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vese (in der Altmark). Aus beiden Linien haben sich Glieder im Staats«, wie im Kriegsdienst aus gezeichnet, Christoph Friedrich v. Bismarck ch1704, war preußischer General und Kommandant von Cüstrin. Levien Friedrich v. Bismarck -j- 1774, war unter Friedrich dem Großen (1746—1764) Geh. Staats« und Justizminister und erster Prä« sident des Kammergerichts. Sein Sohn August Wilhelm v. Bismarck-s 1783, war Geh. Staats-, Kriegs« und dirigirendsr Minister im General« direktorium. Aus dem rheinischen Zweige v. Bis marck« Schönhausen wurde Friedrich Wilhelm v. Bismarck-Schönbausen 1816 in den würtembergi« scheu Grafenstand erhoben. — Zu der preußischen Linie Bismarck-Schön« Hausen gehört auch der jetzige Ministerpräsident Preußens, Karl Otto v. Bismarck-Schönbausen, geb. 1813 zu Brandenburg, studirte die Rechte zu Göttingen, Berlin und Greifswalde, wandte sich aber nach zurückaelegter erster Prüfung, als AuS- cultator, der Bewirthschaftung seiner Güter im Jerichower und Naugarder Kreise zu. Auf dem Landtage der Provinz Sachsen vertrat er seinen Stand. Politische Bedeutung gewann er jedoch erst, als er sich auf dem vereinigten Landtage von 1847 als Vertreter der sächsischen Ritterschaft zum Führer der äußersten Rechte machte. Auf dem zweiten vereinigten Landtage, der 1848 zurSanctio- nirung des Wahlgesetzes für die Nationalversamm« lung berufen wurde, trat Bismarck wenig hervor. Dagegen zeigte er sich als Mitglied der nach Er« laß der octropirten Verfassung gewählten zweiten Kammer als beredter, energischer Gegner des Re« präsentativsystemS. Ein persönliches Königthum und dessen solidarische Verbindung mit einer be« vorrechteten Aristokratie sollte die für Preußen allein zulässige und gegen das Andringen der Demokratie sichernde Verfassung abgcben. Diesen Grundsätzen entsprach BiSmarck's Bekämpfung der deutschen Reichsverfassung, sein Votum für die Verlängerung des Belagerungsstandes, der Wider stand, welchen er 1850 im Erfurter Parlament den UnionSbestrebungen der preußischen Regierung entgegensetzte, und sein bei den Kammerverhand lungen vom 3. Decbr. 1850 offen ausgesprochener Anschluß an die vom Minister Manteuffel in Ol« mütz vertretene Politik. Die Zunstverfassung, das Grundladensystem, die Patrimonialgerichtsbarkeit und alle Ansprüche der Feudalpartei fanden an ihm einen rückbaltSlosen und kecken Vertheidiger. Im Mai 1851 erfglgte die Ernennung dieses energischen Vorkämpfers der Reaction zum ersten LegationSsecretär bei der preußischen Bundesge sandtschaft mit dem Range eines Geh. Legations raths und drei Monate später zum preußischen Bundestagsgesandten. Als solcher suchte er die Gleichstellung Preußens mit Oesterreich am Bundes tage mit Nachdruck zu Vertheidigen und gerieth darüber mit dem österreichischen Gesandten, dem Grafen Rechberg, in mancherlei persönliche Zer würfnisse. In der Bundespolitik selbst ging er jedoch Hand in Hand mit Oesterreich, weil er an geblich in den italienischen Angelegenheiten eine zu prononcirte Haltung gegen Oesterreich und für Frankreich bewiesen, wurde er 1859 vom Mini sterium Hohcnzollern von Frankfurt abgerufen und als preußischer Gesandter nach Petersburg geschickt, wo am 1. April seine Accreditirung folgte. In dieser Stellung soll er sich eifrig im Jnteresse preußischer Machtvergrößerung mit einem Bünd nisse zwischen Preußen, Rußland und Frankreich beschäftigt haben, aber damit in Berlin nicht durchgekommen sein. Der Konflikt der königl. Gewalt mit dem Abgeordnetenbause rückfichtlich der Militärorganisation veranlaßte indeß König Wilhelm, den kühnen und unternehmenden Diplo maten für einen leitenden Ministerposten auszu ersehen. Zunächst wurde Bismarck im Frühjahr 1862 der preußische Botschafterposten in Paris übertragen. Als dann am 18. September von der Heydt und von Roon aus dem Ministerium schieden, weil sie die Bewilligung der Ausgaben für die Militärorganisatiou im Abgeordnetenhause nicht hatten durchsetzen können, rief man Bismarck von Paris herbei, der mit Herrn von Roon ein neues Cabinet bildete, in welchem er selbst das Ministerium des Auswärtigen übernahm und zu gleich (24. Septbr.) die Stelle des Ministerpräsi denten erhielt. Der Charakter und der politische Standpunkt BiSmarck's einerseits und die feste und geschlossene Opposition der Abgeordnetenhauses anderseits stei gerten nach diesem Ministerwechsel nur zu bald den Kampf um da» Budgetrecht, und eine Eini gung bezüglich der Militärorganisation, auf die es zunächst ankam, gestaltete sich immer schwieriger. Unter anderm verursachte eine in der Commissions sitzung hingeworfene Aeußerung deS Ministerpräsi denten, daß große Fragen nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse, sondern durch „Blut und Eisen" entschieden würden, die größte Aufregung. Ein Beschluß d.S Abgeordnetenhauses vom 7. Octbr. 1862 verwarf die Verwendungen für die Armee und damit den Budgetentwurf der Regie-