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Er sieht die Gefahr, er ziehet sein Schwert, Sein Auge, es blitzet, er achtet sich werth — Dem Kaiser sein Leben zu opfern; Und wüthend fällt er den Bären an. Ha, braver Mann! Bestehe, was kühn du begonnen. Hoch spritzte das Blut des Bären vom Stoß Des braven Knappen — Schon giebt er ihn los Den Kaiser, da schwindet allmählig die Kraft Des wackern Kämpen, doch siehe, er rafft Sich wieder empor — zückt muthig den Stahl Zum Letztenmal — Und röchelnd sinket, von Wunden schwer Getroffen, dem Kaiser zu Füßen der Bar. Da naht sich allmählig der Höflinge Schaar— Sie zittern nicht mehr der grausen Gefahr, Sie jauchzen und jubeln und schreien sich heiser: ,,Hoch lebe der große, der tapfere Kaiser!^ Doch Stille winket der fürstliche Sohn — Nicht mir den Lohn! So spricht er, und tauchet die mächtige Hand Jn'S Dar en blut: „Ein höh'rcr Stand „Belehne den Much —" Denkt er — und zeichnet dem Schilde deS Knappen Drei rothe Striche zum bleibenden Wappen — Und ziehet sein kaiserlich heiliges Schwert: „Du bist es werth — Spricht er, ,.den Adel zu mehren, „Beschütze den Thron, „Mein adliger Sohn! „Halt Gott und dein Wappen in Ehren —" Und siehe, es prangt dies alte Geschlecht, So wacker und echt, Wie damals, noch heute im sächsischen Land, Hochachtbar — als Freiherrn von Mal ti tz bekannt; Noch zeiget ihr Wappen zur heutigen Stunde, Die rothen drei Striche auf silber- ncffr Grunde. Der Hofnarr Fröhlich in Dresden. Joseph Fröhlich, aus Baiern gebürtig, war an den Höfen der Polnischen Könige, A.u- gust ll. und August III., eigentlicher Hofnarr. Seine angeborne komische Laune, baiersche Spra che und sein dicker Bauch waren genug Empfeh lungen, ihn beliebt zu machen. Dabei war er einer der größten Taschenspieler, wodurch er sich ansehnliches Bermögen erworben. Er besaß in Dresden ein eignes Haus, und ritt alle Morgen in seiner Hauswurstjacke und spitzigem Hute nach Hofe. August II. hatte ihm yy Narrenklcider machen lassen. Seine Späße fielen oft in's Grobe und ObSscöne. Er war ein Antagonist deS sogenannten Baron Schmiedels, "eines andern Hofnarren, von melancholischem Tem perament, der immer sehr geehrt seyn wollte. Fröhlich trug immer einen sehr großen Kam» merherrnschlüssel von Silber, der mehr als 60 Unzen wog, auch zugleich so eingerichtet war, daß er statt eines Lrinkgeschirreö dienen konnte. Ein gewisser Edelmann wollte sich einst mit Geschenken hinter ihti stecken, die in einem Kal» be, Hammel, welschen Hahn und zwei Gänsen bestanden. Diese Thiere trieb er zusammen nach Hofe, und entdeckte dem Könige den gan zen Handel; welches dann zu keinem geringen Gelächter Anlaß gab. Bei der Niederkunft seiner Frau bat er einst den ganzen Hof zu Gevattern. Dabei erschien er mit einem ganzen Korbe voll Gevatterbriefe, den er auf dem Rücken trug, bei Hofe, und th eilte sie aus, welches ihm viel Pathengeld eintrug. AlSAugust II. im Jahre 1728 zu Potsdam war, wollte man Fröh lichen gern an Gund ling Hetzen; aber Gundling gab sich mit ihm nicht ab, weil er glaubte in eine höhere Re gion deS Hoflebens zu gehören. Fröhlich setz te sich zwar anGundlings Seite, und brach te ihm ein großes Glas mit den Worten zu: „Nun prosit, Herr Bruder,, Du bist doch mein Bruder, und sowohl ein Narr, als ich." Al lein Gundling that ihm keinen Bescheid, und nahm auch d'« angeborene Brüderschaft nicht an. Als Gundling gestorben war, schickte man an Fröhlichen ein ordentliches Notifikations schreiben deswegen, welches er in achtem Nar« renstyl beantwortete. Nicht allein Fröhlich, sondern auch alle Narren, die sich damals in Dresden aufhielten,