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Der Gerichtsverwalter. ' / Gerichtsverwalter Veit, der Schrecken armer Bauern, Trug seinen dicken Bauch tief krächzend über Land, Und rief, als er von Regenschauern Ein Bächlein angeschwollen fand, Den nächsten AckerSmann: Mein Lieber, Kommt her und tragt mich da hinüber! Der Bauer kam im schnellsten Lauf: Gestrenger Herr, gleich will ich Ihnen Als Leibroß unterthänig dienen, Und lud den Aktenreiter auf. Sie waren mitten in dem Bach, Als dankbarlich der Ritter sprach: „Ich will's vergelten, lieber Alter, Werd' ich auf's ne» Gerichtsverwalter." Da stand sein Leibroß still und fragte: Was sagt er? Ist er denn nicht Gerichtsverwalter mehr? „Ach! wißt ihr'S nicht?" begann der Rundbauch jetzt zu klagen: „Ich ward entsetzt vor wenig Tagen." — Patsch! warf den alten, dummen Veit Der Bauer in den Fluß und höhnt ihn: Laßt mir's sagen, Wenn ihr auf'S neu Gerichtsverwalter seid, Alsdann will ich euch weiter tragen. Ernst Langbein. Benda hatte einen etwas tückischen Hund. „Nehmen sie sich in Acht vor dem Hunv", sagte er einst zu einem Fremden, der ihn besuchte; „er ist so malitiös wie ein Mensch." Kästner ward von einem Fremden besucht, der sich mit den Worten entschuldigte, daß er ibn bei seiner Durchreise gern habe sehen wollen. Kästner antwortete nicht, sondern drehte sich im Kreise herum und zeigte sich von allen Seiten. Der Fremde, ohne dadurch in Verlegenheit zu ge- rathen, griff in die Tasche und fragte: „Wieviel zahlt die Person, Herr Hosrath?" Ein Apotheker sollte erklären, waS Opodeldock sei; er begann: „Opodeldock ist, wenn Jemand etwa» BöseS hat" — zu seiner großen Verwunderung ward er von schallendem Gelächter unterbrochen. Au zeige. Ein Familienvater, mit neun Kindern gesegnet, hat nach unzähligen schlaflosen Nächten ein unfehlbares Mittel erfunden, die schreienden kleinen Lieblinge sofort ohne den ge ringsten Schaden für ihre Gesundheit zu beruhi gen und ohne weiteres Zuthun von Seiten der Mutter oder Wärterin einzuschläfern. Das Mit tel wird gegen frankirte Einsendung von zehn Silbergroschen prompt mitgetheilk. (Recept. So wie das kleine Wesen er wacht, setze man selbiges aufrecht und stütze es durch Kiffen, wenn es noch nicht allein fitzen kann. Sodann nehme man aus einem bereit ge haltenen Töpfchen ein wenig Syrup und bestreiche damit die Finger des Kindes. Ist dies geschehen, so gebe man ihm ein halbes Dutzend kleine Fe dern in die Hand, die man in dringenden Fäl len dem nächsten Kissen entnehmen kann. Jetzt sängt das „Würmchen" unfehlbar an, die Federn aus einer Hand in die andere zu nehmen, und dies geht, da keine Feder des SyrupS wegen fallen gelassen werden kann, so lange fort, bis sich der Schlaf einstellt.s Die liebste Mode vieler Mädchen ist unter die Haube zu kommen, Männer auf- und aus zuziehen, das Näschen hoch zu tragen, ihre Tborbeiten zu verschleiern, unter allen Zeugen interesfirt sie am meisten dummes Zeug. - Einem etwas einfältigen Mädchen ward be fohlen, ihrer Herrschaft möglichst oft das Prädikat „gnädig" zukommen zu lassen; dies that sie denn auch einst, als ihre Gnädige große Gesellschaft hatte, mit folgenden Worten: „Gnädge Frau, von ihrem gnädgen Kleede hängt e gnädger Fetzen runger." In Prag ging ein altes Weib umher und rief: „EtwaS Rührendes! Kaufen sie etwas Rüh rendes!" — Ein fremder Reisender stand neugie rig still: „Gute Frau, was habt Ihr denn Rüh rendes t" — „Meine Kochlöffel", war die Ant wort. Liebe und Wein. Die Liebe schmeckt, wählt man nicht allzuschnell. Wie Lieb fr aun milch u. wie Museal Lüne ll; Die Liebe, die berauschend und voll Feuer, Gleicht dem Champagner oder dem Tokayer; Bcständ'ge Liebe, die nicht brennt wie Zunder, Gleicht altem Portw ein oder dem Burgunder; Doch Liebe, die nichts schafft al- Leid uUd Aerger, DaS ist der veritable — Grüneberger!