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nach Titian über den Kamin aufhängcn wollt-, das Dasein der Frau Badgery erst g-wahr. „Nickt dorihin," rief die halberstckte Stimme beschwörend, „nicht dorthin; sein Portrait hing enst dort! Him mel, solch ein Bild, solch ein schrecklich, schrecklich Bild hinzuhängen, wo sein Bild hing! „Wütend drehte ich mich um. Da stand sie wieder in Krepp gehüllt, ihren unausstehlichen Feldstuhl am Arm. Noch ehe ich ein Wort entgegnen konnte, kamen secks Männer, ein großes Möbel tragend, und Frau Badgery war verschwunden. Haben sie sie in der Thür zerdrückt oder zertr.tin? fragte ich mich, obgleich ick keine unmenschliche Natur besitze, ganz ruhig. Es dauerte gar n-cht lange, so war diese Frage durch Frau Badgery's Wicdercrscheinen verneinend beantwortet. Im Laufe des Tages wurde ich nicht einmal, nein zehnmal auf meine Füße getreten, an die Wand gestoßen; aber sie, sie entschlüpfte stets unbeschädigt. Co oft ich dachte, sie ist aus dem Haus, hörte ich ihr Seuf zen hinter mir. Das Chaos des Einräumens ge- nirte sie durchaus nicht. In j dem Zimmer weinte sie dem Andenken d.s Herrn Badgery eine Thräne. Sie halte sich eine Blechbüchse mit Buttcrbrod und Fleisch mitgebracht und hielt m Gesellschaft ihrer Erinnerungen ein lhränenreiches Mahl in einer Laube meines Gartens. Ich bin dessen nickt ganz gewiß. Aber so viel weiß ich, daß ich sie den ganzen Tag nicht los wurde, und als der Abend kam, war ich mir den Gewohnheiten des seligen Badgeiy so vertraut wie mit meinen eigenen. Es intercssirl vielleicht den Lehr, zu wissen, daß mein Geschmack in Teppichen sich nicht mit dem des Herrn Badgery nuffm konnte, d.ß meine Ideen über den Lohn der Dunstboren n chk so generös waren als die des Herrn Badgery, und daß rch in meiner Unw ssenheit darauf bestand, das Sopha apf kin>n Platz zu stellen, den einstens Herr Bad« gery ganz besonders geeignet für cintn Fauteuil gefundtn hatte. Den ganzen Tag konnte ich bin- gehen, wohin ich wollte, lhun, sagen, was ich wollte, so war diese in Krepp gehüllte Wiktwe mit ihrem lersen Stöhnen, ihrem Seufzen, ch en Erinnerungen an Herrn Dadgkiy mir zur Seme. Nicht eher, als dis das letzte Stückchen Möbel in's Haus ge schafft war, verlor ich sie aus d m Gesicht, und selbst da war sie noch nicht gegangen; erst erzählte sie noch im Eait-n meinen Dienstboten, wie streng der verstorbene Herr Badgtry es Mit den Haus- mädchen hinsichtlich militainscher Bekanntschaften genommen hätte. Einer meiner Arbeiter eskorlirte sie endlich hinaus und verschloß die Gartenthür hinter ihr. In meiner Freude gab ich >hm einen halben Thaler und das Versprechen, wenn ihm ein Unglück widerfahren sollte, für die vaterlose Hinter lassenschaft zu sorgen. Oer nächste Tag war ein Sonntag. Ich be suchte den Gottesdienst in mein,m neuen Kirchspiel; ein beliebter Prediger war angekündigt, und so war die Kirche zum Erdrücken voll. Ich sah nach rechts, nach links und fand kenen Platz. Da fühlte ich eine Hand sich auf meinen Arm legen, — es war die Hand der Frau Badgeiy; sie lud mich ein, in ihrem Stuhl mit Platz zu nehmen. Ich bemerkte, wie die Augen von wenigstens ein paar Dutzend Eemeindem tglikdern auf m ch gerichtet waren; aber ich hatte keine Wahl, ich mußte die schr.ck.nerre« g,nde Einladung anmhmen. Ich wollte mich auf den nächsten freien Platz setzen. „Sein Platz!" flüsterte sie und machte mir ein Zeichen mich auf den freien Platz auf ihrer andern Seite zu sitzen. Lche ich noch dahin kam, hatte ich über eine Bin senmatte zu steigen, und ich warf dabei der Frau Badgery sammrliche Gebetbücher herunter. Eie weinte ununterbrochen währ,nd des ganzen Gottes dienstes, sammelte sich gewaltsam, als er ge.ndigl war, und the.lte mir dann H-rrn Badgery'g An sicht.« über verschiedene theologische Sätze mit. Glücklicher Weise war an der Kirchlhür ein dichtes Gedränge, das ich benutzte und ihr enischlüpfle. Oer Gedanke sie könnte vor mir in meiner Wohnung anlangen, nsLreckre mich so, daß ich dir Zeit bis zum Nachmiktagsgoltesdienste >m Freien zubrachle. Montag kam. Ick beorderte meine Dienstboten, keine lchwarzverschieieite Frau ohne meine Erlaubriß «inzulassen. Eist nun, da ich m-ch oollkommcn sicher suhlte, ordnete ich me,ne Bücher uno Kupfer stiche. Ich war noch keine Stunde damit beschäf tigt, als einer ter Diener hereinstürzie und mir mmcheilt«. daß eine Dome >n Tramr vor meiner Gartenthür chnmächtig umgefallen sei und um Er- laubniß gebeten habe, hereinzukommeu und sich zu erholen. Ich lief an die Gartenthür. Noch ehe ich hingckonimen. war sie von einer mitfühlenden Volksmenge aufgesprengt worden. Da kam sie wieder, gestützt auf den Arm ein,s theilnohmsvollen G.würzkrämeis, hinter sich einen Fltischeijungen, der ihr»» Felcstuhl trug. Sie meinen Leuten über lassend, rannte ich nach meinem Schlafzimmer und velsch'oß und verriegelte tie Thür fest hinter mir. Als sie nach zwei langen Stunden fortginq, ließ sie sich bei mir entschuldigen und mir mitth.ilcn, daß gerade dieser Montag der Jahrestag ihrer Trauung sei, und taß sie bei dem Anblick« des