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Auch auf dir Verhältnisse des bürgerli chen Leb ns hat die Herrschaft der Barba rei den sichtbarsten Einfluß erzeugt, nicht bloß ans die Sitten allein; auch das Land selbst ist verwildert. Verschwunden sind die Wege und Straßen jenes Zeitalters, Städte und Hauser sind vernichtet, kein Stein ist auf dem andern geblieben. Sümpfe und Moraste erfüllen das Land, welches einst wegen seiner hochgetriebenen Cultur sich von den übrigen Ländern der Erde auszeichnete. Und der Geist der Na tion selbst? Büberei und Sclavensinn sind an die Stelle der altgriechischen Wissenschaf ten, der FreihelkSliebe und feinen Sitten gekommen. Nur bei wenigen, die besonders Reichthum mit Bildung verbanden, hat sich das Andenken an die Zeiten der Altvater erhalten. Die Reisenden besuchten auch die Ge gend des ehemaligen Sparta. Auf dem Wege dahin berührten sie das einst so be rühmt« Messe ne, welches ino Jahre lang für seine Freiheit kriegte. Aber nichts als elende Dörfer und Flecken, welche kaum den Namewals solche verdienten, fan den sie. Aber doch schien eS, als ob die heutigen Messen er viel männlicher und sreimüthigcr wären, als die Bewohner der Landstriche, die sie bisher gesehen hatten. Faulheit und Trägheit, die Erzeugerin vie ler Laster, wohnten nicht h>cr. Und mit diesen angenehmen Gefühlen eilten die Rei senden nach Sparta. Sie kamen in dem ehemaligen Lacedä- mon an; allein sie fanden ihre Erwar tung abermals getäuscht. Die ehemalige Stadt'S parta war verschwunden, und ein elender Flecken, durchaus von Loh. und Weißgcrbern bewohnt, war an ihre Stelle gekommen. Keine Spur von dem alten spartanischen Heldcnsinn war zu finden; der einzige Sinn für ihre Gerberbeschäfti- gung belebte diese Bewohner. Mtßmuthig über ihre getäuschte Erwartung setzten sich unserer Reisenden auf Bruchstücke des köst lichen Marmors, vor Zeiten vielleicht be stimmt, den Pallast eines lacsdämonlschen Königs zu zieren, und seufzten über das traurige Schicksal, welches die, einst so be rühmte Nation und die Umwandlung ihres Landes betroffen hat. Jndeß sie hier verweilten, näherte sich ein Greis, dessen Kleidung nach altgriechi- schein Schnitt geformt war. Sie redeten ihn an, erstaunten aber nicht wenig, als sie in demselben einen Landsmann fanden, wel cher so wie sie selbst, durch die Liebe zu die sen klassischen Gegenden die Nesse hierher gemacht hatte, und in der Nähe lebte. Sie folgten ihm in feine Wohnung und fanden in derselben alles nach altgriechischer Sitte geformt. Die Wohnung selbst lag in der Mitte eines Garren, welcher ringsum mlt dicken Gebüsch umgeben war. Der Greis lebte wie im Traume mitten im alten Grie chenland, und verließ nur selten seinen Gar ten um die Zufriedenheit seiner selbst, durch den grellen Abstich zwischen Sonst und Jetzt nicht zu stören, welches außer seiner Umgebung mit jedem Tritt gesche hen mußte. Lor der Raubsucht der Türken sowohl als auch der heutigen Griechen, schützte ihn seine Kunst als Arzt; denn alle betrachteten und verehrten ibn als ein wohlthatiges Wesen höherer Gattung. Und nur dadurch wurde es ihm möglich, in pa triarchalischer Einfachheit, ein stilles und ruhiges Leben zu führen. Als am andern Morgen die Sonne alle Gegenstände im Hellen Lichte darstcllte, er- hob sich du Jandln von seinem Lager und begab sich in den Garten. Hier sähe er nun von einem Hügel in geringer Enlfer- nung einen langausgedehnten Haufen von Ruinen und Trümmern. Neben diesen schauervollen Ueberrestcn des alten Sparte lag das elende heutige Sparta, ähnlich dem Gerberflccken, welchen sie am vorigen Tage fälschlich für die ehemalige berühmte Stadt gehalten hatten. In diesem jetzigen Sparta wurde man nichts-von dem gewahr, was einst die, Städte der Vorzeit auszeichnete; keine prächtigen Tempel oder andere Meister- E 2