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folgenden Tage nicht Land erblickten, er sich der gräßlichen Mahlzeit nicht länger widersetzen wolle. Am 26step endlich, eine Stunde nach Son nenaufgang,- rief ein Matrose mit heiserer Stim me: Landlband! Alle taumelten in die Höhe, brachen in Thranen aus und umarmten einander schluchzend. Aber das rrseufzte Land bestand nur in einigen Felsenklippen, 6 oder 7 Meilen von der portugiesischer Küste gelegen. Lebensmittel wa- ren da nicht zu bekommen, und landen durste man nicht, ohne besorgen zu müssen, daZ elende Boot werde scheitern; daher der Capitain, der nun wieder wußte, wo er war, den ganzen Tag gegen das feste Land fortsegcln ließ, und endlich Nachmittags um drei Uhr das Städtchen CaS- caes, an der Mündung des Tajo gelegen, er blickte. Von Freude berauscht, vernachlässigten sie die gewohnte Vorsicht, und trieben plötzlich auf eine scharfe Klippe, die ihnen, so nahe dem Hafen, noch unvermeidlichen Untergang drohte, Aber schon waren die Einwohner des Städtchens sie gewahr geworden. Einige Barken eilten her- zu, und fanden ein leckes Fahrzeug, in welchem fünf und zwanzig Gespenster saßen und drei Leich name lagen. Acht Tage und neun Stunden hat ten die Geretteten, bei mühseliger Arbeit, keine« Bissen zu sich genommen. Von Mitleid tief er schüttert half man ihnen augenblicklich ans Land, und trug hastig herbei, was sie erquicken konnte. Dennoch mußte der wackere Capitain noch den Schmerz erleben, seinen einzigen Sohn ster ben zu sehen. Auch von' den 25, di« dem offe nen Rachen des Todes entflogen waren, sahen nur neun Menschen ihr Vaterland wieder. Di« übrigen starben an den Folgen der ausgestandenen Leiden. Unter den Uebriggebliebenen befand sich der Capitain Vlies und der Oberbarbicr Molzer. Der Letztere saß, während der ganzen schrecklichen Fahrt, am hintertheil des Bootes, und zeichnete die Data ihres fürchterlichen Schicksals mit einem eisernen Nagel auf den ziemlich breiten Balken. Hier stand die Zahl der täglich Verblichenen, die Veränderung der Winde, und was sich nur sonst mit wenigen Slrichen auf das Holz kratzen ließ. Der Capitain kam ihm nachher mit seinem Ge- dächtniß zu Hülfe, und so wurde der Nachwelt die grausenvolle Begebenheit aufbewahrt^ deren Erzählung zu Amsterdam im Druck erschien. Erzählungen nnd Gerichte. Allen Liebenden am Tage der Bundesweihe, „D)ie Liebe gleichet dem Traume" So singen die Dichter — Wohlan! Wer minnt, soll im Traume nur schweben. So träumt Euch denn selig durch's Leben! Froh sey das Erwachen Euch dann! ,,Tie Liebe gleichet dem Schiffchen" So singen die Dichter — Wohlan! Durchsegelt die Ströme des Lebens! Sucht Ankergrund nimmer vergebens! Und landet recht glücklich einst an! „Die Liebe gleichet dem Becher" So singen die Dichter — Ja, ja — Drum trinket mit durstigen Lippen, Die Stunden Euch selig zu nippen! Nippt Euch zu Papa und Mama! „Die Liebe gleichet der Blume" So singen die Dichter — Wohlan! Der Himmel begieße das Pflänzchen! So wachsen einst Gretchen und Hänschen Zum Preise der Liebe heran!