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B i l d e r a u s A m e r i k a. Seit dem 30jährige» Kriege ist sicher keiner geführt worden, der so viele Menschenopfer ver schlungen hätte, so viele wohlbebautc Ländereien zu Wüsten gemacht, so viele blühende Orte zerstört hätte, als der jüngst endlich beendete amerikanische Bruderkrieg. Der Süden der Union enthält viele Staaten, in denen die Sklaverei nicht allein ge duldet, sondern sogar gesetzlich geschützt war. Als nach manchem Wahlkampfe endlich die der Skla verei entgegen arbeitende Partei in der Wahl Lin colns zum Präsident siegte, brach der wirklich^ Kampf aus. Große Kämpfe gebären und fordern aber auch große Geister, und daß der Norden da ran nicht Mangel gelitten Hal, bezeugen die Siege desselben, sowie die endliche Niederlage der Con- föderirten. Es ist dieser Sieg ein Sieg der Hu manität, und die Namen Derer, die in diesem Kampfe gestanden, sie werden in der Geschichte verzeichnet stehe» für ewige Zeiten. Vor allen treten hervor Lincoln, Johnson, Grant und Sherman. Der General Ulysses Grant. Generallieutenant Ulysses S. Grant ist 1828 zu Point Plcasant im Staate Ohio geboren. Zu West-Point widmete er sich militärischen Studien und erhielt nach gutbestandener Prüfung im Jahre 1845 das Lieutenants-Patent. Während des mexi kanischen Feldzuges diente er mit Auszeichnung unter Taylor und focht in den Schlachten von Palo Allo, Resaca, Palma und Monterey mit. Bald darauf wurde das Regiment, in welchem er diente, nach Vera Cruz entsendet, um sich mit der Armee des General Scott zu vereinigen, und von nun an nahm Grant an allen Gefechten Theil, welche der Einnahme von Mexico vorangingcn. Die Tapferkeit, durch welche er sich in denselben aus zeichnete, trug ihni den Hauptmannsrang ein. Nach dem der Krieg zu Ende, wurde sein Regiment nach Oregon beordert; 1853 reichte er indcß leine De mission ein und ließ sich in St. Louis nieder. Bci Beginn des letzten Krieges bot er seine Dienste dem Gouverneur von Illinois an und wurde sofort zum Obersten des 21. Freiwilligen-Rcgiments ernannt, mit welchem er in Missouri Krieg führte. Einige Monate später erhielt er seine Ernennung als Bri gade-General. Im Februar 1802 leitete er den Angriff gegen das Fort Donelson, das er zur Uebergabe zwang. Von nun an gab es Gelcgen- , hcit iu Hülle und Fülle, seine bereits erprobte Tapferkeit in ausgezeichneter Weise zu bewähren. Seine Operationen auf dem Mississippi und vor allem seine Einnahme von Vicksburg machten sei nen Namen zu dem populärsten der nordstaatlichen Armee. Auf den Vorschlag des Präsidenten Lin coln wurde er unter Zustimmung des Congreffes zu Washington zum Generallieutenant ernannt, eine Ehre, die vor ihm nur G. Washington und dem General Winfield Scott zu Theil geworden ist. Was er in der letzten Epoche der nordanieri- kanischen Kriegführung geleistet, ist noch in Jeder manns frischer Erinnerung. Die Geschichte wird seinen Namen zu den ruhmvollsten cinzeichnen, die je ihr Schwert für die Sache der Freiheit geführt, haben. Aber was seinen Ruhm, den höchsten, noch zu keiner Zeit erlebten Glanz verleiht, ist die edclmüthigc, humane Art und Weise, mit der er seinem Siege über die Süd staaten die Krone durch die Bedingungen aussetzte, welche er der besiegten Armee zum Friedensschluß vorschrieb: „Die Offiziere geben ihr persönliches Ehrenwort, nicht die Waffe gegen die vereinigten Staaten zu ergreifen, bis sie gehörig ausgewcchselt sind, und jeder Compagnie- oder Regimentscom- mandant unterzeichnet ein gleiches Ehrenwort für die Mannschaft des Kommandos. Waffen, Artillerie und öffentliches Eigcnthum werden verpackt und aufgcstapclt; davon sind die Seitenwaffen der Offi ziere ausgenommen und ebenso ihre Privatpferde und ihr Privatgcpäck. Nach diesem darf jeder Offi zier und Soldat in seine Hcimath zurückkehren, ohne von der Union beunruhigt zu werden, so lange er sein Ehrenwort hält und die an seinem Wohnorte bestehenden Gesetze berücksichtigt." So hochherzige und versöhnliche Friedensbedingungen sind noch nie einem Besiegten gemacht worden. Das klingt ganz anders als das, übliche vse viotis. Der ist der größte Sieger, der sich selber besiegt, indem er den Sieg nicht zur Rache und Strafe, sondern zur Versöhnung und Verzeihung benutzt. Ebenbürtig an seiner Seite steht General Sherman; leider sind die biographischen Notizen über diesen berühmt gewordenen Mann noch ziemlich dürftiger Natur, die Zukunft wird sic aber schon erweitern. Vor etwa zwanzig Jahren wird seiner zum ersteumale gedacht, und zwar war er damals ein blutjunger Lieutenant in der Armee der vereinigten Staaten und stand auf der Sullivans-Insel bei Charleston. Sein einnehmendes Acußere, sein edler Anstand, sein männlicher Charakter ließen ihn bald