Dieses Mittel war aber bis j tzt auf dieser Grube vergeblich angewendei worden, und die Arbeit mit Schlägel und Eisen gehörte wegen der Gesteinshärle zu den-schwersten. Es war also kein Wunder, daß den armen Bergmann der Hunger plagte. Er genoß daher fein kleines Stücklein Brod mit Seuf zen ; denn noch andere io Stunden sollte er fort arbeiten. Nach einer kleinen Rast btgann er seine Arbeit wieder, und er hatte kaum eine Stunde lang sie fortgesetzt, als ein Thell des Ge steins wie vonfckbst herabfiel, und Daniel einen mächtigen Gang' des reichsten Erzes vor sich sah. — Schlägel und Eisen entsan ken vor freudigem Erstaunen seinen Händen, und stumm starrte er das u ivcrhrffte Glück an. — Da tönte es mit vcruehmbarcc Stimme hinter ihm: — „Daniel! Daniel! Ich bin -er Fürst dtp Berge. DaS, was Du in dieser Schicht gewinnst, ist Dein. Ich schenke es Dir." — Erschrocken blickte Daniel um sich, sah aber niemand. Er ging eine Streck- vor, und noch ze'gte sich der freigebige Schenker seinen Augen nicht. — Er stellte sich aber mals an den Ort zur Arbeit, und es er tönte die Stimme von neuem. — „Daniel arb:ile rasch und nimm! Ich schenke es D.r." — Arbeiten will ich wohl —antwortete Da niel furchtlos dem unsichtbaren Schenker — arbeiien will ich, so lange ich cS vermag. Aber daS Gewonnene nehmen kann und darf ich nicht denn es gehört nicht mein, sondern den Gewerken. „Einfältiger Tropf! — rief der Berg geist wieder — was gehen dich dir Gewer- ken an? Mein ist das Erz. Ich schenke es dir." — Doch der redliche fromme Bergmann hörte nicht auf des Versuchers Stimme,