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Eisenach Drück, verschanzten sich anfänglich bei Göttingen und suchten dann die Vereinigung mit den Bayern, indem sie durch preußisches Gebiet über Hcillgenstadt und Mühlhausen marschirten. Dieser Plan sollte aber nicht gelingen, denn bereits waren sie von allen Seilen umschlossen, selbst die Werra-Uebergänge im Süden besetzt. Wiederholt wurden ihnen Anerbietungen zur Kapitulation unter den der Garnison von Stade bewilligten Bedingungen gemacht. Am 24. trafen in Gocha, dessen Contingent sich den Preußen an geschloffen hatte, der Flügeladjutant Generailleule- nant von Alvcnsleben und der hannoverische Major Jacobi zusammen, um die Unterhandlungen abzu schließen, während es bereits an einzelnen Orten zu kleinen Scharmützeln ohne Bedeutung gekom men war. König Georg und der Kronprinz befanden sich bei den Truppen. Es ward ein Waffenstillstand bis zum Morgen deS 25. abgeschlossen, dec dann bis zum 28. verlängerr wurde. Nachdem der Waffenstillstand nun abgelaufen war, rückte Generalmajor von Flies, der hier daS vereinigte preußische und gokhaische Corps befeh ligte, von Süden her gegen Langensalza, worauf sich dir Hannoveraner unter Führung des Generals Ahrentschildt aus dieser Stadt über die Unstrut in nordöstlicher Richtung gegen Tennflädt zogen. Jenseits der Unstrut liegt das Dorf Merxdorf hinter einem Hügel, auf dem sich die Kirche und der Kirchhof befinden, eine sehr starke Position, welche die Ebene der Unstrut vor sich hat; diesseits gegen Langensalza hin erstrecken sich zwei Seiten- thälrr, getrennt durch den Judcnhügel, an dessen Abhänge das „Bad" in einem Wäldchen liegt. Den erstgenannten Berg hatten die Hanno veraner mit ihrer Artillerie und Infanterie besetzt, dahinter stand die gejammte Kavallerie, und die Gärten am Flusse hielten die Jäger. Das 1t. preußische Infanterieregiment eröff- nete um 10 Uhr Vormittags das Gefecht, indem es das Wäldchen bei dem Bade besetzte, wo es sofort ein furchtbares Geschütz- und Gewehrseuer erhielt; überdies waren die Leute durch langen Marsch, große Hitze und Wassermangel ungemein erschöpft. Ein paar Mal wurden di« Hannovera ner zurückgeworfen, kehrten aber mit Verstärkung immer wieder durch die seichte Unstrut zurück, wäh rend dir Preußen die darüber führende Brücke besetzt hielten. Gegen 2 Uhr kam die Berliner Landwehr (Zwanziger) in daS Gefecht, hatte aber wieder ein so furchtbares Feuer auszuflehen, daß sie, von der * Uebermachr gedrängt, wiederholt zurückgehen mußte. Endlich gelang es den Hannoveranern doch,, die Brücke zu nehmen und auf allen Punkten vor- zudnngcn, und die Preußen begannen nun, sich langsam zurückjuz ehen. Sobald sie aus dem Wäldchen auf die von der Chaussee durchschnittene Ebene kamen, griff die feindliche Cavallerie mit Ungestüm an; es wurden Quartes gebildet, Attacken zmückzewiesen und dec Rückzug durch Langensalza mir der vollkommensten Ordnung be werkstelligt. Die Hannoveraner hakten nun, wie sie sagen, ihrer Waffenehre Genüge gerhan; übrigens mußten sie auch einsrh.n, daß an cm Entkommen und Vereinigung mit der bayerischen Armee, die leider noch lange nicht zur Stelle war, nicht zu denken sei. Die übrigen preußischen Truppen, das Corps des Generals von Falkenstein, standen ganz in der Nähe, und es war bereits von Letzterem beschlossen worden, mit den Corps der Generale von Man teuffel und Soeben von Mühlhausen und Eisenach aus einen zweiten entscheidenden Angriff zu machen; dieser Angriff sollte am 29. Morgens starrfinden. Aber schon am Abende vorher suchte der hannoverische General von Ahrentschildt eine Ca- pitulation kinzuleiten. Dieselbe wurde auch ange nommen und bis zum nächsten Morgen ausgeführt; danach verpflichteten sich Offiziere und Soldaten, nicht mehr gegen Preußen zu fechten, Erstere be hielten ihre Waffen, Letztere lieferten sie ab, Alle wurden in die Heimath entlassen; sämmliichcs Kriegsmaterial verblieb Preußen. Der König und Kronprinz mußten ihren Aufenthalt außerhalb Hannover nehmen. Die Ausführung erfolgte schon am 29., wes halb die preußischen Truppen ihren Vormarsch nicht forlsttzten; und den Hannoveranern wurden nun Quartiere in Langensalza und Umgegend ge währt, von wo sie, der Capitulation gemäß, nach Hause befördert wurden. So war denn das Geschick Hannovers ent schieden. Preußen hatte 6000 Pferde, 220 Ge schütze und 40,000 Gewehre erbeutet. Mittlerweile hatten sich aber ebenso wichtige Ereignisse in den anderen, Preußen zimächstgelegemn deutschen Mittel- und Kleinstaaten vollzogt«. — Besetzung von Hessen und Sachsen. Am 16. Juni war, wie schon oben erwähnt, das Corps des Generals von Beyer, daß sich bei Wetzlar gesammelt hatte, über Gießen auf Cassel marschirt; es fand die südlich von Cassel führenden