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das Schrecken der Feinde seines Vaterlandes/ de nen er bei jeder Gelegenheit Abbruch that. Auf einer Reise nach Amerika begegnete ihm «inst ein spanisches Kriegsschiff. Er suchte ihm anfangs auszuweichen, aber der Spanier setzte ihm hart zu und gab ihm seine ganze Ladung, in der Meinung, ihn in den Grund zu bohren. Nun setzte sich Ruy ter mit Nachdruck zur Wehr, und vertheidig e sich mit solcher Geschicklichkeit, daS er den Spanier in Grund bohrte. Schnell trat jetzt an die Stelle des Muths das Gefühl der Menschlichkeit undides Mit leids. Der Sieger wendete alle mögliche Mittel an, die Mannschaft zu retten, und cs gelang ihm, mit einem großen Lheilr derselben, unter welchem auch der Kapitain selbst war. Als Ruyter die sen erblickte, fragte er ihn: ,, Würden sie mich und weine Leute auch so behandelt haben, wenn sie mein Schiff in den Grund geschossen hatten?^ — Der Spanier erwiederte aufrichtig, aber unmensch lich: »Nein, mein Vorsatz war, euch alle zu ersäu fen.^ — Aufgebracht über diese Fühllosigkeit be fahl Ruyter, alle Spanier in die See zu werfen. Doch bald besann er sich wieder und fügte keinem ein Leid zu. Einesmals eskortirte er verschiedene Kauffahr teischiffe von Frankreich nach Holland, und legte bei der Insel Whigt mit ihnen a», um nicht den Dünkirchner Kapern in die Hände zu fallen, welche damals diese See unsicher machten. Als er aber sah, daß der Wind günstig wurde, und der Win ter herankam, beschloß er seine Reise, trotz allen Gefahren, fortzusetzen. Die Kapitaine der übri gen Schiffe tadelten seine Verwegenheit, und wei gerten sich, ibn zu begleiten; er aber beharrte auf fianem Vorsatz und verfiel auf ein sonderbares Mit tel , um ihn glücklich auszuführen. Unter seinem Proviant hatte er eine Menge verdorbener irländi scher Butter; mit dieser ließ er die ganze Außen seite des Sch ffs,.die L me und einig« innere Lheile bestreichen und ging hierauf unter Segel. Ein spanischer Kaper von Dünkirchen griff ihn unter wegs an und enterte, aber das Verdeck war so glatt und schmierig, daß sich die Feinde nicht halten konn ten und über einander hcrsielen, so, daß ein großer Thell davon nicdergemacht wurde, und die übrigen sroh waren, ihren Bord wieder zu erreichen. Ruyter setzte hierauf seinen Weg ungehindert fort, kam zur Freude seines Armateurs zu Vlicssin- gen an, und wurde von jedermann bewundert. Als Holland im Jahr 1652'gegen die Englän der eine Flotte ausrüjtete, so übernahm Ruyter das Kommando derselben. Er steuerte durch den Kanal längs der französischen Küste hin bis auf dts Höhe von Plymouth, und entdeckt« qm 26sten Au gust um zwei Uhr Nachmittags die englische Flotte deS Admirals Askye. Er wußte, daß sie ihm überlegen war; dennoch stellte er seine Flotte in Schlachtordnung, theilk« sie in drei Geschwader- wovon er das eine selbst kommandirte und Vie an dern zwei erfahrenen Kapilains anvertraute. Je dem Geschwader gab er zwei Brander zu; dieÄaus- fahrteischiffe, die sich nicht vertheidigen konnten, wurden zwischen die Geschwader vertheilt, und die jenigen, welche einen Widerstand leisten konnten, mußten sich neben sie halten. In dieser Ordnung steuerte er auf den Feind los und griff ihn um vier Uhr des Nachmittags an. Das Gefecht wurde fürchterlich; Ruy rer fuhr zweimal mit seinem ganzen Geschwader durch die feindliche Flotte und fetzte sich den größten Gefahren aus, um seinen Of fiziere» und Matrosen ein gutes Beispiel zu geben. Eine lange Weil« sah man ihn blos mit sechs Schif- . ftn mitten in dem Feuer der ganzen feindlichen Flot te und hauptsächlich unter den Kanonen des Admi ral- und Viceavmiralschiffs, und durch die uner müdetsten Anstrengungen brachte er cs dahin, daß dw Feinde weichen mußten. LaS Treffen dauerte bis um acht Uhr des Abends, 'wo die Nacht dem Kampfe ein Ende machte. Ruyter verfolgte dir Feinde nicht, weil mehrer« seiner Schiffe viel ge litten hatten und er gern die Kauffahrteischiffe in Sicherheit bringen wollte. Er hatte jedoch kein einziges Schiff verloren, und auf der ganzen Flotte fand man nur 50 bis 6n Lobte und eben so viel Verwundete; die Engländer verloren dagegen drei Schiffe und gegen lZoo Mann. Als einige Zeit darauf eine Promotion im See wesen vorgenommen wurde, erhob man Ruytern zum Viceavmiral von Holland. Selten konnte er einige Zeit im Schooße seiner Familie zubringen; immer bedurfte die Republik der Dienste des uner müdeten Mannes gegen ihre Feinde. Zu verschie denen Zeiten kreuzte er im mittelländischen Meer«, besonders gegen die Korsaren von Algier, Tunis und Tripolis, und 1659 segelte er mit einer Flott« nach Schweden, um gegen dasselbe, in Verbindung mir den Dänen, feindlich zu agiren. Er bekam Befehl, sich mit seiner ganzen Flotte vor Nyborg