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M machte mit Vergnügen die Reise nach Bengalen. Nach zwei Jahre» kehrte ich wieder zurück. Nun wurde ich in London mit einem vortrefflichen deutschen Prin ten bekannt; dieser fand G fallen an mir, und machte mich fürs erste zu feinem Kammerdiener. Durch meine Treue und wenige Kenntnißc erwarb ich mir bald seine innigste Freundschaft; ich wurde geheimer Sekretär, und wachte in dieser Eigenschaft mir ihm eine Reise durch die nordischen Reiche. Gleich darauf starb der Vater meines Prinzen ; er kam zur Regierung, und ich wurde Geheimerrath. Wohl hätte ich in jenen Zeiten an meine Eitern schreiben können; allein der Gedanke sie persönlich zu überraschen, war mir viel zu lieb, viel zu angenehm. Gern hätte ich ihn früs^r ausgeführt, aber der leidige Krieg, und zuletzt die Stellung der französischen Heere machten dicß unmöglich. Endlich nahm ick aut einige Wochen Urlaub, versah mich mit preußischen Pässen, und grenz über den Rhein, um meine Eltern ju besuchen, wenn sie noch lebten; oder wen« sie entschlafen wären Ttränen der Dankbarkeit auf thrKrab zu weinen. Mein Zweck war nach Heil'gen- kirchen zu reisen; der'Zufall führte m-ch hl-her. Ich danke Gott für diesen Zufall, noch mehr dafür, dast ick mein« guten Eltern am Leben finde.— Hier fiek Kühlenborn seinem Vater um den Hal» und wemre; der Pfarrer Assoß ihn mit heißen Thräne» an seine klopfende Brust und sag mit einem unbeschreiblich frohen Blick zum Himmel hinauf, faltete seine Hände, und sagte: „Auch die Erde hat noch vollkommene Freuden!" — Er und sein Sohn wurden bald Seelenfreunde, und das will mehr sag-n a'S Eltern- und Kindesliebe. — Einige Wochen hielt sich der Gehrimerath bei seinen Elter« auf; setzt nahte die Zeit seiner Abreise. Er hatte Konstantinen beobachtet; seine Lied« zu iHv war mit jedem Tage gewachsen; noch hakt er aber kues lbr mit keinem einzigen Laut zu verstehen gegeben: denn ihre Verhältnisse waren ihm unbekannt, und ihr Geheimaiß war ihm heilig. Burkhard aber und s*ine Tovt r fanden langer etwa» unbehagliches darin, mit Niemand über thre wahre Lage frechen zu können, sie überlegten deswegen nsttrinmder, ob sie sich nicht ohne allen Rückhalt dem Pfarrer und sim mSohae, ('der un-er »en» Siegel der tiefsten Verschwiegenheit) anvertranen sollten. Dazu kams den» auch, allein ganz anders, als sie es sich vorstellten. Am nämlichen Tage sang der Nachtwächter den Zehnub-gesäna. Das junge Licht blinkte noch eben über den walvigten Gipfel h rüber, und der Herbststurm, entblätterte den Korst.. Die Ncwcmberwolken flogen von Berg