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Frankenstein zur Besichtigung dieser Posten weggeritten, als sich schon bei dem in Her Gegend von Glah stehenden östrcichischen General v. Lent« ins ein Verrälher mit der Nachricht, daß man den König von Preußen, der jetzt, blos von einem Offizer begleitet, weggeritten ftp, leicht gefangen nehmen könne, ankam. — G schwinder aber, als die Felndr ver- mlrthen konnten, hakte Friedrich jene beiden Poften besichtigt, Cr wollte eben nun nach Frankenstein zurückreiten, als ihm das schö ne Cisterzienfirkloster von Camenz in die Augen fiel. Die schönen Anlagen des Klo- stergcbaudes, besonh/rs aber der Thurm, von dem sich der König eine weite Aussicht ln's Gebirge und in'ü Land versprach, wa ren der Grund, daß er das Kloster besuchte. M.t der größesten Ehrerbietung nahm der Abt, Tobias Stusche, den Monar- chen auf; Friedrich blieb langer, als cr sonst gcrhan haben würde, und — sein Glück war es, seine Rettung, seine Freiheit, vielleicht sein Leben hing davon ab, daß er langer blieb. Jener östreichifche Befehlshaber konnte unmöglich eine so schöne Gelegenheit, sich durch Gefangennehmung des Königs be rühmt zu machen, unbenutzt Vorbeigehen lassen. Ausder Stelle schickte er ein starkes Kom mando Kavallerie in jener Gegend zwischen den Posten umher. Diese Feinde wurden eine Abthe lang preußischer Dragoner ge- Wahr, die zur Ablösung des einen Postens best imm waren. Don der ungleichgewand teren ungar scheu leichten Reiterei wurden die unbehüist chen preußischen Kavalier.sten bald geworfen und Mit dem Verluste von 40 Mann und Pferden zurückgejagt. Die Ungarn waren um desto tapf rer, da die Absicht d eseS Angriffs, die Gefangenneh. mung des Königs, kein Gehtimniß war. Die O-streicher hatten dies-6 Kommando für fine Beglu'tung des Königs gehalten, die er von dem nächsten Posten mitgenom- men hält,. Unwillig, den König in diesem . Kommando nicht gefunden zu habe», rit ten die Oestreicher nach dem Kloster Ca menz, in welchem sich Friedrich befand. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß der Abt durch ausgestellte Posten früher Nachricht von dem Anrücken dec Feindk bekam, ehe dieser das Kloster selbst betrat; wäre hieß der Fall nicht, so würde ihm die Gegenwart des Geistes, mit der er das ein zige mögliche Mittel zur Rettung des Mo narchen avffand und anwandte, noch mehr Ehre machen, als ihm hier seine Klugheit so schon machte. Der Meßner des Klosters mußte un verzüglich olle Geistliche zur Mette und auf das hohe Chor in der Kirche zusammen rn- fen. Strenge war es ihm untersagt, sich mit irgend Jemanden der Zusammengeru- fenen in ein Gespräch einzulaff.'n. Z» glei cher Zeit läutete die zur M-ltc rufende Glocke. Freilich mußte die ganz ungewöhnliche Zeit, in der man zur Metie ncf, den übrigen geistlichen Herren auffollen — freilich moch ten sie bei allem Nachdenken und Grübeln keinen Grund dieses ungewöhnlichen Got tesdienstes anffindcll können; lndcß der klösterl.che. Gehorsam ist die erste Pfl cht, und so fanden sic sich alle in ihrem Orvens- schmucke auf dem hohen Chore ein — Da erschien mit einem Male m festli chem Pompe der Abt Tob as Slusche, mit ihm ein fremder, von keinem der Geistli chen jemals gesehener Abt» beide im Chor kleide eines messe als gewöhnlichen Festta ges; beide knieten auf ihren Platzen vor dem Altäre nieder — der kchönc Gesang, begleitet von den feierlichen Tönen der präch tigen Orgel, war geendigt — das Gebet fing an, als ein ungewöhnlicher Lärmen entstand, und Oestreichs seichte Reiter sich nicht nur in der Kirche zeigten, sondern auch das ganze Kloster durchsuchten. Selbst während des Gottesdienstes konnte man deutlich hören, wie sie äuß-rten, gewiß zu wissen, der König von Preußen scv im Kloster.