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leichten L ibes mit der Kante der Bank in Berüh rung kommen konnte. „Der Herr Doktor!" stellte mich der Kospsu Kapelan vor. , — „Ah, bravo!' riefen die Herren; „nun der findet hier viel zu kucjren." Der Chirurgus allein blieb im ersten Augen« blicke der Uedercafchung sprachlos sitzm. Sichtbar verlegen schien er damit beschäftigt, seine Geister zu sammeln; welches anstrengende Geschäft er durch ein mir wunderbarer Schnelligkeit bewirktes Reiben der Hände fördern zu wollen schien. Endlich rutschte er von der Kante der Bank auf und versuchte einige Worte kollegialischer Begrüßung hervorzubringen: „Meinen Respekt, Herr Doktor, meinen Respekt, Herr Doktor! . . . Die Offijiere lachten, was den Chirurgus nur noch verlegener machte. Da erhob sich em dicker Herr und schlug mit der Faust auf den Tisch r „Das ist unser Chirurguk Herr Doktor! Ein Arzt, wie es keinen zweiten auf Erden giebt. ' Ein Vier- teljahrbundert leben wir hier beisammen. Ein Vierteljahrhundert ist er unser Arzt, und noch ist keiner von uns gestorben!" — Der Chirurgus ath- meke bei dieser Lobrede freier auf und schlug die Augen verschämt weder, wie große Männer tkmn, deren Bescheidenheit man durch Erhebung ihrer Verdienste zu nahe getreten. Schon öffneten sich seine L-ppen, um zur Ver geltung dem dicken O'fizier ein dankbares Kom pliment zu sagen, als Ltevico mit rokhglührndem Gesicht« nicht ohne Anstrengung einen Weinkrug auf den T'sch schob, worauf jeder der Herren ein Glas aus der Tasche zog und vor sich hinstellle. Die Herren schienen es bequemer zu finden, ihre Gläser immer, mikzubringen, als daß jeder ein Dutzend Gläser für den Fall eines Trmkstündchens Härte kaufen sollen. Das Glas des Chirurgus stand im umgekehrten Derhältniß zu seinem minu tiösen Prisennehmen. Mit einer Gewandtheit die jedem Kellner Ehre gemacht haben würde, harre er sich alsbald des Weinkruges demächkizt und füllte die Gläs r. „Wenn jetzt mein da wäre als Hauptmann .... als penstomrter Haaplmann unter uns. . .!" sprach der Kospar« Kapelan, in» dem er sein Glas erhob un^ mir Wohl lefallcn den „Warum trägst du deinen Trauring yar nicht?" fragte ein alter Mann seine junge Frau. „Weil rothgoldenen Kroatemvein im Sonnenscheine fun keln ließ. „Tut wär's," erwid.rte darauf der dicke'Herr vom Faustschlaze mit barscher Stimme. „Dann wären wir doch nicht mehr immer unserer dreizehn am Tische, sondern vierzehn, und man müßte nicht nach jeder Trinkerei ein ganzes Jahr voll Angst Herumzehen, daß man die Zech.' mit dem Leben bezahlt! Weil er aber nicht da ist, so wollen wir ihm doch ein Livio (er lebe!) aosbringen. Livio Oospsn ^th-mssze Kapelan!" 8tevico rauchte wieder aus dem Kukuruz h.r- vor, noch rörher erglüht als das erstemal; ob vom Weine, den er in bescheidener Zurückgezogenheit im Keller des Oospsn Kapelan in sich gesogen, ob vor der Freude, dem 6ospan Kapetan einen Brief über reichen zu können, den ein Grenzerweib eben von der nächsten Poststation mitgebracht, ließ sich auf den ersten Anblick nicht entscheiden. „Ein Brief!" rief der Oospsn Kapelan freudig. „Die Hand ist mir aber unbekannt, das ist nicht die -meines ^ldsnaszs . . Zitternd erbrach dec Alte den Brief und las mit fester, unerschüttener Stimme: „Herr Hauptmann! Ich bettle mich, Ihnen anzuzeigen, daß Ihr Herr Sohn in dm heißen Kämpfen, die wir bei der Avantgarde, die nachher zur Arnengarde geworben, fast tagtäglich gefochten, dem Namen eines Grenzers Ehre gemache hat. Am 20. Jini wurde e: Hauptmann. An demselben Tage erreichte ihn das Loos, dem jeder Krieger seine Brust entgegenträgt. Ein Kreuz aus Arsten bezeichnet bis auf Weiteres sein Grab. Verona, den .... Oberleutnant Z . . .^. d." Dem Oospan Kapelan zitterte am Schluffe doch der Brief in der Hand. E'ci wurde bleich, eine Thräns drängte sich ihm in's Auge. Oer Herr aber von dem Faastschlage erhob sich wieder und voll ndete: „Livio 608PSN Kapelan ^lk-mssje! Livio! Er starb als Ha>iplmann und als Soldat. Achrung! Präsenlirt!" Alle nahmen die Mühen ab, erhoben sich und hielten die Gläser empor. „Ich habe immer gewünscht, daß er Haupt mann werde," sprach der Oo8pan Kapelan; nun ist ec noch um eine Stufe höher avancier." Schweigend leerten Alle die Gläser. eS mich schmerzt, wenn mir Einer die Hand drückt", war die unbefangene Antwort. Miscellen und Anecdoten.