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Die Eroberung von Jerusalem. Skizze aus der Geschichte des uten Jahrhunderts. r. 28. Juni des Jahres ioy8 war eben herrlich angebrochen. Der Frühsonne erste Strahlen röthe- ten die Spitzen der Berge, und nur im Lhale noch lag alles im dämmernden Schatten. — Da hatten sich ringS um Antiochien die Heere der Türken ge- lagert; geführt von dem Fürsten.Mausel Kavam «ddaula Korboga; — Zu rächen die Schmach, die ihre Waffen erlitten, zu vertilgen das kleine Häuflein der Christen, waren sie mit furchtbarer Hecresmacht, 600,000 an der Zahl, ausgezogen und erwarteten mit lautem Getös ihre Schlacht- «Pfcr. Mit ernstem Schweigen rückten dagegen die Kreuhfahrer; ein traurigerUeberrest, der sonst ganz Asien in Schrecken setzenden Heere, aus dem Brü- ckenthore. Muthig wollten sie jetzt, im hoffenden Vertrauen aufGott und ihren Glauben, den Kampf für Freiheit uud Religion bestehen, und entweder siegen oder rühmlich fallen. In 6 Schlachtord nungen stellten sich die Tapsern, zo,ooo an der Zahl, dem Feinde gegenüber. Bald waren die kurzen Reihen geordnet und die Trompeten gaben das Zeichen zur Eröffnung des blutigen Schauspiels. — Das Allah des Sa- racenenvolks erfüllte die Luft, und des Sieges gewiß, stürzte es mit roller Wuth auf die dicht, geschlossenen Schaaren der Brüder. — Anders Die Türken flohen, und jubelnd verfolgte sie der verspottete Feind. Nur der Emir Sokmann, derOrtokide, focht wie Ehre eS erheischte. Im donnernden Laufe der Pferde, stürzte er mit seinen zooo eisenum- panzerten Agulanen auf Mainhardts von Toul ihn erwartende Reihen. Gleich einem Sturm war er heran, und gleich zwei empörenden Elemente» kämpften die Feinde gegen einander. — Die größte Tollkühnheit, der stärkste Muth von Seite» der Kreuzfahrer, konnte dem Anscheine nach ihnen nur den Tod, nicht den Sieg erringen. — Bald war auch die eherne Mauer der Brüder gelichtet, und schon sing sie an zu weichen vor den Erlesensten der Feinde. — Auch die heilige Lanze verschwand im Getümmel; — rettungsvoll schienen die Brü- der verloren, wenn nicht — — da stürzte Guido von Ebstein, den schrecklichen Verlust gewahrend aus der Reihe der Wenigen hervor, und hieb mit langem Schwert sich blutige Bahn. — Dem Un. gestümen konnte Keiner widerstehen, und nach kurzem Kampf war das Heiligthum gerettet — Hoch wallte das Purpurgewand in die frische Mor genluft hinaus und von den neuermuthigtenSchaa- ren hart bedrängt suchten die Saracenen ihr Heil in regelloser Flucht. 2. So war denn allgemein der blutige Sieg «r-- aber war es im Buche der Vorsehung bestimmt. — rungcn, und die Brüder machten sich auf zu dem