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Nahrung an dem dichten Gebälk des Dachstuhles gefunden. Ein glühender Regen, tropfte Las schmel zende Zink herab auf die nächste Umgebung. Oben auf der Kuppel des Mittelgebäudcs stand die Qua driga — Viergespann — im Wagen die Schutzgöttin Braunschweigs — Brunonia, jenes von Fremden und Heimischen so ost bewunderte, großartige Kunstwerk — von Nietschel entworfen und von Howald aus geführt. Aller Augen blickten hinauf, Todtenstille beherrschte die Menge — in furchtbarer Schönheit und Glanz stand die Gruppe von Flammen um wallt. Da gab, vom Feuer erweicht, das eiserne Postament nach und langsam und majestätisch san ken die feurigen Gestalten hinab in den Thronsaal. Thräncnden Auges sah der Künstler Howäld, ge stützt auf seinen Sohn, dem Untergange seines größ ten, unsterblichen — wie er gehofft— Kunstwerkes zu. Im Thronsaale blieb es einige Zeit ruhen, um dann hinabzustürzen in den untern Raum. Derweilen suchten die Turnfcuerwehr, Lösch mannschaften, Militär re. zu retten, was imr ging. Um das Silber zu retten, warf man cs aus den Fenstern hinab; Schüsseln mit Speisen, Tellern mit Backwerk und Früchten, Apfelsinen u. Confectstückcn flogen dutzendweise herab. Trotz der fast übermenschlichen Anstrengung griffen die Flammen in der 3. Etage rasend um sich, so daß das Dach nicht erglommen werden konnte. Nach manchen Versuchen gelang es end lich, das Dach des rechten Flügels vom Feuer zu trennen, indem man Zinkplatten abnahm und so dem Feuer von oben enigcgenarbeittn konnte. Die geretteten Sachen wurden thcils in nahen Privat häusern, theils im Museum geborgen. Gegen 8 Uhr Abends war das Feuer ausgebrochen, am Morgen brannte es noch. Nur der rechte Flügel war gerettet, bot aber mit seinen zerschlagenen Fenstern und Thüren keinen sonderlich wohn lichen Anblick, zudem war er niemals völlig möblirt und sonderlich benutzt worden. Den grauenhafte sten Anblick gewährten außer dem gänzlich zerstör ten linken Flügel das Mittclportal des Schlosses. Unter mannshohem Schutte halb vergraben, zwischen abgebrochenen Säulen, die sie vielleicht in ihrem Sturze zerschmettert hatte, erhob sich der Oberkör per der Brunonia, ihr Speer war zerbrochen und ihr Gesicht mit seinem erhabenen Ausdruck schien herabzuschauen auf die sie umgebende Verwüstung. Nur zwei der Pferdeköpfe des Viergespannes waren sichtbar, einer ragte noch in seiner natürlichen Hal tung aus den Trümmern hervor, der andere lag zurückgesunken auf dem Rücken des Pferdes; aber dennoch brachte eben dieses Thier die größte Wir kung hervor, es sah aus, als sei es erschlagen. Die Leiber der Pferde waren thcils in Unformen zerschmolzen, theils verdeckt Lurch ein Stück einer eisernen Galerie. Der Herzog selbst hatte beinahe die ganze Nacht hindurch in der Mitte seiner Offiziere mit der größten Fassung dem Feuer zugesehen. Gegen Morgen fuhr er nach seinem nahen Lustschloß Rich mond. — Ein gewaltiger Schaden ist durch diesen Brand angerichtct worden, nicht allein ein herrlicher Bau ist zerstört, auch wcrthvollc Kunstschätze und Samm lungen seltener Art sind untergezangen. — Allgemeine Trauer herrschte im ganzen Lande; Deputationen verschiedener Art haben dem Herzog die Tiefe derselben kundgegeben. — Die Thätigkeit und der Muth der Turner feuerwehr wird ! allgemein gerühmt und hat der Herzog bereits selbst gedachtem CorpS seinen Dank auszcdrückt. — Möchte cs doch recht bald dahin kommen, daß es in Deutschland keine Stadt, kein Dorf gebe, wo nicht jenes segensreiche Institut blühe. —. Der Brand auf dem Thurme der St. Lorenzkirche zu Nürnberg. Es war ein schauerlicher Tag für einen großen Theil Deutschlands, jener Dreikönigstag (6. Ian.) des Jahres 1865. Ein Gewitter — wie man cs im heißesten, gewitterschwülen Sommer nie erlebt hatte — zog, begleitet von gewaltigem Schnee sturme, mit Entsetzen verbreiteten Schlägen über die winterlichen Landschaften hi», einer nach den andern Schrecken bringend. Mannigfache Ver wüstungen bezeichnen den Weg dieser merkwürdigen Naturerscheinung. Das Stammschloß des vor maligen österreichischen Ministers „Rechberg", das alte Schloß „Hohen Rechberg" in Schwaben, ist nach jahrhundertelangem Bestehen in eine Ruine verwandelt worden; mehrere Kirchthürme in der Nähe von Würzburg und Erlangen wurden ein Raub LeS zündenden Blitzes. Auch ein ehrwür diges Baudenkmal alter Zeit, der eine Thurm der St. Lorenzkirche zu Nürnberg, ward vom Blitze getroffen- Derselbe war unterhalb des Knopfes cingesahren und hatte gezündet. Trotz aller An-