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tcn und einen Meuchelmörder bestellten. Mark graf Dietzmann resivirte damals in Leipzig auf der Burg, die auf der Stelle des jetzigen Pau- linerkollegii stand. Als ein frommer gottesfürch tiger Fürst wollte er am heil. Christabende 1Z07 in der Thomaskirche seine Andacht verrichten, ritt deshalb hin und ließ die Seinigen vor der Thür. Der Mörder halte sich hinter dem Altar verborgen. Dietzmann lag vor dem Hochaltar auf den Knieen, betete laut zu Gott, und dankte dem Allerhöchsten mit.heiliger Inbrunst für die Rettung deS Landes aus den Händen der Feinde. Jetzt stimmte der Chor des Lenoclicm» an, und plötzlich wurden, dem heiligen Kirchengkbrauche nach, alle Lichter in der Kirche ausgelvscht. Dies war der Augenblick, den sich der Mörder ersehen hatte; er drängt sich an den Markgra fen und stößt ihm das Messer in's Herz., „Mord! Mord!" schreit der Verwundete mit entsetzlicher Stimme. Durch bas Geschrei dcs ganzen Volks wird der Gesang unterbrochen, Alles drangt sich zu dem Markgrafen hin, die Lichter werden schnell wieder angezündet, man sucht nach dem Lhäter, man besetzt dle Lhüren der Kirche, daß er nicht entrinne. Der Bösewicht schreit selbst am stärk sten', sucht selbst am eifrigsten; aber das Blut auf seinem Mantel verräth ihn — er wird er griffen, der Mantel ihm vom Leibe gerissen, daS Kleid durchsucht — und man findet das blutige Messer. „ Ich bin der Mörder! ich dm gedun gen zu diesem Mord!" ruft das Ungeheuer und lacht teuflisch; man warf ihn auf die Folter, und alle Grade derselben waren nicht vermögend, au- sirr diesem Gesiändmß, ein Wort weiter aus ihm »u bringm Als ihm das Unheil vorgelcsen und der Stab über ihn gebrochen war, trat Markgraf Friedrich zu ihm, versprach ihm, einen Theil der Martern zu erlassen, wenn en bekennen,^ und den, der ihn gedungen, nennen würde. DaS Ungeheuer grinset«, sah die glühenden Zangen an und — schwieg. Der Zorn des Markgrafen er grimmte, und er befahl, ihn fortzuschäffen. Die Henker warfen den Mörder auf eine Kuhhaut, schleiften ihn langsam fort, und wiederholten die abscheuliche Peinigung mit den glühenden Zan gen vom Thore des Ralhhauscs an bis an die Ecke der Grimmaischen Gasse dreimal. Er that das erstemal einen entsetzlichen Schrei, dann aber hörte man auch keinen Wehlaut mehr von ihm. An der Grimmaischen Gasse mußte der Zug halten. Der Markgraf ritt abermals zu ihm, drohte, die Peinigung verdoppeln zu lassen, wenn er nicht bekcnnete ; dagegen ver sprach er ihm, im Fall des Geständnisses, das Leben. „Ich will sterben und nicht bekennen!" brüllte der Bösewicht: die Martern wurden ver doppelt und der Zug ging weiter. Am Grim maischen Thore hielt der Zug wieder still, der Markgraf stieg vom Roß, nahete sich dem Mis- sethater noch einmal, versprach ihm Lehen und Freiheit, Reichthum und sicheres Geleite bis über dir Grenze deS Landes hinaus. Er verzog sein Gesicht zu einem hämischen Lächeln und — schwieg. „Nunhöre, Ungeheuer! daß ich ihn kenne, den Bösewicht, der dich zu meines Bru ders und dann auch zu meiner Ermordung ge dungen hat — ich will seinen Namen nicht laut nennen, damit er meiner Rache nicht entrinne; denn es könnte doch wohl Einer hier seyn, der ihm anhinge, und ihm verrieth, daß ich ihn kenne. Aber ich will dir es noch in's Ohr sagen, welchen entsetzlichen Mann ich bald deiner Äer^ G2 c