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Sohn der in Berlin lebenden Fürstin Adelheid v. Pleß, ist ein Mann voll kräftigen Unterneh mungsgeistes und deutsch > nationaler Gesinnung. Sein erstes Unternehmen sollte sein, sich mit dem nach dem Nyassasee vordringendcu Albrecht Roscher aus Hamburg zu vereinigen und ihn in seiner pecuniär mißlichen Lage zu unterstützen. Bei sei ner im Jahre 1859 erfolgten Ankunft in Zanzibar wurde diese edelmüthige Absicht durch die Nachricht von der Ermordung Roscher's, der am 19. März 1860 in Hidongnny (unfern des Seeö Nvassa) dem Pfeil eines gemeinen Mörders erlegen war, vereitelt; ebenso verunglückte infolge vielfachen Mißgeschicks die von dem Baron zur Rettung der Papiere Roscher's und zur Bestrafung der Mörder von Kilos in daS Innere veranstaltete erste Ex pedition. Bester gelang die zweite Expedition in das Innere, die der Baron mit dem englischen Geologen Thornton nach dem Schneeberge Kili-, mandscharo unternahm. Dieser unter dem Acqua- tor liegende, 20,000 Fuß hohe Bergkoloß wurde bis zu einer Höhe von 8000 Fuß erstiegen und erforscht. Auf seiner dritten Expedition im Sommer 1862, auf welcher ihn Or. Kersten begleitete, gelang es dem Baron — wenn er auch vergeblich versuchte, in das von einem kriegerischen Volke bewohnte Maffailand einzudringen — den Kili- «nanscharo zum zweiten Male und zwar diesmal bis zu einer Höhe von 14,000 Fuß zu besteigen. Nach Zanzibar zurückgekehrt, beabsichtigte der Forscher mit l)r. Kersten eine vierte Expedition quer durch Madagaskar zu unternehmen und fuhr auch zu diesem Zwecke über die Seyschellen nach der Insel Reunion, mußte aber leider die Aus führung dieses interessanten Reiseprojektes fallen lassen, da die Nachricht von der Ermordung des Königs Radama und von einer auf Madagaskar ausgebrochenen Revolution eingelausen war. — Da Baron v. d. Decken schon lange mit dem Plane umgegangen war, auf Wasserwegen so weit als möglich in das Innere von Afrika vorzu dringen und zu diesem Bebufe vor seiner Abreise nach Reunion (Insel Bourbon) in Europa geeig nete Dampfschiffe bestellt hatte, reiste er, um den Bau derselben zu betreiben, nach Europa, wäh rend vr Kersten allein nach Zanzibar zurückkehrle. Als nun der Baron Ende 1864 mit groß artig verstärkten Mitteln und Kräften zurückkehrte, wurden sogleich die beiden unterdessen angekomme- ncn Flußdampfer „Welf" und „Passepartout" (die in einzelne Theile zerlegt, in Kisten verpackt und per Segelschiff um das Cap der guten Hoffnuna transportier) zusawmengestellt und die ' Fahrt nach dem Flusse Djuba oder Juba (Dscbuba- flusse) angetreten, während vr. Kersten, von hef tigen Fiebcranfällen heimgesucht, genöthigt war, auf Anratben der Aerzte nach Europa zurückzu kehren. Der Baron batte nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten endlich am 29. Juli 1865 die Freude, den „Welf" im Dschibaflusse zu sehen, freilich getrübt durch den Verlust deS kleineren Dampfers „Passepartout" und des Ingenieurs Hitzemann aus Hannover, der das Unglück hatte, an der Mündung des Dschubaflusses zu ertrinken. Am 15. August begann die Reise mit dem 119 Fuß langen, 15 Fuß breiten und 2*/z Fuß tief gehenden, mit 5 Geschützen armirten „Weif'* stromaufwärts und erstreckte sich über Hindi durch die Gebiete der Wasegua, Wabuni, Wagalla und Somali bis zur Stadt Berdera, die glücklich am 19. September erreicht ward. Das Expeditions personal bestand, außer 8 Eingeborenen, aus 9 Europäern. Am 25. September wurde die Fahrt stromaufwärts bis zu einer Stromschnelle fortge setzt und am folgenden Tage erhielt der „Welf" unmittelbar vor der Stromschnelle durch Auffahren auf Steine einen solchen Leck, daß der größte Theil der Bagage an das Land geschafft werden mußte. ES erfolgte nun, während v. d. Decken mit vr. msst. Link, dem Bravachef Aldio und de» beiden Führern Baracka und Kero nach Berdera per Boot zurückkebrte, um Hilfe zu holen, ein Ueberfall von Seiten der Eingeborenen, bei wel chem zwei tüchtige Mitglieder der Expedition (der preußische Maler Trenn aus Breslau und der Maschinenmeister Kanter) niedergestochen wurden. Mit vieler Mühe retteten sich die übrigen Mit glieder (5 Europäer und 6 Neger) auf Booten an die Mühe deS DjubaflusseS und von hier nach Zanzibar, wo der hanseatische Konsul, Herr Tb. Schulz (zugleich zeitweiliger Vertreter des engli schen Konsulats) mit großer, nicht genug zu rüh mender Bereitwilligkeit dem an ihn ergangenen Hilfernf des wackeren österreichischen Marinelent- nantS v. Schiekb entsprach und sogleich das eng lische Kriegsdampfschiff „Vigilant" unter Kapitän Latham, am 11. November (13 Tage nach dem Unglück) dem Djubaflusse zudampfen ließ, um den in Berdera in großer Lebensgefahr schweben den Deutschen — sei es zu Wasser, oder Lande — Hilfe und Rettung zu bringen. Möge es den menschliche« Anstrengungen endlich gelingen, den