Volltext Seite (XML)
Terrain. Der Tag begann allmählich zu grauen, aber mit dem ersten Sonnenblicke kam ein dichter Nebelregen, welcher bis zum Nachmittage anhielt. Der Wind erhob sich und ward den Soldaten empfindlich kalt, denn sie waren an Schlaf und Nahrung zu kurz gekommen. Lei Tagesanbruch hatten die' Truppen ihre Positionen zum Angriff eingenommen. Die Haupt maste der Armee war zu Milowitz, einem Dorfe auf dem Wege von Horzitz nach Königgrätz, die 7. Division unter General Fransccky war zu Cesch- witz auf der linken und die 4. und 5. Division in den Dörfern Lrislau und Psauch auf der rechten, während General Hcrwanh v. Bittcnfeld mit dem 8. und einem Theil des 7. Armeecorps nach Neu- bidschau auf die äußerste Rechte gesandt wurde, etwa zwei Meilen von Milowitz. Etwa um 4 Uhr begann die Armee zu avancirrn und marschirte langsam das leicht steigende Gelände hinauf, wel- cheo von Milowitz nach dem Dorfe Dub führt, eine Meile weiter gegen Königgrätz hin. DaS Ge treide lag naß und vom Regen niederg drück! auf dem Boden. Die vorschwärmenden Tiraillcurs kamen behende hindurch, aber die in geschloffenen Kolonnen folgenden Truppen marschirten mit Mühe über die niedergetretenen Ernten, und die Bespannung der Artillerie Halle tüchtig zu arbeiten, um die Räder der Geschütze durch den weichen, klebrigen Boden zu schleppen. Um sechs Uhr war die ganze Armee nahe an Dub herangekommen, aber es wurde nicht erlaubt, den Gipfel der Abdachung zu ersteigen, denn der Höhenzug, worauf Dub steht, hatte alle ihre Bewegungen verdeckt und dir Oestreicher konnten nichts von Len Truppen sehen, welche hinter dem Gipfel aufmarschirtcn; ja sie tonnten glauben, daß von den Preußen höchstens nur die gewöhnlichen Bor posten nahe wären, denn die Kavallerie - Vedettcn, welche über Nacht vorgeschoben waren, blieben auf dem Gipfel der Hügelkette ruhig stehen, als ob hinter ihnen weite: gar nichts vorfiele. Die Luft war trüb und nebelig, der Regen fiel beständig und der Wind blies bitterlich kalt, während die In fanterie und Artillerie, hinter den Hügeln von Dub wartend, stillstand. Um sieben Uhr warf Prinz Friedrich seine Cavallerie und reitende Ariillerie vor wärts. Sie marschirten gegen die Bistritz hinab in leichtem Trabe und hielten aufS schönste ihre Linie, obgleich auf dem feuchten Boden oft gleitend. Am Fuße der Höhe angelangt, ertönten die Trom peten, und indem sie ihre Bewegungen machten, um die Brücke zu gewinnen, schwenkten die Schwadro nen längs deS Flusse» herum, als wollten sie daS feindliche Feuer herauöfordern. Dann eröffneten die Oestreicher das Feuer von einer Batterie in cinur Felde nächst dem Dorfe, wo sie Hauptstraße über die Bistritz geht, und die Schlacht von Saoorva begann. Der erste Schuß fiel etwa um halb acht Uhr. Dir preußisch« reuende Artillerie umen nahe am Fluß anuvorlete den östre.chischen Kanonen, aber keine Seite feuerte heftig, und während einer halben Stunde bestand die Kanonade nur ans einzelne» Schüssen. Um ein Viertel vor achi Uhr erschien der König von Preußen auf dem Schlachtfeld«, bald darauf ward die reitende Artillerie durch andere Feldbaitericn verstärk! und die preußischen Kanonen begannen ihre Granaten schneller in die östrcichitchen Rechen zu entsenden. Aber sobald das preußische Feuer lebhafter wu>he, schienen östreichische Kanonen wie durch Zauberei auf allen Punkten der Position zu erscheinen, von jeder Straße, von jedem Dorfe, aus den Baumgärten von Makrowena auf der preußischen Rechten bis zu den Baumgärten von Benatek auf ihrer Linken blitzten sic auf und sandten ihre sausenden Granaten, welche, mit lautem Knalle platzend, ihre Splitter rasselnd zwischen die Kano nen, Kanoniere, Fuhrwerke und Pferde schleuderten, häufig einen Mann oder ein Pferd rödtend, manch mal eine Kanone demontirend, aber immer dcn.Bodcn aufwühlend und die Erde den Lemen ins Gesicht werfend. Aber die Oestrcichcr feuerten nicht allein auf die Artillerie, sondern sic warfen ihre Granaten auch aufwärts gegen Dub, und eine Granate schlug direct in eine Abtheilung Ulanen ein, welche in der Nähe des Königs hielt, wühlte sich tief in die Erde, warf eine Säule von Schlamm etwa zwanzig Fuß hoch empor und erschlug platzend vier Glieder der Schwadron. Sobald dic Kanonade in der Fronte ernsthaft wurde, begann die Spitze der 7. Division bas Dorf Benatek auf der östrcichischcn Rechten zu bombardiren. Di. Oestreicher erwiderten jeden Schuß und keine Seite gewann oder verlor an Terrain. Auch im kentrum blieb die Schlacht sich gleich. Die Preu ßen brachten Batterie nach Batterie ins Gefecht, und gaben ei» entsetzliches Feuer auf die östrcichischcn Geschütz«, aber diese gaben cS zurück und manchmal mit Zinse», denn die vstreichischen Artillerie-Offizicre kann ten ihr Terrain, und viele Pferde wurden getödtet oder verwundet. Krankenträger wurden hinabgesandt zu den Batterien und kamen jeden Augenblick zurück mit Vcrwundcten, welche, unten im Feuer eilig noth- dürstig verbunden, zu betäubt schienen, um große Schmerzen zu fühlen. Allmählich schien die preußische Kanonade