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schnurzen Locken, die sich sanft auf dem üppigen Busen wiegten. — Stundenlang konnten sich beide m die Augen schauen, ohne zu sprechen und ein mächtiges schönes Gefühl hob beider Busen höher; — mächtiger als das Gefühl des Daseyns. Beide ahneten eine höhere Bestimmung, noch aber konnten, sie dieselbe nicht in Worte kleiden. — Da enthüllte ihnen der Zufall, jener gewaltige Herrscher im Reich der Wesen, schnell das Näthsek und fühte sie alS Bürger ein in das große schöne Reich der Liebe. . Der Abend sank hernieder auf die reichen Fluren. Im dunklem Blau deS asiatischen Him mels schwamm des Mondes volle Scheibe. Ein sanfter Wind spielte mit den vielfach verschlun. grnen Aesten der hochstämmigen Cypresien; süße Wohlgerüche erfüllten die Luft, und in fernem Haine sang ein Vogelpaar sich süße Lieder. — Da wandelten Guido und Helena in den breiten Gan gen des anmuthigen Gartens. — Er erzählte ihr von den Eichen und den Buchen feines deutschen Vaterlandes und von den minder prächtigen, doch nicht minder schönen Abenden, die darauf hernieder« thauten. — Durch die lebhafieSchildcrung ergriffen, lauschte Helena deS Geliebten Worten. Da sank er, von dem Augenblick ergriffen, vor ihr nieder und rief: „Kannst Du mich lieben, Helena? — „Willst du mir ganz gehören durch das Band bcr „Kirche, und dann, wenn erst die heilige Statte „nnsers Erlösers aus »den Händen der Ungläubi gsten gerissen ist; — willst Du dann mit mir hin- „über schiffen nach meines Vaterlandes friedlichen „Gestaden?" — „ Wohin mich Deine Liebe führt, folg' ich Dir „überall, mein Guido!" — trwiederte das herr liche Mädchen. Und ihr reiches Lockenhaupt nach Guido's Wangen neigend, heiligten sie den schönen Bund durch innige Umarmung und durch der Liebe ersten, süße^ Kuß. Da schwirrte ein Pfeil durch die Luft, und tief in Helenens Seite dringend, sank sie blutend ui Guido'S Arm zusammen. — Ein zweiter folgte, Md siel, zersplitternd an Guidos starkem Eisenpan- jer, vor seinen Füßen nieder. Teuflisches Geläch ter erscholl hinter einer Baumgruppe. — Guido ließ eS unbeachtet, und trug die Geliebte unter daS nahe schützende Dach. — Hierangelangt, legte« sie nieder, und betrachtete in dumpfen Schmerz versunken, den schönen Körper, dessen irdisch« Hülle der Geist verlassen zu haben schien; — fürch terliche Rache dem Meuchelmörder schwörend. Bald kam der herbeigerufene Wundarzt und erklärte die Wunde nicht für tödtlich, doch für sehr gefähr lich. Laut schrie Guido vor Freude auf und warf sich über die Todtgeglaubte her. Seine zahlloses Küsse weckten sie zu neuem, schönem Leben. Mali schlug Helena die Augen zu ihm auf und — Beide feierten eine Szene, die sich nur fühlen« nicht aber schildern läßt. 4- Im Fürstensaal zu Autiochr'en saßen in gläNM der Versammlung: Herzog Gottfried von Bouillon, Robert von der Normandie, Robert von Flandern, Hugo der Große, Graf Raimund von der Norman die, Ademar Erzbischofs von Puy, der angesehnflr Führer des Kreutzheercs; — zu richten über die Aw klage Guido's von Ebstein, gegen Hugo von Wei«