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Herren, wenn wir den alten Fleischer Jan Peter» sen in einen Professoranzug stecken, die Krause nmbinden — der wird sich schon zu helfen wissen." — Männiglich erstaunten die älteren Herren über solche Entweihung ihrer Würde, die jüngeren lach ten und riefen: Bravo! — Genug, die Sache ward in Scene gesetzt und Mynheer Jan unter richtet, sowie dem Prinz gesagt, daß er im großen Versammlungssaale der Universität den begehrten Professor der Geberdensprache treffen werde. — Am andern Morgen vor versammeltem Pro- fessorencolleqium ward denn auch dem Prinz der neue Professor der Geberdensprache vorgestellt, und in der That, Mynheer Jan sah gewaltig gelehrt aus und schnitt Gesichter, als übe er sich schon ein. — Nach einer gegenseitigen Verneigung be gann denn der Prinz seine Geberdensprache. — Er hob zunächst einen Finger, worauf Jan rasch 2 Finger zeigte, und der Prinz 3 blicken ließ. Als Antwort zeigt Jan die Faust. Hier auf deutete der Prinz gen Himmel und Jan nach der Erde. Nach einigen Minuten brachte der Prinz eine Orange zum Vorschein; — Jan durchsuchte eilig seine Taschen und fand nichts weiter als eine Brodrinde, die er stolz dem Prinz entgegen reckte. Hierauf zeigte der Prinz einen schönen Ning, Jan aber drehte sich um und zeigte dem Prinz seinen Rücken und ging ab. — Ganz entzückt wandte sich der Prinz zu den Professoren, die während der ganzen Zeit nicht wußten, ob sie lachen oder sich über solche Thor- heiten ärgern sollten. „Nein, meine Herren, so köstlich habe ich mich noch nie unterhalten; dieser Mann ist selten in seiner Art und dabei bat er eine Klarheit und Bestimmtheit in seinen Geberden, daß es Jeder sofort verstehen muß." Die Herren waren ganz erstaunt und mancher begann vor Mynheer Jan Petersen bereits einen gewissen Respekt zu bekom men; da sie nun aber von dem ganzen Krame nichts verstanden hatten, was dem Prinz kaum glaublich erschien, so ließ er sich auf ihr Bitten endlich bewegen, die geführte Unterhaltung also zu übersetzen: (man lese die Zeichenangabe zugleich mit) Prinz: ES giebt nur einen Gott. Jan: Ja, er hat sich aber als Vater und Sohn offenbart. Prinz: Und außerdem noch als heiliger Geist, eS sind also 3. Jan: Und bilden doch eins. Prinz: Dieser Gott wohnt im Himmel. Jan: Nicht allein, auch auf der Erde. Prinz: Er giebt allenthalben Speise, und zwar will er uns dadurch erfreuen. Jan: Schon das „tägliche Brod" genügt. Prinz: Auch schenkt er uns außerdem noch der Erde köstlichste Gaben. Jan: Aber alles ist vergänglich, auch der Mensch muß einst Alles verlassen. Des andern TageS trafen die Studenten den alten Jan. — „Na, Mynheer Jan, was hat Euch denn gestern der Prinz Schönes gesagt?" — WaS, der grobe Kerl, kommt er mir nur 'mal in Weg, aber hübsch allein, da will ich ihn schon — „Na nu, nur nicht so hitzig. Aber Jan, erzählt unS doch lieber den Inhalt des Gesprächs. — So hört. Kaum sieht der Kerl mich, so hat er'S auch schon weg und zeigt mir'», nehmlich, daß ich nur ein Auge habe. Ich aber gab zu verstehen, daß er mit seinen 2 Augen auch nicht mehr sehe, als ich. — Er konnte aber's Necken nicht lassen und sagte: wir haben zusammen 3 Augen; da zeigte ich ihm die Faust. Weil ich ihm so gedroht, da zeigte er nach oben, zum Zeichen, er wäre mehr wie ich, wäre Prinz; ich aber zeigte auf den Stu benboden und sagte: Und wenn du zehnmal Prinz- chen bist, ich wollte dich schon hierher werfen und dir deinen dummen Stolz austreiben. — Da langte er 'ne Orange 'raus, siehst du, das ist was Gutes, solche Sachen kann ich verspeisen. Ich aber nahm eine Brodrinde aus der Tasche und sagte: Trocken Brod macht Wangen roth. Nu aber wollte er seinen ganzen Reichthum aus kramen und brachte einen Ring, einen goldnen, zum Vorschein. DaS hatte ich satt, weil er nichts wußte, als mich auShöhncn und prahlen, da dreht ich ihm den Rücken zu, damit er'S sah, daß ich mir gar nichts aus ihm und seinem Reichthum machte, und ging fort. — Seit dem hieß Mynheer Jan Petersen der Herr Professor.