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furchtbaren TodeSenge! des schwarzen Erdtheils zu bezwingen. Leider haben spatere Nachrichten die Er mordung des BaronS v. d. Decken so gut wie sicher verkündigt. Der höhere Reisezweck des nationalgefinnten BaronS v. d. Decken, der von dcm gewiß richti gen Grundsätze auSging, vor Allem Handelsstraßen in das innere Äsrika zu finden und zu öffnen, besteht darin, deutsche Ansiedelungen an den hock und gesund gelegenen Punkten der Ostküste, z. B. au der Mündung des Djuba, in MombaS rc. anzulegen, und dann durch das hochgelegene pa radiesisch-schöne Djagga- resp. Kilimandscharoland, welches ungefähr in der Mitte der Seeküste nnd dem Ostufer des Bictoria-Nyanza- oder Ukerewee- seeS liegt, Stationen resp. Colonien zu gründen und so — nach dem zu beherzigenden Vorschläge des eigentlichen Entdeckers der afrikanischen Schnee berge, l)r. Krapf — eine Kette von Misfions. stationen quer durch Afrika errichten, um von da aus die betreffenden Expeditionen zu unter nehmen. Vielleicht gelangt man dadurch früyer und ohne so viele Opfer als bisher, zu völliger Auf hebung des verhüllenden Schleiers. — Ein Bild von der deutschen-Meeresküste. Die Insel Norderney, zu Hannover gehörig, zeigte im Februar 1866 ein gar traurige» Bild, um so trauriger, wenn man bedenkt, wie viel menschlichen Elends nicht vorhanden sein würde, wenn nicht Gleichgültigkeit, Habsucht, Trägheit im Helfen und anderes die meisten Menschen ab- hielten vom Rechtthun und hintrieben zur Grau samkeit. Wie melancholisch wird da die Welt, anschaunng, wenn Einem so recht unmittelbar vor Augen tritt, wie schaurig das Leben, wie grausam da« Schicksal und doch wie viel schauerlich, grau samer und gräßlicher der Mensch ist, das edelste Wesen der Schöpfung. ES hatten heftige Stürme in der Mitte Fe bruar geweht, anhaltend und Tag und Nacht trieben die Wellen Schiffstrümmer und Gott weiß war Alle» an die Küste; traurige Berichterstatter unsäglichen Unglücks. Da» ist zwar auf Norder ney nichts Ungewöhnliches; aber solche Massen von Baumwolleballen, Säcke mit Cacaobohnen, Oelfäffer u. s. w., dann Koffer, Kleider u. mehr .dergleichen waren seit langer Zeit nicht ans Ufer geworfen worden. ES mußte in der Nähe ein Schiff mit werthvoller Ladung verunglückt sein. Wie gleichgültig,- mein Leser, wirst Du diese No tizen lesen — aber denke Dich an Ort und Stelle und e» würde Dich sicher ein sonderbare» Gefühl durchrieseln, wenn Du die Sachen sähest und faßtest und bedächtest vor wenig Stunden vielleicht noch berührte eine warme Hand sie. ES wurden ganz unversehrte Photographien, Ansichten von Liverpool, Bücher au« dortigen Leihbibliotheken rc. aufgefischt. Bald kam denn auch aus Ham- bürg die Nachricht, daß der Dampfer „Excelstor" von Hull*mit kostbarer Ladung abgesegelt, aber nicht in Kuxhaven eingelausen fei. Gar bald konnte man auch trotz der dicken Luft das Schiff als Wrack in der Ferne sehen. Der Sturm raste fort und fort und von Norder- n-y konnte kein Schiff das Wrack erreichen; es mußte entweder von Juist oder von Borkum, zwei anderen in der Nähe üegenden friesischen Inseln, versucht werden. Nach fast immer zuverlässigen Angaben der Schifferleute mußte es auf die Sand bank aufgefahrcn sein, ein plötzliche» Seck erhalten haben und der Todeskampf für Mannschaft und Passagiere ein kurzer gewesen sein. Bald trieben auch Leichen an; bei mehreren fand man, unter uerthlofen Papieren, Briefe von ihren Angehöri gen, die sie mit unendlicher Liebe und Sehnsucht heim riefen. Nach wiederholten Versuchen gelang es endlich dem Juister Rettungsboote das Wrack zu erreichen, und eS fanden sich noch 16 lebende Menschen, die 6 Tage und 6 Nächte auf der Quer stange des MasteS zugebracht batten, in einer Si tuation, die sich weder auSdrüKen noch auSmalen läßt, zwischen Himmel und Brandung, in Wirk lichkeit aus den Fittigen des Sturmes, von allen Schrecknissen des Todes bedroht und umgeben. Der Hauptmast, auf dem sich ein Theil der Mann- schäft geborgen, stürzte mit Allen in da» Meer, Sturzwellen, die bi» zu ihnen binaufsprangen, raffen Mehrere weg, 5 Andre starben an Er schöpfung und Hunger — und doch! welchen Werth muß da» Leben auch in solchem Grausen bebalten, denn es hat Keiner den Sprung gewagt, der ihn von der Folterqual erlöst hätte. Sie batten sich mit Tauen, die ihnen alle Haut vom Körper schunden, an ihr luftiges Asyl festgebunden, daß auf sie herabströmende Regenwasser in ihre Wachs« tuchhüte aufgefangen und sich damit getränkt, sie hatten die Leichen der Verschmachteten in Stücken