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zurück, da er nicht von der Union, sondern vom Staate Mississippi angestellt worden sei und daher nur von diesem Staate befördert werden könne. Nach seiner Rückkehr trat er für Mississippi in den Senat. Eine Niederlage, die er 1851 bei der Wahl eines Gouverneurs in Mississippi durch den republikanischen Candidaten erlitt, spornte seine ganze Energie auf. Im nächsten Jahre war er für den Demokraten Pierce unermüdlich wirksam und hielt in seinem Staate wie in Tennessee und Louisiana fast von Ort zu Ort Reden. Seine Thätigkeit wurde mit dem Krieg-Ministerium be lohnt. Soviel seine amtliche Thätigkeit in diesen vier Jahren (1853 bis 1857) offen hervortrat, war sie eine sehr löbliche. Jefferson führte beim Heer gezogene Büchsen und Pistolen ein, errichtete vier neue Regimenter, ordnete den Bau von Be festigungen an, ließ Kameele für den Dienst in den Prairien kommen und veranlaßte Beimessun gen für die Mammuth-Bahn von Meer zu Meer. Er soll mit dieser öffentlichen Thätigkeit aber eine geheime verbunden, seine amtliche Stellung dazu benutzt haben, die Losreißung des Südens zu er leichtern. Gewiß ist, daß er Mitglieder der Pflan zeraristokratie zu den höchsten Stellen in der Ar mee befördert bat. Ebenso gewiß ist, daß er nach seinem Rücktritt von Amt (1857) im Senate blos noch für die Mammuth-Bahn ein Interesse ver- rietb und seine Thätigkeit in den Südstaaten spie len ließ. WaS er dort gethan hat, darüber lassen die Ereignisse nach der republikanischen Präsiden tenwahl, die er gleich den meisten Staatsmännern voraus sah, keinen Zweifel bestehen. Alles war für den Abfall so vorbereitet, daß der Süden vor dem Norden in einen bedeutenden Vorsprung kam. Davis war einer der ersten Se. natoren, welche austraten. In denselben Nooem- bertagen von 1860, in denen die Republikaner ihren Wahlsieg feierten, bereiste er Südcarolina, Georgia, Alabama, Florida, Mississippi und Loui siana und forderte zu einem südsiaatlichen Con- gresse auf. Derselbe trat zu Montgomery in Ala bama zusammen und wählte Jefferson Davis zu seinem Präsidenten. Bon da an ist seine Ge schichte die Geschichte des SonderbundcS, soweit die letztere nicht Kriegsgeschichte ist. In allen den Geschäftszweigen, die zu einer Regierung ge hören, war er der leitende Gedanke und die trei bende Kraft. Läßt man seinen und seiner Ge nossen Grundirrthum, daß der Uebermachl des Norden» auf die Länge Widerstand geleistet wer- den könne, unberücksichtigt, so muß man ihm die höchste Klugheit nachrühmen, verbunden mit einer rastlosen Thätigkeit, die bei der schwächlichen Ge sundheit des kleinen unansehnlichen Mannes wun der nimmt. Indem er Gesandte nach Europa schickte, welche die Anerkennung des Südens ver mitteln sollten, übte er durch Verbot der Ausfuhr von Baumwolle einen Druck auf Europa aus, der seine diplomatischen Bemühungen unterstützen sollte. Als, seine Agenten Mason und Slidell von einem Seeoffizier der Union am Bord eines eng lischen Schiffes verhaftet und in ein nordstaatliches Gefängniß abgeführt worden, war Jefferson Davis seinem Zweck am nächsten. Lincoln ließ die Ge fangenen aber frei und England war nun trotz der Hungersnoth in Lancashire zu einer Anerken nung des Südens nicht zu bewegen, worauf Da vis fein Ausfuhrverbot zurücknahm und die Baum wolle zur Bezahlung der Zinsen einer Anleihe und zum Ankauf von Kriegsbedürfnissen benutzte. Bei seinen inneren Maßregeln drückte sich seiner Ener gie der Stempel einer gewissen wilden Rücksichts losigkeit auf. Er schaltete wie mit dem Leben so mit dem Eigenthum der Staatsbürger nach Will kür. Wer nicht freiwillig für den Süden sein Geld und sein Blut darbrachte, der mußte. eS ge zwungen thun. Ein SchreckenSsystcm, da« von der Lynchjustiz reichlichsten Gebrauch machte, un terdrückte im Süden jede Kundgebung einer Mei nung , die nicht die der herrschenden Partei war. Längere Zeit leistete diese Methode ihre Dienste, aber es kam eine Zeit, in der sie Gleichgültigkeit oder Haß gegen ihre Urheber weckte. DenUnionS- general^l sind ihre Züge im Süden dadurch sehr erleichtert worden. Kurze Zeit vor der Katastrophe batte Davis die Pflanzer dahin gebracht, das letzte Opfer zu bringen, ihre Sklaven ins Heer einzu reihen. Es war zu spät. Ehe die Schwarzen den Dienst erlernt hatten, schlug die Schlacht von Richmond dem südlichen Hauptheere unter Lee eine Scharte, die nicht wieder ausgewetzt werden konnte. Richmond wurde geräumt, Lee streckte die Waffen, Davis suchte über den Mississippi zu entkommen. Bei JrwinSville, etwa 17 deutsche Meilen von Macon (Georgia) entfernt, wurde er von den verfolgenden Reitern eingeholt. Schnell warf er sich in Frauenkleider und entfloh in ein Gehölz, doch seine Stiefeln verriethen ihn und bald war er umzingelt und gefangen. Mit ihm wurden seine Familie und mehrere Beamte und Offiziere verhaftet. (Jllustr. Ztg.)