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kein Mund sprach das Wort Capitulation auS; je der schien entschlossen, sein Leben theuer zu erkau fen. Am g. Marz (20. a. St.) endlich schlug die letzte Stunde der Missolunghier. Folgendes ist der nähere Hergang dieser schrecklichen Begebenheit. Man wußte nehmlich im türkischen Lager schon seit einiger Zeit, daß die Besatzung von Missolunghi nur noch auf 15 bis 20 Tage Lebensmitt l habe. Vergebens hatte sie schon lange die Regierung zu Napoli di Romania um Hülfe angerufen. „Die griechische Marine, sagt der Oestreichische Beobach ter, fand es geratener und vor allem einträglicher, auf reichbeladene europäische Kauffahrer lm Archi- prl Jagd zu machen, als sich den Gefahren neuer Kämpfe mit den Türkischer» Flotten auszusetzen." Endlich erschienen ohngefähr zo hydriotische und spezziotische Schiffe in den Gewässern von Patras, um Missolunghi Hülfe zu bringen. Allein dieser Versuch scheiterte gänzlich, die Zugänge zu der Festung waren durch die Einnahme des Forts von Nafsilad nnd Änatolico versperrt und die Flotte des Capudan Pascha in Schlachtordnung aufgestellt, um den Angriff der Insurgenten abzuweisen. Nach den von dem Capudan Pascha eingelaufenen Nach richten wurden die Griechen zurückgeschlagen und eine bedeutende Strecke weit verfolgt; zwei ihrer Schiffe wurden in den Grund gebohrt, mehrere an dere stark beschädigt, und fünf derselben mußten sich in die Bai von Petala ( nördlich von Missolunghi) flüchten, wo sie von den Türken blokirtwerden. Die Besatzung von Missolunghi, welche durch den Aus gang dieser Gefechte ihrer letzten Hoffnungen be raubt ward und ihre sämmtlichen Worräthe aufge- zehrt hatte; deren Tapferkeit dreimal die ganze Truppenmacht des Türkischen Reichs gebroa-ea und gegen welche selbst das europäische disciplinirt« und von französischen Offizieren geleitete ägyptische Heer nichts ausgerichtct batte, machte einen letzten Versuch bei Ibrahim Pasch», um zu kapituliren, allein derselbe wollte ihr das Leben nur unter der Bedingung zugestchen, daß sie nach Aegypten ab geführt würde. Die braven Verteidiger, wohl wissend, was ihnen dott bevorstand, faßten de» verzweifelten Entschluß, einen allgemeinen Ausfall zu machen und sich Lebensmittel zu verschaffen, oder sich einen Weg durch das feindliche Lager zu bahnen. Cs versammelten sich alle Waffenfähige, die Weiber in Männertracht, g bis 4000 an der Zahl, und zogen in Z Colonnen aus der Festung. Vorher wollten sie Aaraiskaki und Goura, welche mit einem kleinen Haufen im Rücken der Belagerer standen, durch einen Kundschafter von ihrem Bor haben in Kenntniß setzen, allein der Versuch miß glückte und Ibrahim Pascha schien ohnedies Winke von demselben erhalten zu haben. Dessen ungeach tet gelang eS einem Theile der ersten ,200 Mann starken Colonne, sich durchzuschlagen und das Ge birge zu erreichen. Die zweite und dritte aber un terlagen der Uebcrmacht und wurden größtenteils m'edergehaurn. Noto Bozzaris war nebst dem M- schof Joseph und einer Heldenschaar von 500 Mann in der Stadt geblieben, um sich «'m äußer sten Falle dem Tode zu weihen. Die Türken rück ten nach Niedermetzelung der zweiten und dritten Colonne immer näher heran und eS entspann sich «in lebhaftes Kanonenfeuer. Sobald indeß die Feinde die geringe Zahl der Verteidiger gewahrten, fingen sie an die Wälle zu erstürmen und in di« F*