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Markgraf Friedrich mit der gebissenen Wange. Markgraf Friedrich der Freudige war der älte« jste Sohtt Landgraf Albrechts des Unartigen in Thüringen, welcher ihn Mit Margarethen, Kai ser Friedrichs H. Tochter, gezeugt hatte. Das Jahr seiner Geburt ist 125g. Am Hofe seines DaterS lebte eine Dame, Kunegunde von Ei senberg , welche das Herz des Landgrafen der maßen gefangen hielt, daß sie seine rechtmäßige Gemahlin Margarethe aus dem Wege schaffen, sich und ihren mit Landgraf Albrecht erzeugten unehelichen Sohn Ludwig Apitz aber auf den Zürstenthron erheben wollte. Man versuchte die Landgräfin durch Gift auS dem Wege zu räumen, niemand wollte es ihr aber beibringen, weil sie als eine tugendhafte Prinzessin von al len geliebt wurde, bis endlich ein Holzträger voy der landgräflichen Küche durch große Verheißun gen dahin vermocht wurde, anzugeloben: sich in der Fürstin Kammer zu begeben und sie zu er morden. Die Nacht war angebrochen, und der Mörder bereits in der Kammer, als diesen plötz lich sein Vorsitz gereute, die Landgräsin aufweck te, ihr die Gefahr entdeckte, um Gnade bat, und dabei rieth, sich eiligst davon zu machen und ihn mitzunehmen. Sofort ließ die Landgräfin durch ihren Hofmeister Schenk von Vargula An stalten zur schleunigsten Flucht treffen, ging in das an ihre Schlafkammcr stoßende Gemach, woselbst ihre Kinder, Friedrich, Dietzmann und Agnes, schliefen, umarmte sie unter unzähligen Küssen und Lhränen, und biß den ältesten Sohn in den Backen, daß er stark blutete. Don die sem au» heftiger Mutterliebe empfangenen Biß erhielt Friedrich den Beinamen: mst der ge bissenen Wange. — Sodann ließ sie sich, nebst ihrem Hoffräulein, einer Magd und dem reuigen Mörder, unterstützt und geleitet von ih, rem Hofmeister, an Seilen über die Mauer deS Schlosses Wartburg, ging noch in derselben Nacht bis Kreyenburg zu dem Verwalter deS Abts von Hirschfelb, der sie aufnahm und, da sie e« be gehrte, nach Fulda bringen ließ. Von hieraus förderte sie der Abt nach Frankfurt am Main, wo sie mit ehrerbietigem Mitleiden ausgenom men wurde. Gram um ihren verblendeten Ge mahl und Kummer über da? Schicksal ihrer Kin der lödteten sie schon im neunten Monate nach ih rer Flucht. Sie hatte um ein prunklofes Be gräbnis; gebeten; aber der Erzbischof zu Mainz ließ sie königlich beisetzen, und die halb« Skadt folgte ihrer Leiche. Markgraf Dietrich, des unartigen Landgra fen Albrecht Bruder, überredete diesen, ihm Mar garethens Kinder zur Erziehung zu üderlassan,,