Volltext Seite (XML)
der Südstaatcn. Ehe er im März 1861 im feier lichen Zuge auf das Capitol geführt wurde, hatte der Congreß von Montgomery seine Unabhangig- keitScrklärungen erlassen. Die Sklavenbarone des Südens sahcn durch Lincoln's Wahl ebensowohl ihren Menschenhandel bedroht, wie sic cs mit ihrem Selbst gefühl nicht vereinigen konnten, unter einer von einem ehemaligen Schiffüknecht geleiteten Negierung zu stehen. In seiner Antrittsrede sprach jedoch Lin coln den Sklavenstaaten das Recht ab, aus der Union auszuschciden. Es kam zu einem großen blutigen Bürgerkriege, wie die Welt noch keinen gesehen, der volle 4 Jahre dauerte. Unternommen von der einen Seite zur Wiederherstellung der Union, wie sie war, endete er mit der Abschaffung der Sklaverei, mit einem weltbezwingcnden Sieg der Humanität. Die Nachricht davon hat in allen Ländern dec Erde die Herzen der Menschen berührt, wie der warme Frühlingssonnenstrahl nach einem rauhen Winter. Nicht lange nach dieser freudigen Nachricht kam eine andere, daß derselbe Mann, dessen Namen die Geschichte neben dem Washing- ton's nennen wird, meuchlings erschossen worden sei. — ES war am 14. April, als sich Lincoln — nichts ahnend — in's Theater begab. Kaum ist er einige Zeit in seiner Loge, als die Thüre auszcris- scn wird, ein junger Mann — Namens Booth — hcrcinstürzt, auf den Präsident ein Pistol abbrennt, von der Loge aus auf das Orchester springt und entflieht. Wenige Zeit darnach war der edle Prä sident eine Leiche. Sein Mörder wurde wie rasend verfolgt, endlich am 26. April ereilt, und als er sich widersetzte, erschossen. Gleichzeitig fand ein Attentat auf den Secrctair Seward statt, wobei aber Seward mit einigen Wunden davonkam. Ge neral Grant entging Lcrzxihm ebenfalls zugedachlen Tode noch glücklich durch Abwesenheit. — So gut wie man „Lincoln's" Namcn stets mit Achtung und Segen nennen wird, so gut wird auch ein stcter Fluch auf „Booth'S" Namen ruhen. Jefferson Davis, Exprästdent der conföderirten Staaten. (Mit Abbildung.) Der bisherige Präsident der conföderirten Staaten ist nach einem mehr als vierjährigen Kampfe furchtbarster Art ein Gefangener seiner Feinde geworden. DaS große Staatsgebäude, auf dessen Spitze ec von feinen Mitbürgern gehoben wurde, ist unter seinen Füßen zusammengebrochen und ihn selbst erwartet ein richterlicher ÜrtheilS- spruch über seine Tbalen. Dieser Spruch wird entscheiden, ob die schreckliche Anklage einer Mit schuld an Lincoln's Ermordung, die Präsident Johnson gegen ihn erhoben hat, wahr oder falsch ist. Wir müssen diese Anklage ganz beiseite lassen, denn wir haben wohl sie, aber keine Vertheidigung gehört. Für uns ist Jefferson Davis, bis er sei ner Schuld überführt wird, der Mann des Sü dens, in dem sich der Gedancke eines unabhängigen Staates von Pflanzeraristokraten von jeher mehr denn in jedem andern verkörpert hatte und der, mit der höchsten Gewalt bekleidet, diesen Gedan ken mit allen Mitteln der Diktatur, urn nicht zu sagen des Schreckens, durchzusetzen getrachtet bat. Jefferson Davis wurde am 3. Juni 1808 auf einem Landgute der Grafschaft Todd im Staate Kentucky geboren. Sein Vater, einer der Käm pfer des Unabhängigkeitskrieges, zog bald darauf nach dem Staate Mississippi und bewirthschaftete eine Pflanzung in der Nähe von Woodville. Jeffer son Davis bezog nach der Vollendung seiner Schul studien die Militärakademie von Westpoint, auf der cr von 1824 bis 1828 blieb. Sieben Jahre lang gehörte er dem regelmäßigen Heere an und diente beim Fußvolk, bei den Dragonern und im Stabe. In dem Kriege gegen den Schwarzen Falken wie in den Kämpfen gegen Indianer des fernen Westens erwarb er sich den Ruf eines tüch tigen Offiziers. Nachdem er 1835 seinen Abschied genommen hatte, lebte er bis 1844 auf seiner Pflanzung unter Sklaven und Baumwollenballen. Dann warf cr sich plötzlich in die Politik und entwickelte eine solche Entschiedenheit der Anficbten und eine solche Beredtsamkeit, daß er nack zwei Jahren in den Congreß gewählt wurde. Lebhaft sprach er im Abgeordnetenhause für einen Krieg mit Mexico und zog auch persönlich mit ins Feld. Bei dem Sturme auf Monterey glänzte er durch Tapferkeit und noch mehr in der Schlacht von Buena Vista (23. Febr. 1847), in der er trotz einer schweren Verwundung den Sattel nicht ver ließ. Im amerikanischen Style war eö, daß er mit seinem Regiment in dem Augenblicke, mit dem dessen Dienstzeit ablief, das Heer verließ, ohne die Beendigung des Krieges abzuwarten. Das Patent eines Brigadegenerals, mit dem der Präsident Polk ihn belohnen wollte, wteö er