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Eisenbahnen unbrauchbar gemacht. Die kurhessi- scheu Truppen hatten sich indessen schon auf Hanau zurückgezogen, und Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen war zu ihrem Oberbrschlshaber ernannt worden; der Kurfürst selbst blieb auf seinem Schlosse Wilhrlmshöhe bei Cassel. Hier wurde ihm, nachdem am 19- General von Beyer, ohne auf Widerstand zu stoßen, einge rückt war, noch einmal das Anerbieten gemacht, sich Preußen anzuschließen, das er entschieden zu- rückwics, worauf seine Verhaftung am 23, erfolgte und er am folgenden Tage unter militärischer Be gleitung nach dem ihm zur Wohnung überwiesenen königlichen Schlosse zu Stettin gebracht wurde. Unter dem 18. Juni erließ der zum Com- mandevr des 8. Bundesarmeecorps ernannte Prinz Alexander von Hessen, Eenerallieutenant, den ersten Tagesbefehl an die ihm untergeordneten Truppen auS Darmstadt. Die beiden preußischen Hauptarmeen, die erste geführt vom Prinzen Friedrich Karl, die zweite (schlesische) vom Kronprinzen, hatten sich bereits seil Anfang d. M. an den Nordgrenzen von Sach sen und Böhmen concentrirk. Auch hier waren aus allen Stellen die m das Innere Sachsens füh renden Eisenbahnen in den litztcn Tagen zerstört worden oder wenigstens zur Zerstörung vorbereitet. Der König Johann von Sachsen, unser theu- rer allgelicbter Fürst, hatte die preußischen Aner bietungen zu einem Neutralitätsbündnisse eben so entschieden wie die Herrscher von Hannover und Kurheffen abgelehnt. Die schon ziemlich fettig armirten sächsischen Truppen waren nach allen Richtungen hin gegen die Grenzen des Landes vorgeschoben worden, und allgemein erwartete man, daß Oestrrreicher und Bayern zu rhrer Unter stützung bis Dresden vorrücken würden. Am 15. Juni verlangte Preußen durch seinen Gesandten in Dresden schleunigst die letzte Erklä rung darüber, wie sich Sachsen zu verhalten gedenke. Da Sachsen ablehnle, erfolgte noch an diMsilbcn Abende die Anzeige, daß die preußischen Truppen einrücken würden. Die bekannte Abschieds-Proklamation unseres Königs Johann erschien in Dresden am Morgen des 16. und erregte allgemein die tiefste Trauer. In der Nacht zu diesem Tage wuiden von sächsi sches Pionnieren die Eisenbahnbtücke bei Riesa an gezündet und die Elbbrücke bei Meißen gesprengt, und diese Mannschaften entkamen nur mit Mühe noch auf einem Elbdampfrr, da die Preußen bereits in unser Vaterland eiugerückt waren. Der Rückzug der sächsischen Truppen richtete sich nun gegen die böhmische Grenze; ohne eine Verthcidigung zu versuchen, ließen sie das ganze Land offen. Unser verehrter König selbst, begleitet von seiner Familie, den beiden Prinzen rc., verließ nach einem rührenden Abschiede von der Bevölke rung am 16. Mittags die Hauptstadt^ Dresden und begab sich nach Prag. General Herwarth von Birkenfeld commandirre das westphälische Armeecorps, zur Armee des Prin zen Friedrich Kari gehörig, das über Dresden vor rücken sollte; General von der Mülbe mit dem neu gebildeten Resecvecorps folgte ihm. Am 18. Juni Mittags rückten die ersten preu ßischen Hrrsaren (Königs-Regiment Nr.7) in Dresden ein; aus dem Fuße folgte ihnen die ganze Avant garde unter Befehl des Generalmasors von Schöler. Diese Truppen, wie alle ihnen folgenden, machten nur eine kurze Rast, und nun wälzten sich unendlich lange Colonnen von Infanterie, Cavalieri«, Artillerie und Train fortwährend durch die Stadt auf der Straße und der wieder hergesteltten Eisen bahn nach Löbau und Reichenberg, auch über Stolpen und Neustadl der böhmischen Grenze zu. Fortwährend gab eS alarmirende Gerüchte, daß die Oesterreich» bereits ganz in die Nähe Dresdens gerückt seien» um hier eine Schlacht zu liefern; in der Thal glaubten selbst die cmgerückten und durchmarschirenden Truppen nicht, baß sie im ganzen Lande auf keinen Feind stoßen sollten. Am 19. Juni wurde auch Leipzig von preu ßischen Truppen besetzt. Die Ereignisse in Italien. Bücken wir, um den Ereignissen Schritt für Schritt zu folgen, nur einen Augenblick nach Sü den, auf Italien, den Bundesgenossen Preußens, das eine Armee von über 200,000 Mann gegen daS stark besetzte österreichische FestungSviereck in Venetien in daS Feld gestellt Halle. Hier erfolgte die Kriegserklärung am 20. Juni von Cremona auS durch den General Lamarmora an den österreichischen Erzherzog Albrecht. Am 22. und 23. Juni überschritt die italieni sche Armee nun den Mincio bei Molino, Mozam- bano, Valeggio und Goilo. DaS erste Armee corps unter General Durando traf am Morgen des 24. auf das bedeutend überlegene Haupkcorps des Erzherzogs Albrecht, das sich bei Custozza auf gestellt hotte und sofort zum Angriffe schritt. Inzwischen war König 'Victor Emanuel mit dem Gros der Armee weiter unten, südlich von Goito, über den Fluß gegangen, trieb, als er das