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sehr geschickt auSzunutzen. Auf einem steil zum Jseithale abfallenden Felsenpialean fuhren sie gegen 10 Uhr unerwartet eine Batterie auf. Die Positron war fast uneinnehmbar, auf dem linken Flügel der selben flachte sich das Terrain ab. Die Geschütze von dem Plateau sandten ihr verheerendes Feuer in die Reihen der Preußen, welchen nichts anderes übrig blieb, als dicht an d,e Felswände heranzurücken. Die Infanterie der Division Fransecki erklomm nun im Sturmschritt die Felswände, drang in das Gebirge ein und vertrieb endlich nach schweren Verlusten die Oester reicher aus ihrer vortheilhaflcn Stellung. Gleichzeitig ließ der Prinz Friedrich Karl die österreichische Armee in der Flanke bedrohen. Meh rere Divisionen hatten die Jser lheils durchwatet, theilS aus Pontonbrücken überschritten, deshalb re- lirirten die Oesterrcicher und die Preußen konnten nun bis Münchcngrätz Vordringen. Der Verlust der Ocsterreicher wird auf 400 Todte und Verwundete geschätzt, und sollen dic- lelben außerdem 1600 Gefangene verloren haben. Die Preußen sollen an Todten, Verwundeten und Vermißten nur ISO Mann eingcbüßt haben. In Münchcngrätz, einer Stadl von vielleicht 4000 Einwohnern, fanden die Preußen nicht 50 Personen vor. Noch während dieselben in die Stadt einrückten, flohen Familien nut aller Habe. Die Bewohner hatten überall die Brunnen verschüttet und verdorben, und traten leider auch hier Bosheiten und Bestialitäten zu Tage, wie solche sich in der fanatisirten Bevölkerung des Böh- mcrlandcS leider so vielfach kundgezeben haben. Durch diese nicht weg zu streitenden Siege war cs den beiden Armeen gelungen, nun gemein sam sich vorzubcwcgen. GS fanden n6ch mehrere größere und kleinere Gefechte statt, so bei Jaromir;, bei Königinhof, Gitschtn, doch gehen wir jetzt zur Hauptschlacht über, für welche uns Berichte vorliegcn. Es ist die Schlacht bei Sadowa oder Königgrätz. Am Montag, 2.-Juli, machte Prinz Friedrich Karl mit der ersten Armee zu Kamnitz Halt, sowohl um dem Kronprinzen Zeit zu lassen, nach Mil et in auszurückcn, einer Stadt, welche eine Meile östlich von Kamnitz liegt, als auch, um Nach richten über die Bewegung der Oestrcicher einzu- ziehen. Denselben Nachmittag sandle er zwei Offi ziere auS, um über Horzitz hinaus zu recognoseireu. ^ücide stießen auf Oestreicher und mußten fechten und scharf reiten, um ihre Nachrichten sicher heim- zubringcn. Nkjor v. Ungar, welcher, von einigen Dragonern cScortirt, sich gegen Königgrätz ge wandt halte, stieß, noch ehe er den kleinen Fluß Bistritz erreichte, über welchen die Straße von Horzitz nach Königgrätz, etwa mittewegs zwischen beiden Städten, läuft, auf eine starke Abtheilung östrei- chischer Cavalleric und Jäger. Ein Zug Reiter machte sogleich einen Anfall auf ihn, um ihn zu fangen, und er und seine Dragoner maßten um ihr Leben reiten. Die Oestrcicher verfolgten sic und die bestberittenen holten die Preußen ein, doch nicht in hinreichender Zahl, um sic aufzuhalten, und nach einem laufenden Geplänkel, in welchem v. Ungar einen Lanzenstoß in die Seite erhielt, der seine Kleider zerriß, ohne ihn weiter zu verletzen, kam diese Rccognoscirungs-Palrouille glücklich zu den Vorposten ihrer Armee. Mehr zur Rechten fand der andere recognoscirende Offizier die Oestrcicher ebenfalls in bedeutender Stärke u. mußte sich eiligst zurückziehen. Aus die Aussagen dieser Offiziere und andere Rapporte hin beschloß Prinz Friedrich Karl, anzugreifen, und gab gegen Abend Befehl zum unverzüglichen Vorgehen seiner Armee über Horzitz hinaus; ebenso sandte er den Lieutenant v. Normann nur einem Briefe an den Kronprinzen, der ihn ersuchte, am nächsten Morgen von Miletin vorwärts zu dringen und die Oestrcicher in dcr rechten Flanke anzugreisen, während er sie in der Fronte angrisse. Es war zu befürchten, daß die östreichischen Eavalcric - Pa trouillen, welche umherschwärmtcn, den Adjutanten aufhalten und den Brief abfafsen würden; aber v. Normann vermied sic glücklich, kaut um 1 Uhr, Morgens im Hauptquartier des Kronprinzen an und um 4 Uhr wieder zu Prinz Friedrich Karl zu rück, um demselben das Versprechen von der Mit wirkung dcr zweiten Armee zu überbringen. Wäre dieser Adjutant an- seinem Wege nach Miletin gefangen oder gctödtct worden, so wäre dieS wahrscheinlich für den Ausgang des ganzen Feldzuges von großer Bedeutung gewesen, denn auf jenem Briefe beruhte zum großen Theile der Ausfall dcr Schlacht. Lange vor Mitternacht waren die Truppen alle in Bewegung und der Stab verließ um l^f, Uhr Morgcnö Kamnitz. Der Mond schien .zu Zeiten hell, war aber häufig hinter Wolken verdeckt, und, dann konnte man deutlich die erlöschenden Bivouak« feuec erkennen, an welchen die Truppen läng« der Straße gelegen hatten. Diese Feuer sahen wie große Irrlichter auS, wenn ihre Flammen im Wind« flackerten, und erstreckten sich über manche Merle; denn es waren nicht weniger als 150,000 Mann bei der ersten Armee allein und die Bivouaks einer so großen Truppe erstrecken sich über ein weites