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Anecdoten. „ES ist recht nöthig, zu sparen, weil die Zeilen so schlimm find," tagte Jemand; „ich werfe jetzt noch weniger Geld weg, als ich sonst weg geworfen habe, wiewohl ich niemals «was weg werfe. — Ein Dorfgeistlicher sagte in einer Erntepre« digt folgendes zu seinen Zuhörern: „Darum er kennt, meine geliebten Freunde! die empfangenen WohUbaten, und seid dankbar dafür! Bedenket, wenn der liebe Gott auch einmal so undankbar wäre, x als Ihr — was würde da wohl herauskommen." — Jemand las in einer Zeitung, daß ein be rühmter Sänger zu Limburg an der Lahn ge storben sei. „Was es doch für Krankheiten giebt", rief er aus, „habe ich doch noch nie gehört, daß die Leute an der Lahn sterben!" — In einer Stadt wurde ein neues Leichenhaus gebaut. Dieses lag aber von der Wohnung des Todtengräders soweit entfernt, daß man die Bor fichten, welche in Hinficht auf die Scheintodten vorgeschrieben find, hier nicht erfüllen konnte. Da gab Jemand den Rath, daß man in das alte Leichenhaus, welches hart an der Wohnung des Todtengräders stand, die Scheintodten, in das neue LeichenhauS aber die wirklich Tobten beisetzen solle. - Jemand dichtete: Gab' es ein Land, wo ewig währt dies Leben: Ich flöge hin, den Geist dort aufzugebcn. — Ein Schäfer hatte das Rindvieh eines Edel- manneS von der Rindoiehseuche glücklich curirt. Als er darauf eine Rechnung machen mußte, so schrieb er fie mit folgenden Worten: Für das hochabelige Rindvieh zu curiren u. s. w. Ein Herr aus der Stadt nahm einen jungen Bauer in seinen Dienst und sagte zu ihm: „Du sollst 30 Thlr. Lohn haben, und führst Du Dich gut auf, alle Jahre noch ein Geschenk; auch klei den will ich Dich." Der Bauer zog die Livree mit Freuden an. Den andern Morgen kam er nicht zum Vorscheine. Dem Herrn wurde die Zeit lang und er rief ihn. „Hier bin ich!" schrie jener au» seinem Bette. Endlich riß dem Herrn die Geduld; er lief zu ihm hin, und da er ihn noch immer ganz ruhig in seinem Bette fand, wollte er ihn mit dem Stocke aus die Beine dringen. „Na, Herr!" sagte der Bauer: „find wir nicht eins geworden, daß er mich kleiden soll? Ich liege hier und warte schon lange auf ihn." — ES fragte Jemand einen Künstler, der in Neapel gewesen war, nach dem Vesuv. „Nun, haben Sie ibn speien gesehen?" — Nein. — „Je nun, weil — „Haha! ich merke, er speit wohl nur vor großen Herrschaften?" — Ein Mann zog aus einem großen Haufen Holz die untersten Reihen mit großer Müde und Anstrengung hervor. „Aber," sagte man ihm, „was machen Sie denn da? Sie sollten lieber von oben ansangen!" — „Ach was!" »wieder!« er, „ich habe immer gehört, daß man bas Schwerste zuerst thun müsse." — Der Ausrufer von einer Menagerie suchte die Vorübergehenden mit folgenden Worten an zulocken: „Herein, meine Herren und Damen! Sehr schöne und seltene Thiere find hier zu sehen. Arme Leute, welche gar kein Geld Haden, bezahlen die Hälfte!" — Auf einer AuShängetasel laS man: „Hier werden Kinder zum Unterricht und zum Essen angenommen." Auf einer andern stand: „Hier wird Jedermann der Eintritt gestaltet an Mon tagen, Mittwochen und Freitagen, ausgenommen es fiele an diesen Tagen ein Sonntag ober ein Festtag." — — Eine fremde Fürstin lobte in Berlin über Tafel bei dem Gouverneur die französische Nation. „Man findet," sagte sie unter andern, „nirgends Generale, die eben so tapfer als geschickt find." Sie fragte darauf einen gegenwärtigen General: ob fie nicht die Wahrheit rede? „Jbro Durch laucht halten zu Gnaden," war die Antwort, „ich habe sie nur eine halbe Stunde kennen lernen." — Und wo?" — „Bei Roßbach." — Ein Adeliger sagte einst in einer Gesellschaft: „Hält ich einen dummen Sohn, so müßte er Prediger werden." — Hierauf antwortete ihm Jemand: „Ihr gnädiger Herr Vater hat ander- gedacht." —