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„Seh'n Sie, Herr Graf, das ist g'rade das Angenehme von den großen Treibjagden, daß mer da allemal mil Leut' zusammen kommt, die mer sonst vielleicht sein Lebtag nicht kennen gelernt haben thäte." Die Bauern starrten ihn mit weitaufgerisse- nen Mäulern an. ) , „Zu Schul-Zwecken / heißt es, für die Zwecke "X der Schule. Versteht ihr das? Und die Wek- ken, die seit 150 Jahren " eure Schulzen gegessen, die sind euren armen Kindern entgangen!"^ Der Gemeinderath sträubte sich wohl noch einige Zeit lang gegen die Wahrheit, gab aber bald nach, denn die mei sten seiner Mitglieder hatten gleich anfangs begriffen, daß die Les art des Revisors die richtige sei. Die 5 Gul den fanden also von nun an eine andere Ver wendung. Aber mit den Wecken hatte auch das Schultheißenamt seinen Reiz verloren. Die ver- möglicheren und besseren Bürger suchten es nicht mehr, es kam an herabgekommene Und wirklich, da stand es, von der zitternden, aber deutlichen Hand der Wittwe geschrieben: Ich, die verwittwete Anna Katharina Hä- berlin, stifte hiermit zum ewigen Andenken an meinen früh ver storbenen Gatten Con rad Valentin Häberlin ein Capital von 100 Gulden, davon die Zin sen alljährlich gewissen- haftest zu Schulz-wecken verwendet werden sol len. Beurkundet u. s. w. Der Revisor stand be troffen. Ja, es war so, da stand es klar und deutlich, was er so be stimmt als unmöglich wegdemonstrirt hatte. Er sing schon an, aus den Rückzug zu denken, und hatte bereits einige begütigende und ent schuldigende Worts an die Gemeinderäthe ge richtet, die ihn trium- phirend ansahen und sich an seiner Bestürzung weideten, als er noch einen Ortsangehörige oder an hochmüthige Schreiber, Blick auf das Papier warf, und ihm plötzlich ein und so ist es sehr die Frage, ob die Schule durch Licht ausging. - Verwendung des Geldes für Schul-Zwecke so viel „Wie, ihr E—", rief er, „das soll Schulzen- gewonnen hat, als die Gemeinde durch Aushebung Wecken bedeuten? Wißt ihr, wie es heißt, wenn der Schulz-Wecken verloren. man's richtig liest?" Auf dem Rendez-vons Im Namen des Teufels Es war im Jahre 1842, als durch die Spalten sämmt- licher Pariser Zeitungen eine ergötzliche Anekdote die Runde machte, welche um so mehr verdient, der Vergessenheit ent rissen zu werden, als der Held derselben von Geburt ein Spree-Athener war, und zwar einer der berühmtesten. Es war am frühen Morgen eines strengen Wintertages, als der Hausmeister eines sehr hohen und schmalen Hauses in der Nähe der St. Madeleinekirche durch plötzliches hef tiges Ziehen der Thorglocke in seiner bereits trotz der Frühe emsig betriebenen Nebenschäftigung eines Schuhflickers ge stört wurde. Aergerlich warf Monsieur Jean Joyeuse den linken Stiefel seines Nachbars zur Rechten vom Schooße, erhob sich aber eilfertig und öffnete die Pforte, eine ziemlich verdrießliche Miene zur Schau tragend, die aber sofort einer Verbeugung Platz machte, als er einen feinen Herrn mit auffallend schwarzen Haaren vor sich sah. „Eine Wohnung ist hier zu vermiethen?" fragte der Fremde. Monsieur Joyeuse bejahte mit einer abermaligen Ver beugung. Der Fremde äußerte den Wunsch, die Wohnung zu besichtigen. Jean bemerkte höflichst, daß drei Wohnungen zu haben seien, im ersten, im zweiten Stockwerke, und die dritte hoch oben in der Mansarde. „Dann führen sie mich nach der Mansarden-Wohnung." „Der will die Mansarde miethen?" dachte Herr Joyeuse, und machte Anstalten, trotz der Eleganz des Fremden, allen Rcspect vor demselben zu verlieren, als durch irgend eine zufällige Bewegung der Ueberrock des Schwarzhaarigen auf der Brust sich auseinanderschob, und der Hausmeister im Knopsloche eines Frackes das rothe Band der Ehrenlegion erblickte. Monsi-ur Jean gerietb jetzt in eine jener Situationen, wo man nicht mehr weiß, was man sagen soll. Endlich fand er es an der Zeit, hervorzustottern, daß die Dachstube unmöglich für einen derartigen Herrn geschaffen sei. Der Fremde aber machte eine nachlässig abwehrende Bewegung und sagte kurz: