Einleitende Bemerkungen zur geologischen Beschreibung der Vulkanberge von Ecuador Annahme, dass sieh der Erdkörper ursprünglich in feuerflüssigem Zustande befunden habe, hat bis jetzt eine vollbegründete Widerlegung nicht erfahren. Bei dieser auf eine Summe von Thatsachen gestützten Hypothese stösst uns zunächst die Frage auf, in welcher Beziehung die noch stattfindenden vulkanischen Erscheinungen zu jener ursprünglichen Feuerflüssigkeit stehen. Das Studium der vulkanischen Erscheinungen bildet daher die Grundlage der geogenetischen Forschung. Zur Lösung dieser Frage dienen uns aber als Ausgangspunkte nicht allein die noch thätigen Vulkane, sondern vor Allem die wirklich oder nur scheinbar erloschenen, die wir zum Unterschiede von jenen als Vulkanberge bezeichnen wollen. 1 ) Aus dem kritischen Vergleiche der vulkanischen Gebilde verschiedener vorgeschichtlicher Perioden mit einander und dem weiteren Vergleiche derselben mit den vulkanischen Erscheinungen der Gegenwart haben sich bereits gewichtige Aufschlüsse über die Natur der vulkanischen Kraft im Allgemeinen ergeben, und wir dürfen hoffen, auf dem gleichen Wege noch manches Dunkel, das uns jetzt undurchdringlich erscheint, aufgehellt zu sehen. Es gilt zunächst die Thatsachen zu vermehren, auf welche sich jener kritische Vergleich gründen lässt, und zu diesem Zwecke dürfte besonders die Erforschung der aussereuropäischen Vulkangebiete von Nutzen sein, von denen wir bis jetzt nur eine sehr geringe Kenntniss besitzen, und die doch schon infolge ihrer im Vergleich zu den europäischen Vulkangebieten ungemein grossen Ausdehnung eine Fülle der wichtigsten Aufschlüsse zu geben versprechen. Was wir in Wirklichkeit über die Entstehung und gegenwärtige Beschaffenheit der Erde wissen, könnte nicht leicht schärfer und kürzer ausgedrückt werden, als es von Melchior Neumayr in folgendem Satze gethan worden ist: „Dass die Erde früher in heissflüssigem Zustande sich befand, dass in ihrem Innern sehr hohe Temperaturen herrschen, dürfen wir als erwiesen annehmen; ob geschmolzene Massen noch im Innern vorhanden sind, oder ob die Erde vollständig starr ist bis zum Mittelpunkt, darüber ein bestimmtes Urtheil auszusprechen, ist unmöglich. Wenn noch feuerflüssige Massen im Centrum sich befinden, dann ist i) Ob dieser Name freilich in jedem einzelnen Falle richtig angewendet unsicher, als man bekanntlich aus dem Ruhezustand eines durch vulkanische Thätigkeit gebildeten Berges nicht immer auf sein gänzliches Erloschensein schliessen darf. Sonder-Abdruck aus: Stübel, Die Vulkanberge von Ecuador. 1