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Diese mußten fleißig studieren, Buchet schreiben und die Jugend unterrrchtcn. Die dritte Kraiß waren die Professi.. Dieß waren die eigentlichen Jesuiten; jene waren nur ihre Gehülfen. Au den, .Professis wählte man die erfahrensten und wclrklügsten Lenke, keiner konnte vor dem 45sten Jahr^ zu dieser Würde gelangen. Sie mußten, außer den drei gewöhnlichen Gelübden, die sie mit den Mönchen gemem harten, nehmlich: Gehorsam, Armuth und Keuschheit, noch ein viertes ablegen r dahin;» gehen, wohin der Pabst sie senden wolle. Schon im r6. Jahrhundert lehrten sie auf allen Universitäten, und auch in nicdern Schulen, wodurch sie viel Ruhm erwarben. Zn Anfang deü ig. Jahrhunderts wurde ihr voriger Beifall schwacher. Ursprünglich war der Orden zur Beförderung der Religion und der Frömmigkeit gestiftet. Sehr balo ließ man >ndcß dieß aus den Augen, behielt aber zu mehrerer Empfehlung den äu ßeren Schein davon bei. Vorzüglich bedienten sich die Pädste ihrer zur Beherrschung verwelt lichen Regenten, die sich von Rom aus nicht mehr wollten beherrschen kaffen. Das ganze äußere Betragen der Jesuiten harre, den Schein der größten Demuth, Bescheidenheit und Reli giosität. Sie waren sehr nachgcbend, überaus höflich, einschmeichelnd und gefällig, sie be saßen dabei viel Staats- und Weltklugherr. Dieß alles, nebst dem guten Schulunterricht, dem sie sich widmeten, empfahl sie bei den Fürsten, und sie verdrängten bald die Dominikaner, die sonst die Gewissensräkhe der Fürsten gewesen waren. ÄUeS gieng nun durch die Hande dec Jesuiten, und da sie sich in allen katholischen Staaten ausgebreitet hatten, so übersahen sie bald besser, als die Regenten selbst, das Ganze aller europäischen Höfe, und wußten alles mit leichter Mühe zu ihrem Und des Pabsteü Dortheil zu lenken. Ihre Sittenlehre war weit nach- gebender und gefälliger, als die der andern Mönche, und auch dadurch empfahlen sie sich bei Vornehmen und bei den Geringen. Auf diese Art regierten sie eigentlich nebst dem Pabste ei nen großen Theil von Europa, und brachten dadurch unermeßliche Schätze an sich. — Beson ders erhielten sie durch die vielen Missionare und Sendungen zur Ausbreitung des Christen- thums in ferne Lander, besonders nach Amerika, ungemein viel Macht und Reichthümer. Mit der Zunahme der Macht und Reichthümer wurde der Orden übermüthig, und bereitete sich selbst sein Unglück. Seine Mitglieder gehorchten nnn selbst den Päbsten nur so viel als sie wollten, ste kündigten sogar inebreren, die ihnen nicht günstig waren, den Gehorsam auf, oder suchten sie w»hl gar auf die Seite zu bringen. Eben dieß scheinen sie gegen manche Regenten gethan zu haben, und hierdurch wurden sie nach und nach als üble Menschen verhaßt. Eia Hauptzweck des Ordens gieng auch auf die Unterdrückung des protestantischen Glaubens, dem er auch wesentlich^durch Schriften und noch mehr durch List großen Abbruch und Schaden gethan. Es würde ungerecht styn, wenn man nicht sagen wollte, daß es unter den Jesuiten vlek rechtschaffene Männer gegeben hätte, dem uncrachtet waren die Grundsätze der Gesellschaft nicht die besten. Einige der schlimmsten waren folgende. Sic behaupteten; eine Sünde höre aur, es zu seyn, wenn man ernen guten Endzweck dazu habe. Bei der Ablegung eines E>deS könne man, um demselben feine Gültigkeit zu nehmen, wenn es zu Gottes und der catboklschen . Küche zu Ehren geschehen müsse, zu der Eidesformel in,Gedanken Etwas hinzufctzen oder da von nehmen. Nach dicken Grundsätzen konnte also auch der Mord eines Menschen verrheidigt werden. — W'gen dicker und ähnlicher Lehren wurden die Jesuiten heftig angegriff n und i» verschiedenen Staaten verfolgt; auch sahen sich einige Pabste genörhiget, diese ihre Lehren zrz verdammen dennoch wußten sie sich zu behaupten, und regierten Kirche und Staaten. Ihre List und ihr Zusammenhalten siegten über alle Schwierigkeiten. — Mit dem Anfänge des ig. Jahrkundertes aber nahm das Ansehen und die Macht der Jesuiten sehr merklich ab. Sie gerierhcn bei den Regenten in Mißkredit; ihre Schulen wurden der schädlichen Grundsätze hal ber weniger besucht. Dm ersten Grund zu ihrem völligen Verderben legten sie zu Brasilieir in Amerika. Dort hatten sie seit 200 Jahren allerdings die größten Verdienste sich erworben, sie hatten mit An strengung eine Menge Indianer zum Chrisienthmne bekehrt, und stt durch eine sanfte Behänd-