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Zur selben"Zeit ging von General Hcrwarth's Avantgarde allmählich gegen die östreichische Linke vor; sie Halle in Nechanitz, einem Dorfe etwa sie ben Meilen abwärts von Sadowa an der Bistritz, eine Brigade von sächsischen Truppen (Friedrich August, a. d. Erzgebirge, Jäger, Leipzig, und Gardereiter, Pirna) angetroffen mit einiger öjtreichi- scher Cavallerie, und trieb sie, trotz tapferster Gegen wehr, gegen die Position von Lipa. Zugleich schien cs, als ob sie die linke Flanke der Oestreicher um gehen würde. Aber der östreichische Commandeur schien entschlossen, seine Position zu behaupten, und schwere Massen von Infanterie und Cavallerie waren auf den Gipfeln der 'Hügel zu sehen. Die preußische Infanterie, welche die Dörfer Sadowa und Dohalitz genommen hatte, wurde nun gegen das Gehölz gesandt, welches über diesen Plä tzen läng- der Straße von Sadowa und Lipa hin läuft: sie ging gegen dasselbe vor, aber ihr Feuer machte keine Wirkung, da die Oestreicher hinter den Bäumen gedeckt waren; auch feuerte eine ganze Batterie vom andern Ende dcS Holzes zwischen den Bäumen her aus die Preußen und mit schrecklicher Wirkung. Aber die Angreifer fochten fort, brachen endlich die Hindernisse deS Eingangs nieder und gingen dann darauf los. Das Gefecht ging von Baum zu Baum und die Oestreicher machten man chen Anlauf um die verlorene Position des Gehölzes wieder zu gewinnen; aber in diesem Handgemenge fielen ihre jungen Soldaten in Plassen vor den Männern der 8. Division; sobald sich aber die Bertheidiger etwas znrückzogen und sihre Artillerie in die Bäume spielte, litten die Preußen erschrecklich und etwa halbwegs aufwärts im Holze kam das Gefecht zum Stehen. Um diese Zeit führte die östreichische Artillerie ein glänzendes Feuer aus, und um 1 Uhr konnte die ganze preußische Schlachtlinie keinen Boden mehr gewinnen und mußte hart kämpfen, um nur die einmal gewonnene Position zu halten. Einyral schien es sogar als ob sie dieselbe aufgeben würde, La ihre Kanonen durch das östreichische Feuer de- montirt waren, in dem Waldgrunde das Zündnadcl- gewchr keine freie Bahn fand und das Infanterie gefecht ganz gleich stand. Da schickte Prinz Fried rich Karl die 5. und 6. Division vor. Diese legten ihre Helme und Tornister ab u»d rückten an den Fluß vor. Der König war in der Nähe von Bist- ritz, und die Truppen jubelten ihm laut zu, als sie in die Schlacht zogen. Sie gingen über die Sa- dowa-Brücke und verschwanden im Walde. Bald verrieth daS stärker werdende Gewehrfeuer, daß das Gefecht begonnen hatte, aber die östreichischen Ka noniere schleuderten Salve ans Salve zwischen sie hinein, und sie brachten das Gefecht kaum einige hundert Schritte vorwärts, denn sie fielen selbst zu rück und konnten Len Feind nicht erreichen. Nicht nur die Granatsplitter flogen unter sie hin, Tod und Wunden in ihre Reihen schmetternd, sondern auch die Aeste und Splitter der Bäume, zerrissen von den Geschpssen, flogen häufig umher und ver ursachten sogar noch schrecklichere Verwundungen. Auch General Herwarth auf der Rechten schien gehemmt zu sein. Der Rauch seiner Geschütze, welcher bis dahin beständig avaucirt Halle, stand für eine Zeit lang still. Fransecky's Leute konnten nicht vorgeschickt werden, um daS iadowaer Gehölz anzugreisen, denn sie würden sich ausgesetzt haben, von hinten her beschossen zu werden durch die Ar- tilleric auf der Rechten der östreichischen Linie vor wärts von Lipa. Alle Artillerie war cngagirl, außer acht Batterien, und diese mußten ^urückgchalien werden für den Fall einer Niederlage, denn zu einer Zeit schien das Feuern im sadowaer Gehölz und das der preußischen Artillerie auf dem Abhänge bei nahe, als ob es gegen die Bistritz zurückgmgc. Die erste Armee war jedenfalls gehemmt in ihrem Vor marsche, wenn nicht wirklich zurückgcschlagen; da begannen die preußischen Generale ängstlich nach der Linken aufzuschauen, nach der Ankunft des Kron prinzen. Einige östreichische Kanonen sah man gegen die preußische Linke feuern, und man hoffie, sie möchten gegen die Vorhut der zweiten Ärmee ge richtet sein; aber um 3 Uhr war noch kein Anzeichen da, daß Preußische Colonnen gegen Lipa vorrückten. Die Generale wurden ernstlich besorgt und zogen die Infanterie aus dem Gefecht; Cavallerie wurde ebenfalls zusammengezogen, so daß sic bereit war zum Verfolgei, der Oestreicher oder um deren Ver folgung aufzuhalten, und der General von Voigts- Retz ging selbst, um nach der zweiten Armee zu sehen. Aber er kehrte bald zurück und brachte die Nachricht, daß der Kronprinz seinen Angriff auf Lipa formire und baß die Kanonen auf der östrei- chischcn Rechten gegen seine Truppen gefeuert hätten. Dann faßte die erste Armee wieder frischen Muth; das Gehölz von Sadowa ward genommen und die Batterie dahinter wurde durch die Jäger erstürmt. Um halb vier Uhr sah man des Kronprinzen Co lonnen sich über Len Abhang gegen Lipa bewegen, denn seine Artillerie hatte die östreichischen Geschütze zum Schweigen gebracht, ,und General Herwarlh drängte aufs Neue vorwärts gegen die östreichische Linke. In einer Viertelstunde war des Kronprin-