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Ne Hirnschale bis ausdie Schulter drang, und gaben ihm noch sieben Stiche mit dem Degen in den Leib. Des Grafen Tochter, die vergebens -um daS Leben deS ehrwürdigen Alten knieend gebeten hat te, erhub bei diesem Anblick ein Geschrei des Ent setzens! Da drohte ihr wüthendcr Vater, sie nie der zu schießen, wenn sie nicht schwiege. Ja, setzte er im blutigen Wahnsinn hinzu, wüßte ich auch, daß mein einziger Sohn, jetzt in Französischer Gefangenschaft, der Rache g e o p fe r t würde, so wollte ich dennoch von meinem Vorhaben nicht ablassenl Nun sollte die Reihe auch den Abbe' de Mouf« fon und den Baron Saison treffen, und beide wurden bereits sehr scharf zur Beichte vermahnt, indessen die Frau von Saison ohnmächtig auf dem Boden lag; als plötzlich dem Wütrich ein gro ßer Auflauf getreuer Bürger angekündigl wurde. Des Bürgermeisters Diener hatte nämlich durch Bestechung eines Spanischen Soldaten, ei. nen Weg zum Fenster hinaus gefunden, und überall Lärm gemacht. Sofort entstand ein mäch tiger Auflauf. Jeder Bürger ließ sein Geschäft oder Handwerk liegen, und stürzte hinaus auf die Straße, sobald er dir Gefahr vernahm, in wel cher das Leben seines hochgeehrten Bürgermei- siers schwebte. In wenig Augenblicken waren mehr als Tausend versammelt, die vor des Gra fen Behausung rückten, und dieselbe, obwohl von Quaderstücken erbauet, mit stürmender Hand an fielen. Der erschrockene Graf versuchte <S, sie zuche- ruhigen, und schrie herab: er wolle es mit Schrif ten beweisen, daß der Bürgermeister die Stadt Lüttich verrathen wollen; aber man achtete seine« Verläumdungen nicht: Blut! Blut! war das laute, fürchterliche Geschrei der Menge.' Als der Graf sah, daß die Bürger sich durch keine erson- -nenen Lügen besänftigen ließen; faßte er den ent setzlichen Entschluß, sich mit seinen 70 Spaniers bis auf den letzten Mann zu vertheidi'gen. Jetzt stürmte der Haufe muthig, Thüren und Fenster wurden erbrochen, überall strömten die Rächer herein, der größte Theil der Spanier lag bereits niedergcstreckt, die Gefangenen wurden be freiet, der Ueberrest der Mordgesellen, mit dem Grafen an ihrer Spitze, flohen in ein Zimmer und baten um Gnade. .Vergebens! Die Bürger er oberten auch dieses Zimmer, und hieben Alles nie der, bis auf den Grafen, welcher taufend Thaler für sein Leben bot. „Und wenn du auch Hunderttausend geben „wollleH," brüllte die Rache, „du mußt ster ben!', — So schleppten sie ihn nach der Haus- thür, vcrmuthlich um ihn öffentlich hinzurichten. Aber hier empfing er ein-n Stich in die Seite, daß er in die Kniee sank; als er wieder aufstehcn wollte, schlug man ihn, wie einen Ochsen, mit der Art nieder zu Boden^ und tödtete ihn dann mit mehr als hundert Hieben und Stichen. Hier auf zogen die Bürger den zerfetzten Leib nackend aus, schleppten ihn auf den Markt und hiengen ihn bei den Füßen an einen Galgen. Noch war ihre Rache nicht gesättigt: sie schnitten ihm Kopf und Arme ab und nagelten sie an die Stadtpfor« tcn; zuletzt machten sie Feuer unter dem Galgen, und verbrannten den Ueberrest zu Asche, welche ein Knabe in die Maas streuen mußte. Das Haus sogar, in welchem der Mord geschehen, zündeten sie an und legten es in Asche, sammt