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Die Kämpfe vor Diippel and die Erstürmung der Schanzen. (Mil Abbildung.) Die preußische Armee lag bereits am 12. Febr. vor Düppel; das BelageruugSwerk konnte jedoch erst am 30. März, als das nöthige Belagerungs material angekommen war, seinen Anfang nehmen. Man schritt zunächst zur Eröffnung der ersten Angriffsparallele, die ersten Batterien wurden er richtet und das preußische Geschütz begann zu spielen und welches zerstörende Spiel. Gar bald kamen Preußen, wie auch Dänen zu der Ueber- zeugung, baß die Schanzen trotz ihres numerischen Uebergewickts in Bezug auf Geschütze sich für die Dauer nicht zu halten im Stande sein würden, trafen doch die preußischen Hohlgeschoffe aus einer Entfernung von 1^ Stunde (oft noch weiter) ihr Ziel mit einer erstaunlichen Sicherheit und richteten Verheerungen an, die den Dänen wohl das Herz beklommen machten. Die Batterien der Preußen wuchsen förmlich aus der Erde, sowohl auf Broacker« land, wie auch im Norden der Düppclstellung, wo sich die Belagerer nach der Einnahme von Düppel, dessen Gehöfte und Häuser von den Dä nen nach und noch in Asche gelegt worden waren, von Rackebüll bis nach Sandberg am Mensunde festsetzen. Trotzdem nun zwar dies preußische Ar- tillericseuer ganz erstaunlich wirket, bot doch die Belagerung und endlich Erstürmung der Düppeler Schanzen noch viele Schwierigkeiten, so daß man von einem raschen Sturme vorläufig absah, weil dieses Unternehmen Tausende von Menschenleben, aufs Spiel gesetzt hätte. Zudem ist dem dänischen Soldat die Tapferkeit durchaus nicht abzusprechen, auch ist er dabei fanatisch und voll Tücke, wovon die Deutschen genug Beispiele haben. Es scheint dies ein Grunbzug des ganzen Volkes zu sein, den besten Nachweis liefert die Geschichte Schles wig-Holsteins. — Immer heftiger ward die Beschießung, und bot dieselbe den Beobachtern, an denen es nicht fehlte, des Interessanten sehr Vieles. Ein fast ununterbrochenes Dröhnen der Luft, ein Zittern und Beben des Erdbodens mußte sowohl die AuS- führer der großartigen Action, als auch die Zu schauer in steter Spannung erhalten. Bei Tag war außer dem Angeführten nur Weniges — der Flug und das Crepiren einer Bombe etwa -- wabrzunehmen, dagegen entwickelte sich bei Nacht ein ganz anderes, schauerlich großartiges Bild von furchtbarer Schönheit. Die Bomben rollten dann, weil von leuchtendem Rauche umkreist, gleich glühen den Meteoren, die, in Parabelform aufstcigenden, sich rasch drehenden Granaten, wie Kometen mit feu rigen Schweifen versehen, am dunklen Himmel dahin. Unterhalb der Schanzen flammten Baracken in die Höhe, auf Alfen brannte Sonderburg und sandte seinen blutrotben Schein gen Himmel. Si cherlich wird bei solchem Nachtbild kein Herz ohne Schauer geblieben seid. — Auf den 14. April war der Sturm auf die Schanzen festgesetzt, doch fand cS sich bald, daß die Entfernung von der 2. Parallele bis zu den Schan zen (etwa 700 Fuß) noch immer zu bedeutend sei; man verschob daher den Sturm, eben so ward auch eine bereits angeordnete Landung auf Alsen unterlassen. Dagegen nahm man in der Nacht vom 14.—15. den Bau einer 3. Parallele, die sich den Schan zen bis auf 500 Fuß istellenwcise etwas mehr) näherte, in Angriff und vollendete ihn auch so ziemlich. Die Zeit vom 15. bis zum 17. April verwendete man nun darauf, diese 3. Parallele möglichst zu erweitern, und sie mit Truppen zum Ausfall zu versehen. Endlich den 17. wurde ge, beim und mündlich, um vor Spionen sicher zu sein, der Befehl gegeben, daß den 18. früh 10 Uhr ein allgemeiner Stnrm auf die Schanzen unter nommen werden solle. Jeder Truppentheil wollte freiwillig sich am Sturme betheiligen und es mußte daher geloost werden, so daß die Sturm- colonnen aus allen Regimentern zusammengesetzt waren. In der Nacht vom 17. 18. wurden be reits sämmtlicke Sturmcolonnen mit allen etwa nöthigen Geräthen versehen in den Parallelen auf gestellt. Die ganze Nacht und den 18. bis zur bestimmten Stunde feuerten die Batterien ununter brochen, indeß die Herzen der zum Sturm Bestimmten noch einmal, für manchen zum letztenmale, an die Ihrigen, an die ibenre Heimath denken mochten. Ein vom Spitzberge herniederschmetterndes, im Augenblicke auf der ganzen Linie wiederholtes Hornstgnal gebietet den Batterien Schweigen und zugleich brechen unter voller Musik und mit lau tem Hurrahgeschrei die Sturmcolonnen im Lauf schritte aus den Parallelen. Ohne zu schießen, durcheilen die Schützen die ersten 300 Schritte, um sich dann aus die Erde zu werfen und jeden Erdrand, jeden Strauch als Schutz benutzend, aus ihren Verstecken gegen Alle», was sie auf den Schanzen wahrnehmen, ein gutgezieltes Feuer zu eröffnen. Ihnen nach eilen die eigentlichen Sturm colonnen. Trotz des in der Nähe entsetzlich wn- lhenden Kartätschenfeuers stürmen die Muthigen fort. Verwundete, Todte bedecken gar bald^die Strecke, doch fortgehtS, unaufhaltsam, nur hinan. Jeder will der Erste sein. Und siehe da, der Sturm gelingt; bereits 7 Minuten nach dem Horn-