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zen mehr Gewandheit als die Manner. Jedoch lassen sie sich auch sehr sklavisch be- handeln. Die Weiber müssen den Mannern die Tabackspfeife, die Pantoffeln und den Kaffee bringen. Wenn ein Fremder im Hause ist, kommt die Frau nicht zum Es sen an den Tisch. Oer Anzug der Griechin nen ist eben nicht schön, sie tragen sich nach den verschiedenen Gegenden verschieden. Jh- ren seidenen Anzug halt ein Gürtel zusam men. Die Haare sind mit Blumen durch, flochten oder mit Perlen geschmückt, und hangen in Zöpfen auf die Schultern herab, oder sind auf den Scheitel zusammen ge- rollt und mit Bändern besteckt. Ihre Au genbraunen, die herrlich gebogen sind, sind mit schwarzbrauner Farbe und ihre Nagel mit Henne gefärbt. Das Oberkieid ist je- derzeit das reichste Stück. Einige tragen auch bunte Schleier, die sehr anmuessg. über den Rücken hinabfallen. An den Fü ßen haben sie Pantoffeln, woran die Spit zen lang und in die Höhe zurück gebogen sind. Der Zustand der Griechen unter der türkischen Herrschaft hat sich in neuern Zei ten eher verschlimmert als gebessert. Die Türken gestalten den Besiegten nie die Rechte von Bürgern oder MÜunterthanen; sie werden von ihnen als Sclaven b-han- delt, weil sie nach ihren Gesetzen ein Recht zu haben glauben, alle ihre Gefangenen zu tödten. Lassen sie dieselben am Leben, so geschieht es unter der Bedingung, daß siejähr- l ch auf ewige Zeiten ihr Leben durch das sogenannte Kopfgeld erkaufen. Es stehet Todesstrafe darauf, wenn ein Grieche ein türkisches Frauen; mmer h'irathet, ja selbst wenn er sich Mit einer Dirne von dieser Nat on insgeheim einläßt. Vor Gericht hat die Zeugenaussage ei nes Griechen ke n Gewicht, wenn sie mit jener eines Türken im Widerspruche steht. Die Griechen müssen andere Kleidung tra gen; bei Lebensstrafe dürfen sie keine tüc kscht Tracht anziehen; s-lbst ihre Häuser müssen sie anders anstteichcn. Der Türke schießt oder hauet einen Griechen bei der geringsten Veranlassung nieder. Niemand zieht ihm deshalb zur Strafe und der Zu stand der Griechen ist in Hinsicht der Tür ken der gesetzloseste, den man sich nur den ken kann. In solchem tyrannischen Druck und Skla verei leben die Griechen nun schon 200a Jahre. Natürlich muß ein solches Leben die Characker der Menschen unigestallten z und so ist es denn auch dahin gekommen, daß die jetzigen Griechen mit jener alten so hochberühmien Nation fast nichts mehr ge mein haben. Um die gegenwärtigen Griechen nur ei nigermaßen naher kennen zn lernen, mögen hier Auszüge aus der Resscbeschreibung ei- nes Franzosen, Namens du Jandin, mitge« theilt werden, welcher jene G-gcnd mit sei nem Lehrer besucht, und folgende Schilde rung darüber gegeben hat; Die Reisenden landeten auf Morea; aber gleich der erste Anblick diente nur dazu, ihnen den Contrast zwischen Vergangen heit und Gegenwarr vor Augen zu stellen. Jenes von Dichtern so oft besungene ar kadische Hirtenleben fanden sie zwar einiger maßen wieder; aber die alte Unschuld der Seele und die Einfachheit der Sitten war gänzlich verloren, und niedrige, sklavisch gesinnte Büberei, war an ihre Stelle ge treten. Zwar lächelte der nämliche milde Himmel die Erde an, wie in der Vorzeit; und auf den fruchtbaren Boden weideten auf Bergen und Hügeln noch immer Heerden wie im Aitcrthume, aber man sähe es, an den rauhen und wilden Gegenden des Lan des, baß ein Volk von faulen und trägen Bewohnern, in diesem angenehmen Him melsstriche lebte. Hier hallte keine Flöte mehr im engen Thal, wie im Alterthumr, und keine Schäferin erfüllte die Luft ihrer Umgebung mit fröhlichen Liedern. Das drückende Joch der Türken hat alle diese und andere Freuden gehemmt, und alle Vergnügungen des menschlichen Daseyns verscheucht.