Volltext Seite (XML)
waren. Derweilen wir einige Augenblicke bei die sen Bildern. Der Streit mit dem katholischen Herzog Moritz und dem ihm verbündeten Markarafen von Bran denburg war eS, der den Churfürsten Johann Fried rich am 8. April 1547, wenige Tage vor der Schlacht bei Mühlberg, veranlaßte, Meißen mit starker Macht zu besetzen und ein Lager am Zscheil- berge zu beziehen. Als ab-r der Kaiser den ge fangenen Markgrafen von Brandenburg zu Hilfe zog, verließ der Churfürst die hiesige Gegend, nach dem er vorher die Brücke batte anzünden lassen. Der Brand zerstörte damals nicht nur die sechs hölzernen Joche der Brücke, sondern auch mehrere Häuser am Brückentbore der Stadt und in Nieder fähre, sowie die auf der Brücke erbaute Capelle der vierzehn Nothhclfer. Im 30jährigen Kriege ließ Churfürst Johann Georg l. 1630 zwei Holzsochc der Brücke abtra- gcn um den Kaiserlichen den lleberganq über die Elbe zu erschweren, und mehr als 30 Jahre lang blieb während sencs Land und Leute verzehrenden Krieges die Brücke im Zustande der Zerstörung und die Verbindung beider Ufer auf Kahn und Fähre beschränkt. Starke Eisgänge beschädigten die ledig stehenden Pfeiler, und Mittel zur Herstellung der Brücke, welche damals noch Eigenthum der Stadt war, waren in den Drangsalen des langen Krieges nicht autzubringen. Zwar wurde mit landesherr licher Beihülfe im Jahre 1664 eine hölzerne Ucbcr- brückung hergestellt, allein dieselbe erhielt sich kaum ein Jahr, denn am 9. Juni 1665 ging daS große Joch unvermutbet auseinander, und die Erschöpfung der Kämmereieasse erlaubte erst im Jahre 1668 die dauerhafte Wiederherstellung der Brücke, die sodann aus 2 großen und 11 kleinen steinernen Bogen und 3 hölzernen Jochen bestand. Im Jahre 1745, im zweiten schlesischen Kriege, wurde bei Annäherung eineS preußischen Heeres ein Theil der Brücke abgebrochen, mußte aber, als der Fürst Leopold von Dessau vor der Schlacht bei Kesselsdorf in Meißen fl'nrückte. in einer Nacht wieder bergestellt werden. Zum Glück kür Sachsen endete dieser Krieg noch in demselben Jahre durch den Dresdner Frieden, doch war der Keqend nur auf kurze Zeit die Segnung der friedlichen Ruhe geschenkt; der siebenjährige Krieg brachte schwerere Drangsale über das Land und unsere Gegend. Bald nach Ausbruch des Kriege», am 28. August 1757, ließ der Commandant eines preußischen FrescorpS die hölzernen Theile der Brücke abkrennen, wobei abermals mehrere Häuser in Vorbrücke und Nieder fähre in Flammen aufqkngen, und mit Ausnahme einer kurzen Zeit, während welcher eine leichte Passage für Fußgänger bergestellt worden war, blieb die Brücke in ihren Ruinen bis nach dem Friedens schlüsse im Jahre 1763 ungangbar liegen. Am härtesten litt die hiesige Gegend im Winter 1760, während dessen der König von Preußen, Friedrich lk., aus die Defensive beschränkt, seins Winterquartiere nm Meißen genommen hatte. AuS dieser Zeit stammt die mehreren Anhöhen in der Nähe der Stadt ver bliebene Bezeichnung der Schanzen, deren Spuren die glücklichere Folgezeit längst wieder verwischt hat. M t großen Opfern gelang es der Stadt, die Brücke im Jahre 1764 wieder berzustellen. Der erste Bogen vom rechten Ufer her wurde in Stein gewölkt, so daß nur zwei hölzerne Bogen übrig blieben, die jedoch in Hängewerk erbaut und daher überdeckt das düstere Ansehen der Vorzeit beibehielten. In der Erinnerung unserer älteren Zeitgenossen steht wobl noch lebhaft das Bild der vorletzten Zer störung der Brücke anS Rücksichten der Kriegführung. Gegen Mitternacht des 12. März 1813 ließ der fran, zösische Marschall Davoust durch baiernsche Truppen, welche die schwache Besatzung der Stadt bildeten, die beiden hölzernen.Joche in Brand steckeg. Da die Hauv'balken desHängewcrkcS vorher schon durch- aeschnitten und mehrer^ Schrägen trockenen Brenn holzes auf den Bogen aufgcschichtet worden waren, so stürzten schon nach einer Stunde eines großar tigen, aber für die Umwohner beängstigenden, Schau spieles die lodernden Trümmer in den Strom. Die durch den Krieg verarmte Stadt war außer Stande, den Wiederaufbau der Brücke zu unter nehmen , der Besitz derselben ging vielmehr mittelst Vertrages an den StaatsfkscuS über, und dieser beschleunigte die Herstellung, so daß die Brücke in der Gestalt, in der wir sie ein halbes Jahrhundert hindurch gekannt haben, schon Anfangs 1814 dem Verkehre wieder eröffnet werden konnte. So ist denn im Laufe von wenig mehr als drei Jahrhunderten das aus dunkler Vorzeit stam mende Verkehrsmittel, aus welchem ein großer Theil des Erwerbes der Stadt und der gegenüberliegen den Gemeinden beruht, fünfmal den Rücksichten zum Ovker gefallen, welche die schonungslose KriegS- geißel erheischt. Weit öfter hat freilich, seit untere Gegend in den Kreis der Geschichte einaetreten, der Strom selbst das Joch zertrümmert, das Menschen witz über seinen Rücken spannte, alldin er, der Wohltbätcr und Ernährer vieler seiner Anwohner, branst nur in schnell vorübergehendem Zorne auf, nach wenigen angstvollen Tagen sinken die empör-