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beamtrn ein systematisches Aufräumen vorgenom men, welches einen schnellen Fortgang nahm und bis auf Maschine und Tender noch an demselben Tage, vollständig aber am Mittag des nächsten Tages bewirkt wurde, sodaß bereits um I Uhr Mittags beide Gleise fahrbar und die letzten Uebcr- blcibsel des Unfalls entfernt waren. Der Verkehr auf der Balm wurde nicht un terbrochen, da an der Unglücksstclle ein Nebengleis benutzt wurde. Das Gleis, auf welchem sich das Unglück ereignete, war nur auf einige Schienen längen beschädigt worden und sei nur hervorge hoben, daß unter dem Lowry, worauf die Maschine mit Packwagen stand, circa 5—8 Schwellen gleich mäßig Fuß tief in die feste Kiesunterbettung gedrückt und theils in der Mitte durchgebrochen, theils aber der Länge nach gespalten waren. Der Bahnhofsaufseher hatte dem betreffenden Weichensteller den Auftrag ertheilt, seine Weiche derart zu stellen, daß der ankommende Personen zug im falschen Gleise über den Bahnhof fahren und das andere Hauptgleis mit zum Rangiren des Güterzugs benutzt werden könnte. Der Weichen steller hat es verabsäumt, den Auftrag sogleich auszuführen und sich bemüht, da er zum Stellen der Weiche beim Herannahen des Zuges nicht mehr die nöthige Zeit übrig hatte, demselben durch das schnell gegebene Haltezeichen zum Stehen zu bringen. Wohl hatte der Maschinist das gegebene Signal bemerkt, dreimal zum Bremsen gepfiffen und Contredampf gegeben, dennoch war er nicht im Stande, die Geschwindigkeit des 43 Achsen starken Personenzuges sehr zu mäßigen, da der bis zum Güterzuge noch zu durchlaufende Weg ein zu geringer war. Das 2. deutsche Bundesschießen in Bremen. (Ankunft des Zuges und Uebergabe der Bundesfahne auf dem TomShofe.) Mit Abbildung.) Das verflossene Jahr ist ein für Deutschland wichtiges, während an der Elbe Ufern in Dresden deutsche Kunst, deutscher Männergesang ein groß artiges Fest feierte, ertönten an den Ufern der Weser in Bremen die Schüsse deutscher Schützen; beide Feste waren Feste des einigen Volkes der Deutschen; beide Feste werden auch auf lange Zeit erkennen lehren: „Wir Deutschen sind ein einig Volk von Brüdern, ob Süd ob Nord uns eint, ein theures Band: das Vaterland!" — Wir sehen sie vor uns, die festlich geschmückte alte Hansestadt, nach manchen mühevollen Arbeiten des Festcomites würdig vorbereitet, die Gäste, gegen 60N0 an der Zahl, würdig zu empfangen. Voll endet steht der Bau der Festhalle, in seiner Art nicht minder schön als Dresdens Fcsthalle; ein Werk des Baumeister Heinrich Müller. Mitten auf dem eine Million Qnadratfuß bedeckenden Festplatz — die Bürgerwcidc — erhebt sich und fällt zu nächst dem Besucher in's Auge, der Gaben tcm- pel, ein achteckiges, elegantes, mit einem Thurme versihcnes Gebäude. Durch die Fenster sieht man, wie drinnen geschmackvoll all' die von nah und fern, aus andern Crdthcilcn sogar gesandten, gegen 27,WN Thlr. Werth enthaltenden Sicgespreise aus gestellt sind, um auf die glücklichen Schützen zu harren, denen sic als Preise zuerkannl werden sollen. Wenden wir uns vorwärts, so sehen wir vor uns die im griechischen Bausthle gehaltene Festhalle, die durch ihre Regelmäßigkeit und edele Einfachheit wahrhaft imponirt. In der Festhalle selbst finden wir einen gigantischen Saal, in dessen Ccntrum die Rednerbühne, von der herab manch gewaltig Wort gesprochen worden ist, sich erhebt Von ihr aus gehen sternförmig die Tafeln und Sitzplätze nach den Enden des Saales, während in unmit telbarer Nähe die Plätze der Berichterstatter des Bundesvorstandes, der Ehrengäste rc. reserviri sind. In den Neb.nräumen finden wir ein Wcinlagcr, eine Küche mit einem riesigen Dampfkessel, welcher den großen Heerd mit 18 Bratröhren fortwährend durch seine Dämpfe in Koch- und Brathitzc erhält, ferner eine Condilorci, Restaurationen, einen Lese saal, ein Post- und Telegraphen-Bureau und meh reres Andere. — In diesen gewaltigen Räumen drängt und wogt cs hin und her; glänzende Reden, feurige Toaste, herzliche Begrüßungen hört man, hindurch erschallt das Klingen der Gläser und von Außen her das Knallen der Büchsen. Etwas ent fernter sehen wir die Fahncnhalle, aus derem In nern uns die riesige, künstlerisch-schöne Statue der Germania entgegenwinkt, ein Werk des Bremer Bildhauer Kropp. Vom platten Dache dieser Halle aus genießt man den schönsten Ueberblick des von Menschen belebten, stets mit immer wechselnden Grup pen bedeckten FestplatzeS. In dieser Halle findet sich