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Freiherr Friedrich Ferdinand v. Beust, königl. sächs. S t a a ts m ini ster. Jahre lang haben unsere deutschen Brüder im Norden seufzen müssen unter dänischem Drucke, erst unserer Zeit war cs Vorbehalten, sie zu be freien. Diese Befreiungsgeschichle zeigt uns aber nicht blos Männer, die mit dem Schwerte in der Hand den Dänen zeigten, wohin sie gehörten, sondern eS treten uns auch Männer entgegen, die durch echt deutsches Wort auftraten gegen die Unterdrücker. Männer, die durch gewichtige Worte zur rechten Zeit, am rechten Ort den Herzogthü- mern sicherlich nicht weniger genützt haben, als die Feldherren durch ihre tapferen Thaten. — Einer vor allen tritt uns La entgegen, der Mann, dem es Vorbehalten war, zum erstenmal den deutschen Bund — alS solchen — nach außen hin zu ver treten, als Bundes-Gesandter auf der Londoner Conferenz; es ist der Freiherr F. F. v. Beust, königl. sächs. Staatsminister. — Und wahrlich, unser Vaterland kann stolz sein, diesen Mann an der Spitze seines Ministerrathes zu sehen. Die Familie v. Beust ist eine der ältesten und angesehensten der Mark Brandenburg; gar bald findet sie sich begütert in Schlesien und den sächsischen Ländern. Bereits im Jahre 1438 wird ein Johannes v. B. als Bischof von Havelberg genannt; ebenso blieb ein Heinrich v. B. 1553 in der Schlacht bei Sievershausen. Bekannter, als die Genannten, ist der Bruder der letzteren, Joachim von B.; er war seiner Zeit einer der ge lehrtesten Staatsmänner; geboren wurde er zu Möckern 1522, ging 1539 nach Leipzig,« studirte dort aufS fleißigste, worauf er 1544 sich nach Bologna in Italien wandte und 1548 dort die jurist. Doclorwürde erwarb. Nach seiner Rück kehr 1550 wurde er zum kursächs. Rath ernannt, übernahm 1551 eine Professur zu Wittenberg, wurde 1580 Consistorialrath zu Dresden und 1591 Aufseher der Prinzen, nahm im folgenden Jahre an der Gcneralvisitation der sächs. Kirchen und Schulen thcil und endlich 1597 auf seinem Gute Planitz bei Zwickau. Mehrerer seiner Schrif ten, namentlich die theologischen Inhalts, wur den vielfältig aufgelegt. Sein Sohn, Friedrich von Beust, hatte zwei Söhne: Joachim Frdr. v. B., geb. 1696, 1771 als dänischer wirklicher Geheimrath und Generalsalineninspector, der in den Fretherrnstand erhoben wurde und Karl Leo pold von B., der 1775 die ReichSgrafenwürde erhielt. Diese beiden Brüder wurden di« Gründer der beiden Linien der Familie von Beust, näm lich einer älteren, freiherrltchcn und einer jüngeren, gräflichen. Der Enkelsohn des ersten Freiherrn, Friedrich Karl Leopold v. Beust ff den 20. Dc- cember 1840 als Königl. sächs. Kammerherr und OberhofgerichtSrath und hinterließ aus seiner Ehe mit einer Tochter des 1806 gestorbenen sächs. Con- fercnzministerS von Carlowitz 2 Söhne: Konstan tin von B. (gegenwärtig Königl. sächs. Obcrberg- hauptmann) und Friedrich Ferdinand von Beust (gegenwärtig Staatsminister). — Freiherr F. F. v. Beust wurde geb. zu Dres den den 13. Januar 1809 und bis zu seinem 13. Jahre im älterlichen Hause von seinem cha rakterfesten, wissenschaftlich gebildeten Vater und der edel weiblichen Mutter trefflichst erzogen. Im Jahre 1822 trat er in die Kreuzschule zu Dres den ein, die er bereits 1826 nach ausgezeichnet abgelegtem Examen verließ, um die Universität Göttingen zu besuchen. Dort war es, wo die Vorträge der Professoren Eichhorn, Heeren und Sartorius frühzeitig in ihm lebhaftes Interesse an den Staatswissenschaften und der höhern Poli tik weckten. Im Jahre 1829 bestand er, nach zweijährigen Studien in Leipzig, das Examen vor der dafigen Juristenfacultät. — Nach diesem ge hörig benützten Zeiträume kehrte er, wohlgebildet an Körper und Geist, ins Vaterhaus zurück, er langte 1831 den Acceß im Ministerium des Aus wärtigen. Bereits im folgenden Jahre ward er als Assessor in der damaligen Landesdirection an gestellt. gleichzeitig aber auch im auswärtigen Mini, sterium beschäftigt. — Zu seiner mehreren Ausbil dung unternahm er 1834 eine Reise nach der Schweiz, Frankreich, England und andern Län dern; bereichert an Kenntnissen der Staaten, Men- scheu und Politik, kehrte er nach 2 Jahren nach der Vaterstadt zurück. — Bereits war man höheren Ortes auf den jungen Mann aufmerksam geworden, und daher kam es, daß kurze Zeit nach seiner Rückkehr Herr v. Beust (1836) zum Legationssecretair in Ber lin ernannt wurde. 1838 vertauschte er gedachten Posten mit dem eines Legationssecretair in Paris. Ende 1841 wurde er als Geschäftsträger nach München gesandt, wo er sich in manchen Bezie hungen hervorthat, besonders wirksam zeigte er sich in Bezug auf die damals beginnenden Eisen bahnverbindungen. — In München war eS auch,