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Diese Episode erschließt uns einen Blick aus stets aber möglichst sorgfältig verhüllt werden Klippen und Untiefen im Menschenherzen, wie sie — nur Gottes- Auge sicht sie stets! — Arme dem Blicke des Forschers höchst selten geboten, Menschheit! — Friedrich der in den weitesten Kreisen des deutschen Volkes bekannte Dichter, noch einer aus der alten Schule, auch er, der hoch für deutsches Wohl erglühende, er ist dahin gegangen zum ewigen Frieden, nicht schauend und betrauernd das viele vergossene Blut deutscher Sc'hue im Kampfe mit deutschen Söhnen. Er ward geboren am 16. Mai 1789 im damals reichsfreien Städtchen Schweinfurt, wo sein Va ter als begüterter bayerischer Reutbeamter lebte. Später zogen seine Aeltern nach Oberlauringen, wo Rückert die dortige lateinische Schule, sodann die Universität Jen» besuchte, um da, nach der Aeltern Wunsche, die Rechtswissenschaften zu stn- diren. Allein der lebhafte, junge Mann konnte diesen trockenen Wissenschaften keinen Geschmack abgewinnen; er verwendete seine Zeit zu philo- sophftcheu, philologischen und belletristischen Studien. 1811 trat er in Jena als Docent auf, ver tauschte diese Stelle mit der eines Gymnasialleh rers in Hanau. Aber auch diese sagte ihm nicht zu; nachdem er an verschiedenen Orten privatifirt harte, ließ er 1813 seine „deutschen Lieder" er scheinen, die auch die kriegerischen „geharnischten Sonette" enthielten. Alsdann finden wir ihn von 1815-1817 in Stuttgart, thätig an der Redaktion des „Morgenblattcs". Das Jahr 1818 findet ibn auf Reisen nach Italien, Insonderheit in Rom. Bald nach seiner Heimkehr sich ver- beirathcnd, lebte er im stillen häuslichen Kreise bald in Coburg, Nürnberg oder in Neuseß bei Coburg, tbcils studirend, thci'.S schriftstellerisch thätig. Rückert, 1826 wurde er als Professor der orientali schen Sprachen nach Erlangen berufen, 1840 ging er als geh. Rath und Professor nach Berlin; nach neun Jahren legte er diese Stellung wieder nieder. Er konnte sich nie recht wohl fühlen in der Hofluft und dem Gewühle großer Städte; er liebte ländlichen Frieden, Ruhe, ehrliches Dcutschthum. Als Dichter, wie als tiefer For scher auf dem Gebiete der Sprachen, ebenso als tiefer Denker und Bcurtbciler des Menschen herzens erwarb er sich die Liebe und Achtung des gejammten deutschen Volkes. Seine „Weisheit des Brammen", sein „Lie- beSfrühling", seine Lieder, die bereits mehrere Bände füllen, — wir erinnern nur an das eine: „AuS der Jugendzeit, auS dec Jugendzeit — Klingt ein Lied mir immerdar. — O, wie liegt so weil! O, wie liegt io weit! — Was mein einst war." --find hinlänglich bekannt. War eS zu verwundern, daß die ganze deutsche Nation trauerte, als am Li. Januar 1866 der Allverehrte. nach nicht allzu langem Leiden, selig entschlief. Au seinem Grabe —am 3. Februar — ries ihm Generalsuperinteudent Mayer in geist« und schwungvoller Grabrede den Dank der deut schen Nation nach, sowie der „Koburger Säoger kranz" im Namen und Auftrage des „deutschen Sängerbundes" einen Lorbecrkranz auf seinen Sarg niedcrlegte. Fragt ihr, wo er gelebt, wo er ist hingegan gen und wo seine Asche ruht — auf Erden hat er gelebt, in den Himmel ist er gegangen und unser Herz ist sein Grab. — . Anekdoten. Als ein Fremder Wien verließ, sagte er zu seinem Nachbar, einem Oesterreicher, im Postwa gen: „Ach, eine herrliche Gegend, Alles roman- tich." — „Bitt gor schön, Ew. Gnaden, Nix ro mantisch — Alles Oesterreichisch." chen stritten sich darüber, was ihre beiderseitigen Mütter Alles tbnn könnten. Das Mädchen wurde endlich ungeduldig und brach in folgender Rede auS: „Eins aber kann meine Mutter, was Deine nicht kann — meine Mutter kann alle ihre Zähne aus einmal aus dem Munde nehmen." Ein kleinerKnabe und ein kleines Mäd