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Dastille; ein Gaskonier noch obendrein, Herr Abra ham Neilhe. Der Kerl ist nicht im Stande einem Ziegenbock den Bart zn scheeren. Gestern hat er einen Priester aus der Franche-Comtö zu Tode ku- rirt und heute einem Parlamentsadvokaten so viele Brechmittel verordnet, daß er seine ganze Gelehr. samkcit von sich gegeben hat und als Verrückter nach Bicötre geschafft worden ist. Er hat die Apotheke der Bastille an sich gekauft; Gefangene welche be zahlen können, füttert er mit Arzneien zu Tode; die Armen kurirt er durch strenge Diät, aber der König muß die in seine Register eingeschriebenen Reccpte. bezahlen. " Für die Gesundheit, fiel ich ein, wäre also schlecht gesorgt; vielleicht desto besser für die Seele. „O! was das anbelangt!" — lallte er — „un ser Kaplan und Beichvatcr, der Abbe Girant hat wohl öfterer auf der Kanzel des Teufels gepredigt, als sonst wo Der scheinheilige Gauner ist noch obendrein Pater Kellermeister, verrichtet verkehrte Wunder und verwandelt den Wein in Wasser; was er an den Gefangenen gewinnt, trinkt er selber. Da zu ist er verliebt,, wie eine wilde Katze; ein Harem- ch«n hat er sich angelegt, wie ein türkischer Pascha. Eine junge Wittwe und zwei allerliebste Mädchen füttert er allewcile mit dm besten Leckerbissen; in den nettesten Zimmern der Bastille halt er seine Buß übungen mit ihnen. Die kleine Marton wollte sich- anfangs nicht ergeben; aber mit Hilfe Herrn Cor- bä'S von ihm ein paarmal in die finstersten, feuchte sten Löcher unsers philantrop.sschen Instituts gewor fen, wurde das Laubch,en kirre. Ei! Vsntre zainl §ri»! dieser kleinen, niedlichen-Margot Gesundheit müssen wir trinken! O! säße sie doch auf meinem SchooZ! Er verdrehte die Augen, wie ein Halbver- rückter; das letzte Glas jgab ihm den Rest. Lallend um Verschwiegenheit bittend und seine Schlüssel vergessend, taumelte er zur Thüre hinaus. — Wir erhielten — ^)ank den Lieferungen, an welchen Herr Corbö hundert pro Cent gewann — ein besseres Gemach; wir übersahen durch armsdi cke Eisengitter eine» Theil des Boulevards St. An toine und in der Ferne das LusthauS des Königlichen Beichtvaters Lachaise, dem dieser auS Schmeichelei den Namen Mont-Louis gegeben hatte. (Gegen wärtig der schönste Friedhof der Hauptstadt.) Eine Menge von Namenszügen führte die Beie schuft: Calvinist: wir kannten also tue Ur ache der Verhaftnehmung unserer Vorgänger. Einst sprachen wir über die Verfolgungen der Calvinisten, nicht ahnend, daß wir bald ein Mit. glicd derselben in unserer Nahe erblicken würden, als man einen Man» über Vie Schwille unsers Ge machs stieß, dessen Anblick Furcht und Abscheu ein flößte.. Ein großer, muskelstarker Mann- über und über in Lumpen gehüllt, starrte uns verlegen an. Der größte Theil seines Gesichts war verwach'«'; ein langer, schmutziger Bart zog sich vom Kinne auf die entblößte Brust, mit Stricken befesi gte Sanda- len- hiengen an seinen nackten Füßen; über! lei chenblassen Wangen glotzten ein paar hohle Augen. „ Wird nicht lange belästigen " — sagte der Ma- jor; — wir sahen uns befremdet an., „Meine Herren" — so nahm der Gefangene mitt edelm Anstande näh r tretend, das Wort — „mein AeusscreS verkündigt einen Banditen, aber bei dem,einzigen Götte aller Neligicnsparteien, sey