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Sächsische Geschichte und andere W e l t b e g e b e n h e i t e n. Herzog Johann Wilhelms zu Sachsen Gotha auf der Ostsee erlittcmr Schiffbruch» (Aus einem Schreiben von Stockholm, den 15. April 1702.) Schon waren einige Tage seit unserer Zurück, kunft von Narva nach Reval verflossen, und noch immer konnten wir, aus Mangel an gutem Win de, nicht nach Stockholm absegeln. Endlich am 4ten April wandte sich der Wind nach Osten, und ward uns also günstig; daher Se. Durchlaucht ohne Zeitverlust Anstall machen ließen, um den folgenden Lag unter Segel zu gehen. Der Ge neral. Gouverneur Gras de la Gardir berwlaubte sich, wie auch Bürgermeister und Rath dieser an sehnlichen und biedern Stadt, welche letztere uns mit Wein und allerlei Bictualien beschenkten. Die Trommeln wurden gerührt, die Bürgerschaft stand unter dem Gewehr, »md die schwarze Häup- tFrgarde zu Pferde war bereit, den Prinzen bis in den Hafen zu geleiten. Auch der Herr Com- Mandant und die Herren Bürgermeister ließen sich vom heftigen Regen nicht abhalten, und so gelang, ten wir, unter Lösung der Kanonen vom Walle, an unser Schiff, welches ein großes neues Kauf- fshrtheischiff war. Gleich anfangs ging es sehr verwirrt zu, in dem das Schiff von den übrigen Fahrzeugen im Hafen schwer los zu bringen war, welches wir sämmtlichen Passagiere als ein übles Omen be trachtete», und bald darauf noch mehr in Bestür- zung geriethen, als der Wind sich plötzlich nach Westen drehte, und wir daher selbigen Abend noch auf der Rhede vor Reval liegen bleiben mußten. Am 6ten des Morgens sprang der Wind aber mals um, und wurde ziemlich günstig, daher der SchiffScapitain sogleich die Anker lichten und die Segel aufspanncn ließ. Sobald man solches in der Stadt gewahr worden, salutirte man dem Prinzen abermals mit vier Kanonenschüssen, wel che Höflichkeit wir vom Schiff erwiederten, ukid so in Gottes Namen absegelten. Die Freude wahrte aber nicht lange, denn schon gegen Mit tag änderte sich der Südostwind wiederum in Nordwest, so daß wir den ganzen Tag und die folgende Nacht genug zu thun hatten, die Höhe des Meeres durch Lavirrn zu gewinnen. 8